Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

17.
Die alte Vaterstadt.

Noch zu unserer Zeit hatte die Stadt ihren eigenen Feldherrn, und das war nicht etwa der Onkel Major oder der Großonkel Rittmeister. Der kriegerische Titel knüpfte sich nicht an ein gleich kriegerisches Amt. Es war derjenige der Herren Rathsherren, der die verfassungsmäßige Aufsicht führte über die städtische Feldmark, die Stadtheerde mit einbegriffen. Im Sommer erschallte jeden Morgen früh durch alle Straßen das Horn des Hirten, der seine Heerde zusammenblies, und jeden Abend, wenn die Kinder das Brüllen ihrer lieben Kühe hörten, stürzten sie an das Fenster oder vor die Thür, auch wenn sie auf dem Hofe oder ganz hinten im Garten. Der Freudenruf »die Kühe kommen« unterbrach jedes Spiel, selbst das schönste im fesselndsten Moment.

Noch bis auf den heutigen Tag heißt eine unserer anmuthigsten Promenaden schlechtweg »die Chaussee« in dankender Erinnerung jener Zeiten glücklicher Ursprünglichkeit, in der dies die erste und langehin die einzige Kunststraße weit und breit, wie der einzige regelmäßig mit Baumreihen – zum bei weitem größten Theil mit Linden – bepflanzte Spaziergang. Auch andere hübsche Wege gab es nach allen Seiten, und die meisten in der Niederung mit Weiden an den Gräben, aber es waren eben keine Alleen. So wurde die Chaussee das sichere Rendezvous der guten Gesellschaft, und kam es nicht ganz gleich einem förmlichen Eheversprechen und seinen rechtlichen Folgen: einer förmlichen Verlobungsanzeige, sei es durch unmittelbare Anzeige oder im Wochenblatt, kam es sehr nahe, wenn zwei junge Leute verschiedenen Geschlechtes und nicht Bruder und Schwester Arm in Arm »auf der Chaussee« gesehen waren.

