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Ein armer Sklave, der seinem Herrn entlaufen war, wurde wieder eingefangen und zum Tode verurteilt. Man brachte ihn auf einen großen weiten Platz, der mit Mauern umgeben war und ließ einen furchtbaren Löwen auf ihn los. Mehrere tausend Menschen sahen zu.
Der Löwe stürzte grimmig auf den armen Menschen los – blieb aber plötzlich stehen, wedelte mit dem Schweife, sprang voll Freude um ihn herum und leckte ihm dann freundlich die Hände. Die Leute aber verwunderten sich und fragten den Sklaven, wie das komme.
Der Sklave erzählte: Als ich meinem Herrn entlaufen war, verbarg ich mich in eine Höhle der Wüste. Da kam dieser Löwe winselnd zu mir herein und zeigte mir seine Pratze, in der ein scharfer Dorn steckte. Ich zog ihm den Dorn heraus und von der Zeit an versah mich der Löwe mit Wildbret und wir lebten in der Höhle friedlich zusammen. Bei der letzten Jagd wurden mir voneinander getrennt und beide gefangen – und nun freut sich das gute Tier, mich wieder zu finden. – Alles Volk war über die Dankbarkeit des guten Tieres entzückt und rief laut: Es lebe der wohltätige Mensch! Es lebe der dankbare Löwe! Der Sklave wurde freigelassen und reichlich beschenkt. Der Löwe aber begleitete ihn von nun an beständig wie ein zahmes Hündchen, ohne jemand ein Leid zu tun.
Die Dankbarkeit kann wilde Tiere zähmen:
Laß dich, o Mensch, von ihnen nicht beschämen.