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In Bagdad kam einst zum Kalifen Ein Iman mit geheimen Briefen Von Meccas heilgem Scherif an: »Ich sende dir den grösten Meister In der Magie, den Menschen sahn; Die guten und die bösen Geister Sind seinem Machtwort unterthan.« So lauteten die goldnen Zeilen. Der Sultan hieß den Wundermann Entzückt an seinem Hofe weilen, Erwieß ihm täglich neue Gunst Und bat ihn einst, von seiner Kunst Ihm eine Probe mitzutheilen. Der Seher willigte darein. Almanzur schlich am Arm des Gastes, Bey der Gestirne heiterm Schein, Sich in den Garten des Pallastes. Ein Anger im Granatenhain, Geziert mit plätschernden Najaden, Tritonen, Faunen und Dryaden, War schon zum Schauplatz ausersehn. Der Herrscher mußte sich bequemen, In einen schwarzen Kreis zu stehn, Und in den Mund den Ring zu nehmen, Den Moses einst am Daumen trug. So stand er, als der Wunderthäter An eine Gruppe Nymphen schlug: Sogleich ertönet Ach und Zeter Wie Donner in des Fürsten Ohr. Die Nymphen, die verschwunden waren, Ersetzt ein abgehärmter Chor Von Wittwen mit zerstreuten Haaren, Die Brod von dem Despoten flehn, Und ihre Brust in Thränen baden, Die sich in schrecklichen Cascaden Zuvor nach Gottes Himmel drehn. Nun rührt des Thaumaturgen Gerte Den Schädel eines Drachen an, Der einem Lamme, das sein Zahn Mit Höllenwuth in Stücken zerrte, Das Mark aus den Gebeinen sog. Wie groß war des Monarchen Schrecken, Den Reichsvezier, der ihn erzog, Im Ungeheuer zu entdecken, Und in dem Lamm ein junges Weib, Dem er mit Gift das Leben raubte, Weil es ihm nicht, zum Zeitvertreib, Den Scherz des Ehebruchs erlaubte. Um den Kalifen zu zerstreun, Der plötzlich einen Teufel glaubte, Ergriff der Iman einen Stein Und warf ihn in den nahen Hain. Auf einmal drangen alle Dirnen Des Harems auf den Sultan ein. Verzweiflung stand auf ihren Stirnen: Und während sie mit wildem Graus Die goldnen Ketten, die sie trugen, Verdammten gleich, zusammenschlugen Rief eines der Gespenster aus: Gieb uns, Barbar, gieb uns die Brüder, Die Eltern, die Geliebten wieder! Nimm uns die Fesseln weg, Barbar! – Barbar! scholl es durch alle Bäume Dem Chore nach, und wie die Träume Beym Donnerschlag verschwand die Schaar. Der Sultan wär auch gern verschwunden; Doch gleich dem Marmor starr und bleich, Hielt ihn des Meisters Blick gebunden, Der langsam einen klaren Teich, In dem ein Heer Forellen spielte, Sich naht, und in der blauen Fluth Mit seinem goldnen Stabe wühlte, Schnell wandelt sich der Teich in Blut. Auf seinen rothen Woogen schwammen Zehntausend Leichen voller Schrammen; Dem fehlt ein Arm, dem fehlt ein Bein: Dem floß das rauchende Gehirne; Wie Milch aus der zerspaltnen Stirne: Und dem enthüllt des Mondes Schein Das Herz in seiner ofnen Höle. Der Iman winkt, und jede Seele Kehr in ihr morsches Haus zurück. Mit Todesangst im stieren Blick, Mit röchelnder verschlemmter Kehle Ruft jeder Leichnam: wehe dir! Weh dem Erobrer, der, wie Rehe, Die Menschen hetzte! wehe, wehe! Gekrönter Henker, wehe dir! – Hier sank der Fürst. Drey bange Stunden Lag er in dumpfer Todesnacht; Und als er wieder aufgewacht, War Iman und Gesicht verschwunden. |