Den einen Abend entstand Feuerlärm. Die Aufregung war um so größer, als sogleich vermuthet wurde, es sei angelegt. Die Vermuthung bestätigte sich, man entdeckte die Reste eines Bündels Werg mit Schwefelfäden in dem Strohdache. Altes Stroh brennt lichterloh, sagt man, wenn nicht mehr ganz jugendliche Gemüther in Liebe entbrennen. Das Stroh und Rohr im Dache der alten Scheune waren weniger entzündlicher Natur, auch das dicke grüne Moos darauf vom letzten Regen noch naß wie ein Schwamm. So schwälte und qualmte es gewaltig, eine helle Flamme brannte aber nicht auf, und ehe die Spritzen angerasselt kamen, worüber eine angemessene, nicht ganz kurze Zeit verging, hatte das Feuer schon das Gescheiteste gethan, was es thun konnte, es war bereits von selbst ausgegangen. Schade d'rum! Ein so ruhiger Abend! Wäre die alte, sehr alte, schon ganz schief zusammengesunkene Scheune über Nacht still und friedlich abgepäsert, ein unersetzlicher Verlust würde es nicht gewesen sein. Nun die Gefahr war glücklich vorüber, und so zierte das ehrwürdige Denkmal der Vorzeit, rings umgeben von neuen Häusern, noch lange eine unserer hübschesten Straßen, einen der hübschesten Plätze der Stadt. Noch lange fuhren im Sommer hochbeladene, schwerfällig schwankende Erndtewagen zu ihr heran, Getreide und Heu wurden »abgestakt«, im Herbst wurde gedroschen auf der Tenne, und lustig schallte der derbe frische, echt ländliche Klang in den städtischen Umgebungen, während im Winter die knallende Peitsche, die klingelnden Schellen die Scene belebten, wenn mit bereits angeschirrten Pferden der dort untergebrachte Familienschlitten abgeholt wurde. Noch lange ging es um die alte Scheune herum am lebhaftesten und heitersten zu bei den Viehmärkten, mit denen jeder Jahrmarkt begann. Wie manchem Rosse wurde da in's Maul gegriffen und geschaut, wie mancher Kuh das Alter von den Hörnern gelesen, das Euter und die Milchadern geprüft, die Rippen befühlt und der Rücken mit dem Schwanze gemessen. Wie Mancher wurde erst zu spät die ganze Wahrheit- und Tiefe des alten Spruches inne: »wer tauscht, betrügt« – wenn nicht den Andern, doch sich selbst. Wie viele Wirthe bereicherten ihre ökonomischen Kenntnisse durch Austausch ihrer Erfahrung, oder wie ihre zu Hause gebliebenen skeptischen Frauen sagten: »sie logen sich gegenseitig die Nasen voll«. Wie freigebig mit Bier, Schnaps und Meth waren die fremden Händler, die – kamen sie noch so weit her, nie mit der Absicht kamen, zu kaufen: sie konnten es anderwärts viel billiger haben, und wenn so viele dabei, handelten sie schon gar nicht. »Da ist immer einer klüger als der andere, aber Mann gegen Mann, fordern und bieten, ein Mann ein Wort, abgemacht ist abmacht – den Leinkauf geb' ich.« Wie Mancher, der nach dem Leinkauftrunke den Fuß schon im Bügel, das Kammhaar in der Faust, sprang mit dem zweiten Bein noch immer im Kreise herum, als wollte er auf die Manier, halb reitend halb springend, und immer in die Runde wie ein drehkranker Hammel bis nach seiner Heimath, und wenn er endlich im Sattel war, oder zu sein glaubte, fiel er auf der andern Seite wieder von seiner »Kobbel« herunter. Wie viele muntere Knaben legten schon hier ihr ganzes Jahrmarktsgeld an, »jockelten« glückselig für einen halben Silbergroschen einmal, für einen ganzen zweimal die Straße auf und ab, ruderten mit den Ellenbogen, als wollten sie auch fliegen, nicht nur reiten lernen, die Hosen bis an die Kniee heraufgerutscht, und »hopsten« – ein niederunger Käse konnte im Moment der Erhebung durchrollen.

