Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Die drey Stände

An den Herrn Rath Petersen in Darmstadt.

              Die Freyheit kam aus Penns gelobtem Land,
Das alte Reich der Franken zu bereisen.
Hier fand sie einen Mann in Lumpen und in Eisen,
Der auf den Knieen lag. Zu seiner Rechten stand
Ein fetter Erzbischoff im purpurnen Gewand;
Ein Ritter zeigte sich mit trotzigem Gesichte
Im Schmucke des Turniers zu seiner linken Hand.
Sie lehnten beyde sich mit lästigem Gewichte
Auf ihren Märtyrer. – Stumm sah die Göttin zu,
Sah seinen Schweiß und seine Thränen fließen
Und rief zuletzt: Wie lange liegest du
Als Knecht zu deiner Brüder Füßen?
Auf! strecke das gekrümmte Knie,
Zerbrich die Fesseln deiner Glieder.
Der Sklave thats, trat neben seine Brüder
Und war so groß und größer noch als sie.

Ein schöner Anblick, Freund! Wenn nur die heilge Regel
Des Lichts und Rechts des Riesen Arm regiert;
Sonst ist es eins, ob Zepter oder Flegel,
Ob Krummstab oder Speer das Reich despotisiert.


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