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Ein reicher Edelmann vom Lande kam in einen ansehnlichen Kaufladen der Hauptstadt, um für seine Gemahlin einen Hut zu kaufen, den er ihr mit nach Hause bringen wollte. – Ich überlasse es Ihnen, sagte er zur Putzhändlerin, den allerschönsten auszuwählen, den Sie im Laden haben. – Die Frau brachte einen prächtigen Hut, der mit schönen kunstreichen Blumen geziert war.
Nun wohl, sprach der Herr, er ist überaus schön und gefällt mir sehr wohl. Was fordern Sie dafür? – Nichts, sagte die Frau; der Hut ist schon längst bezahlt. – Wie soll ich das verstehen? rief der Herr; ich begreife es nicht. – Die Frau sagte: Vielleicht erinnern, Sie sich noch, daß Sie vor vielen Jahren auf dem Obstmarkte einem armen Mädchen Pomeranzen abgekauft haben. Sie überreichten dem Mädchen einen Dukaten und verlangten, darauf herauszugeben. Das dürftig gekleidete Kind sagte: Ich habe heute nur anstatt meiner Mutter, die wirklich krank liegt, das Obst feil; ich habe keine Münze zum herausgeben und verstehe mich auch nicht auf Goldstücke. Da sprachen Sie sehr freundlich: Nun, so bringe dieses Gold deiner kranken Mutter. Dieses großmütige Geschenk kam damals meiner Mutter und mir sehr wohl. Unser kleiner Obsthandel wäre sonst in das Stocken geraten. Durch eine glückliche Heirat bin ich in den Besitz dieses Kaufladens gekommen, haben Sie die Gnade, für Ihr großes Geschenk diesen Hut als ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit nicht zu verschmähen. – Der Edelmann war ebenso erstaunt als erfreut. Meine Frau muß Sie auch kennen lernen, sprach er. Besuchen Sie uns diesen Frühling auf unserem Schlosse, bevor aber die Handelsfrau auf das Land kommen konnte, kam die Gemahlin des Edelmannes in die Stadt und beide wurden vertraute Freundinnen.
Wohltätigkeit erfreut,
Nicht minder Dankbarkeit.