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Christine bat ihre Mutter, ihr ein Kanarienvögelein zu kaufen. Die Mutter sprach: Du sollst eines bekommen, wenn du immer recht folgsam und fleißig sein wirst, besonders aber, wenn du deinen Vorwitz aufgibst, unnötige oder gar schädliche Dinge inne zu werden. – Christine versprach es. Eines Tages kam sie aus der Schule nach Hause. Da sagte die Mutter: Hier auf dem Tische steht ein neues Schächtelchen, mache es beileibe nicht auf und rühre es nicht einmal an! Wenn du mir folgst, werde ich dir eine große Freude machen. Die Mutter ging hierauf fort, um den kleinen kranken Wilhelm, ihr Patenkind, zu besuchen. Kaum war sie zur Tür hinaus, so hatte das vorwitzige Mädchen das Schächtelchen schon in der Hand. Es ist so leicht, sagte es, und in dem Deckel sind kleine Löcherchen! was mag doch wohl darin sein? – Sie machte das Schächtelchen auf und sieh, augenblicklich hüpfte ein wunderschönes gelbes Kanarienvögelein heraus und flog freudig zwitschernd in der Stube herum. Christine wollte das Vögelein wieder fangen und einsperren, damit die Mutter nichts merke, wie sie nun außer Atem und mit glühenden Wangen das flinke Vögelein vergebens in der Stube herumjagte – trat die Mutter herein und sagte: Du ungehorsames, vorwitziges Mädchen! Das schöne Vögelein wollte ich dir schenken; ich wollte dich aber zuvor prüfen, ob du es verdienest. Jetzt aber werde ich es dem guten Wilhelm geben, der gehorsamer und nicht so vorwitzig ist, wie du.
Ein gutes Kind tut seine Pflicht,
Sehn es auch gleich die Eltern nicht.