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14.
Guter und schlechter Humor.

Ein guter Humor ist die Würze des Lebens. Stände dem guten Humor nur nicht sein häßlicher Stiefbruder, der schlechte Humor, zur Seite, der gar zu oft, ehe man sich 's versieht, mit jenem die Rolle tauscht! Doch sollen die kleinen Leute darum gescholten sein, thu' es nur ein Anderer: meines Amtes ist nicht, der ernsten Erziehungskunst vorzugreifen. Ohnehin wird die gute Stimmung der Kinder, wie ein Nichts sie zum Umschlag bringt, auch durch die unbedeutendste Kleinigkeit wieder hergestellt. Das Anzünden der Lampe, ein paar Walzertakte aus dem Klavier, am Fenster ein pickender Sperling verscheuchen die üble Laune. Oder schnell den kleinen Schreihals vor den Spiegel gehalten, daß er stutzt beim überraschenden Anblick seines wunderlich verzerrten Gesichtchens – gleich lacht er wieder. Und im höchsten Schmerze bewährt sich tröstend der Mutter Zuspruch: »komm' her, ich werde dir die Thränen wischen.« Gäbe es doch auch für den schlechten Humor bei Jahren, für die erwachsene Melancholie Trost- und Erheiterungsmittel so einfacher Art!

Am liebsten sind dem kindlichen Humor jene uralten Scherze, die schon Eltern und Großeltern erfreuten und immer wiederkehren, unsterblich wie die Kindheit selbst.

»Schäme dich, du hast dir die Augen nicht gewaschen, du hast ja schwarze Augen.«

»Vergiß aber nicht den Mund aufzumachen beim Essen.«

»Armer Junge, bist du die Treppe heruntergefallen, hast du dir die Haare abgestoßen?«

»Wißt ihr schon, Weihnachten ist für dies Jahr abbestellt?«

»Glaubt nur nicht, daß es heute Pudding mit rother Sauce giebt, (wie in wohlunterrichteten Kreisen behauptet worden) es giebt Spinat »zum Zweiten«.

Ein täuschend zusammengelegtes Bonbonpapier, als wäre der Bonbon noch darin, ist die überraschendste Attrape, ein Taschenspielerkunststück ohnegleichen das Abreißen und Wiederansetzen der kleinen Nase – sie wird aber wirklich, im Ernst abgerissen, denn der zwischen Mittel- und Zeigefinger durchgesteckte Daumen präsentirt sie ganz deutlich, daß kein Zweifel übrig bleibt, und würde die Operation an dem eingefleischtesten jungen Skeptiker vollzogen. Von hintenher unvermuthet die Augen zuhalten, ein neues Kleid mit »Neuschlag«, ein Erstlingsgericht mit »zupf', zupf' am Haar, was Neues vom Jahr« begrüßen, einige an richtiger Stelle angebrachte Kitzelgriffe aus der Tonart »ist's Schöpschen auch fett?« – ausholen wie zum Schlage und dann die Hand, dicht am Gesicht des Erschreckten vorüber, zur eigenen Nase herumschwenken, um sich mit einer fingirten Prise zu erquicken – das Alles verfehlt nie seine Wirkung, um so weniger, je dreister sich der Scherz in die Sphäre handgreiflicher Komik hineinwagt, obwol der Eltern wiederholt ausgesprochene Ansicht die ist: »ihr könnt scherzen, so viel ihr wollt, aber nicht mit den Händen.«

Denn die Gefahr liegt nahe, daß aus dem Scherze Ernst wird; gar leicht endet das ausgelassenste Gelächter thätlicher Neckereien mit Weinen, und dann ist's vorbei mit dem guten Humor, und an die Reihe kommt wieder der andere, unliebenswürdige Bruder, der schlechte Humor.

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