Ein anderes, später oft mit einer alten Scheune beleidigend verwechseltes Gebäude stand wol schon ein Jahrzehend an derselben Stelle, wo jetzt das neue Theater steht. Bald nach der Eröffnung des alten wurde der Freischütz als Novität gegeben, an drei Abenden – ein unerhörter, nicht unverdienter Erfolg. Nur Max, auch im Privatleben ein großer Jagdfreund, hielt sich einen braunen Hühnerhund, der kam ihm nun auf die Bretter nach. Und das Bedenkliche der naturalistischen Vorführung lebender Thiere auf der Schaubühne hatte der Schimmel, auf dem Rochus Pumpernickel in die Scene ritt, erst unlängst drastisch zur Anschauung gebracht. Doch der von teufelischen Künsten noch unverblendete Jüngling streifte »durch die Wälder, durch die Auen« ruhig und vorsichtig bis dicht an den Souffleurkasten, das treue Thier ihm immer nach – da fährt eine Hand, ein langer Arm in grünem, unter der Achsel gelbem Bombassin aus dem Kasten, packt Pikas beim Hinterbein: Pikas strämmt sich, da packt die andere Hand seinen Schwanzstummel, und – hinab mit ihm! – Das war das eine kleine Versehen bei der ersten Aufführung, ein anderes bei der dritten war noch geringer. In der Wolfsschlucht rumpelte das dämonische wilde Schwein correct bis in die Mitte der Scene. Hier machte es Halt und sollte Feuer speien, spie aber nicht. Feuerspeien ist auch eine Kunst: zu jeder Kunst gehört Stimmung, und wenn man nicht disponirt, da soll der Teufel Feuer speien. So rumpelt das wilde Schwein ein Endchen weiter, und bleibt wieder stehen ... jetzt wird es Feuer speien? Doch nicht, es war nur mit den Rädern hacken geblieben an irgend etwas. Die trotz des schauerigen Dunkels ziemlich sichtbaren Stricke zerren und zerren. Das ganze wilde Schwein bebt und wackelt: bald will es sich bäumen, bald hinten ausfeuern, aber Feuer speien vorne will es nicht. Die Eule auf dem Pappfelsen schlägt mit den Flügeln und funkelt mit den Augen, wie Augen von transparentem, in Oel getränktem Papier, hinter dem ein Endchen Talglicht brennt, nur funkeln können, warum das Schwein nur nicht Feuer speiet in aller Welt – es ist die höchste Zeit! Nun die zahmen Schweine, die auf den Wochenmarkt getrieben, den Strick am Fuß nachschleifen, werden ja auch einmal stetisch, wollen um keinen Preis vom Fleck: was Wunder, daß ein wildes seine Mucken hat – und so mit einmal – schurr! rutscht es wieder los und ganz und gar ab von der Bühne, ohne auch nur einen Funken von sich gegeben zu haben. Hilft ihm nicht, es muß hinten herum, um die Hinterkoulisse, kommt noch einmal vor, wieder die zwei Schwärmer als Hauer im Maule wie riesenhafte Papiercigarretten. Und sieh da – zisch! geht der eine Schwärmer los, und – zisch! geht der andere Schwärmer los. Jetzt schneuzt und speit es pflichtmäßig Feuer und Flammen, Rauch und Qualm. Man roch es bis auf der Gallerie und in der tiefsten Tiefe des Parterres, wo sich schon eine vorschnelle Stimme hatte vernehmen lassen: »die wilde Sau raucht kalt.«

