Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Trost im Unglück.

        Wo bin ich? ist die Welt vor mir verschwunden?
Wie? oder hält der Abgrund mich gebunden?
O Sonne! warum ziehst du deine Blicke
                                Vor mir zurücke.

Wo bist du, Hofnung, letztes Gut des Lebens?
Doch auch nach dir tappt meine Hand vergebens;
Auch du verbirgst nun deine holden Strahlen
                                Vor meinen Qualen.

Die blaße Schwermuth, die mein Fleisch gefressen,
Umwindet meine Schläfe mit Cypressen.
Sie sind verwelkt die Rosen und die Myrten,
                                Die sonst sie zierten.

Wie? soll die Nacht des Grabes meinen Tagen
Auf ewig alle Heiterkeit versagen?
Und dennoch reißt kein Tod die eckle Seele
                                Aus ihrer Höhle.

Verhängniß, laß nun ab, mich zu versuchen,
Sonst muß ich – nein, ich kann dich nicht verfluchen.
So bald mein Geist die heilge Wahrheit denket:
                                Daß Gott dich lenket.

Bey wem willst du den Herrn der Welt verklagen?
Bethörte Seele, schäme dich zu zagen.
Sey weise, so entspringt dir aus dem Leiden
                                Ein Quell der Freuden.

O Weisheit! komm, erscheine meinem Herzen,
Geuß deinen Balsam über meine Schmerzen:
Nur du allein kannst mit dem Schicksal ringen,
                                Und es bezwingen.

Du bist die Weisheit, dich muß ich erwählen,
O Tugend! dich, du Gottheit in den Seelen.
Komm, Schöpferin der wahren ewgen Wonne,
                                Sey meine Sonne.

O selig! wer an deinem Busen lebet,
Der zittert nicht, wenn gleich der Weltkreis bebet;
Wenn Plagen Gottes sein Gebein zermalmen,
                                So singt er Psalmen.

Verzagte Seele! dämpfe deinen Kummer.
Das bängste Leben ist ein kurzer Schlummer.
Bald wird der Tod die kalte Rechte strecken,
                                Dich aufzuwecken.


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