Vor der Erbauung des Schauspielhauses wurde in der Reitbahn des königlichen Landgestütes gespielt. Wenn die edeln Racepferde zur Grasung auf das Land gingen, wurde vom Landstallmeister und Oberlandstallmeister bereitwillig die Erlaubniß ertheilt, die Bühne aufzuschlagen. Hier hat so mancher berühmte Gast, wie Fleck – irre ich nicht als Wallenstein – hier haben Wurm und Laroche im »Hausgesinde«, in »unser Verkehr«, im »Rehbock« die Großeltern entzückt; »aber Laroche war feiner«, darin stimmten alle überein. Auch die Catalani, die echte wie die viel belachte falsche fuhr nicht bei uns vorbei. Die echte trat aber nicht in einer Oper auf, sie sang nur zwei kleine Liederchen im Saal des goldenen Hirsches und ließ sich ein Entree von zwei Thalern dafür gefallen, was uns jetzt noch enorm vorkommt, obwol wir gern das Doppelte dafür geben möchten, brauchten wir manchen lange nicht so berühmten Virtuosen – nicht zu hören.

Der Gesangverein bestand noch nicht, doch entbehrten die Freunde der Tonkunst keineswegs Anregungen und Genüsse der mannichfachsten Art. Das größte Unternehmen blieb immer das Weltgericht. Zum Weltgericht wurde, wie billig »in der großen Kirche« ein eigenes Gerüst aufgezimmert vom Tischler Richter und Zimmermeister Ludwig. Die Solopartien zum Weltgericht übernahmen gütigst die gefeiertesten Sänger und Sängerinnen der größeren Nachbarstädte. Zum Weltgericht kamen die Riesenburger Trompeter – und noch jetzt kenne ich Zuhörer der damaligen Aufführung, die sich die » tuba, mirum spargens sonum« kaum anders vorzustellen vermögen, sofern Ueberirdisches überhaupt vorstellbar, als unter dem irdischen Symbol der Tuba, deren Mundstück jener dicke Stabstrompeter an seine Lippen preßte, während seine vollen rothen Backen immer röther sich taktmäßig aufblähten – so wie das erste ferne Grollen der Donner des kommenden Gerichts nicht anders, als unter dem Symbol der in den hohen Gewölben so wunderbar hallenden und verhallenden, bis zur höchsten Kraft anschwellenden, wieder abnehmenden und gleichsam nur murmelnd ersterbenden Paukenwirbel ... Und nicht etwa jeder beliebigen Paukenwirbel – es mußten die beiden Kesselpauken sein, die man sonst nur sah am Halse des großen Schecken, dessen Reiter statt des Zaumes die Schlägel in Händen, sich bald rechts bald links wandte, bald behende trommelte, bald nur mit vereinzelten kräftigen Schlägen die Hauptdrucker gab dem klingenden Spiel, mit dem die Kürassiere auf dem Ausmarsch zum Manöver durch unsere Stadt zogen. Beim Weltgericht, glücklicher Weise erst ganz gegen das Ende des Schlußchores, verrenkte sich der leitende Meister den Arm. Eigentlich war es bewundernswerth, daß er sich nicht beide Arme und noch mehr verrenkte, oder sich gar von oben bis unten aus einander riß: – mit so gewaltig gestikulativen Mitteln unterstützte er die verlangte Wirkung bei den tuttis »mit aller Kraft«: so energisch schwang er im Reiche der Töne den Kommandostab, wie einst bei Erstürmung des Grimmaschen Thores der Hautboist wahrscheinlich nicht blos sein Oboë geschwungen. Und noch drei Tage nach dem Weltgericht hingen an den kleinen nach außen zu öffnenden Hinterfenster des inzwischen längst durch einen stattlichen Neubau ersetzten, alten, langen, niedrigen Hauses, indem die Kirchenbeamten wohnten, eine flanellene Unterjacke und wollte und wollte nicht trocknen. So hatte der Mann geschwitzt! Es ist aber auch kein kleines Stück Arbeit, das Weltgericht zu dirigiren. Ueberdies brachten es die klimatischen Verhältnisse mit sich, daß das Weltgericht erst in der bessern Jahreszeit stattfand. In der großen, nicht heizbaren kalten Kirche wären sonst die Verdammten allzusehr im Vortheil gewesen. Die Proben waren in der sogenannten »kleinen Kirche«, dem damals noch nicht in ursprünglicher Bauart wieder hergestellten hohen Chor. Und die weiland Herren Bischöfe von Pomesanien, deren Krummstab unsere Stadt noch im Wappen führt, die hier einst das Hochamt celebrirt in prunkendem Ornat, von Weihrauchwolken umwallt, im magischen Licht, wie es durch buntgemalte Fenster in zitternden Strahlen fiel auf die gleichsam in einer höheren Region wie die Gemeinde den heiligen Brauch verrichtenden Geweihten des Herrn, schauten nun gespenstig aus verblaßten Wandbildern hernieder auf die jedes erhebenden Schmuckes beraubten, entweihten Räume, in denen ein nachgewachsenes Geschlecht ruchloser Ketzer ihre Gesänge erschallen ließ »wie die Heiden und Mohren« – selbst nach dem, freilich keineswegs ganz unbefangenen Urtheil unseres ohne Frage größten Musikkenners, der das Unternehmen nicht leitete, und nachher doch zugeben mußte: »bei Gott! ich habe nicht gedacht, daß es noch so gehen würde.« Auch ein Triumph!

Damals stand noch am Domplatze das alterthümliche Schulhaus mit seinen wunderlichen drei Dächern. Ach, immer seltener werden, die mit uns noch auf den alten wackeligen Bänken, an den unzählig oft und immer wieder geflickten, zerschnittenen, zerkerbten, mit Verewigungen aller Art geschmückten Tischen und Nebentischen saßen, und mit uns am Schluß jeder öffentlichen Prüfung von dem ehrwürdig knarrenden Hauptkatheder der Aula immer wieder die gleiche feierliche Ansprache vernahmen: »Geliebten Zöglinge – knirr, knarr! ächzte das Kathederpult, aus dem das vergilbte Concept lag – schon wieder ist – knarr knirr – ein Schuljahr verflossen – knirr knarr! ...« Kommen aber einmal so ein paar alte Schulkameraden zusammen – ja da lassen sich Geschichten erzählen! ... Geschichten, alle mit dem Schluß, ohne den es eben keine rechten Schulgeschichten wären: »und wir lachten«. Eine und die andere auch wol aus dem Ton, der einst jene nachsichtige Mutter zu den nicht unbeherzigenswerthen ruhigen Worten veranlaßte: »Es ist nur merkwürdig, daß die alten dummen Kerls sich so ungeheuer kluge Schüler herangebildet haben.« –

Das neue Gymnasium, eine der edelsten Zierden der Stadt, sagt auch dem fremden Beschauer sogleich durch eine sehr schöne lateinische Inschrift über dem Portal, daß es dem Dienste der Musen geweiht. Bei der solennen Einweihung des Hauses fragte ein junges Mädchen unsern alten Hausfreund: »Was heißt denn aber die Inschrift auf deutsch?« Der alte Herr, damals noch in seiner besten Zeit, erwiderte nach kurzem Sinnen: das heißt: »komm' her, mein Jungchen, du gefällst mir – spricht die Muse – wenn du auch nicht jeden Morgen verspätest, nicht jeden Tag nachbleibst, nicht jedes Quartal einen solchen Steckbrief wie den letzten nach Hause bringst, und nicht Zeit deines Lebens eine Klaue klierst, die kein Gott lesen kann, geschweige denn die armen Herren Lehrer, die sich ohnehin schon halb blind korrigiren an all euren schnitzerwimmelnden thörichten Heften. Aber – st! sage es keinem weiter, auch deinem Busenfreunde nicht, der schon sämmtliche Romane beider Leihbibliotheken durchgeschmöchert – es wird doch nichts aus ihm. Wir Schwestern sind wol unserer Neun, wollten wir aber eine Besserungsanstalt für alle unnützen kleinen Jungen anlegen: das würde doch zu viel werden, dazu reicht unser Local nicht aus.«

Ja damals gelangte der begeisterte oder sich begeistert wähnende Jünger der Kamönen noch leichter »heraus in eure Schatten, rege Wipfel des heiligen alten dichtbelaubten Hains« – wo die Drossel schlug auf höchstem Zweige der schlanken Föhre, die röthlich glänzte im Lichte der sinkenden Sonne – wo zwischen Laub und Nadelholz die breite Landstraße in anmuthiger Biegung sich hindurchwand vorüber an dem Reisighaufen, dem kein Wanderer ein frisches grünes Reis zuzuwerfen unterließ, um dann seinen Schritt schaudernd zu beschleunigen hinweg von der Stätte des Unheils, an der einst Jemand erschlagen sein sollte: – wer, wann und von wem, davon wußte die im Zwielicht ihrer halben und mehr als halben Verschollenheit nur um so romantischere Sage nichts mehr – wo die Knaben in ihrem lieben Schmetterlingsthale oder in der Lindenschlucht sangen: »in des Waldes tiefsten Gründen« – wo die Mädchen stillschweigend neunerlei Kräuter suchten am Johannisabend, bis die Leuchtwürmchen schwärmten oder wie glühende Thautropfen an den Zweigen hingen – und von wo in warmen Sommernächten, wenn man bei offenen Fenstern schlief, bis in die Mitte der Stadt recht deutlich zu vernehmen und doch geheimnißvoll wie das innerste Herzpochen der Erde, die dröhnenden Schläge des Eisenhammers herüber hallten.

Jetzt ist der Wald verschwunden, nur das Eichenwäldchen, in das der Wald einst auslief, steht noch. Die Quellen sind versiegt, die einst aus seinen kühlen Schluchten rieselten. Pflug und Egge bestreichen die kahlen Höhen. Nur aus einer Quelle kann die Muse noch immer schöpfen, in die sich jene anderen alle ja auch ergossen. Die Liebe fließt noch immer durch das traulich enge Thal, die Heimath so vieler unvergeßlicher Erinnerungen, bis sie die eintönig weite, aber fruchtreichere Niederung erreicht und, wie alle Bäche, Flüsse und Flüßchen, mündet in dem großen vaterländischen Strom.

*

 


 << zurück weiter >>