Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Die Pilger.

An Lavater.

              Ein Iman schickte seine Söhne
Nach Mecca zu des Sehers Grab;
Sie reisten, wie die Diogene
Das heißt – zu Fuß. Beym Abschied gab
Der fromme Greis, mit einer Thräne
Des Segens, jedem einen Stab
Und sprach: laßt diesen euch regieren.
Ein Gott gab ihm die Wunderkraft,
Euch stets den rechten Weg zu führen.
Sie traten ihre Pilgerschaft
Itzt muthig an. Einst rief im Gehen
Der jüngste Bruder: laß doch sehen,
Wer wohl den schönsten Stecken führt?
Stracks blieb die Caravane stehen.
Die Stäbe werden recensiert
Und in der Läng und in der Quere
Gedreht, gebogen, abvisiert
Und jeder schwur bey Gott und Ehre,
Daß seiner doch am schönsten wäre.
Als man sich heiser demonstriert,
So kam es, wie in unsern Tagen,
Zum Schelten, und zuletzt zum Schlagen.
Die Stöcke zischten durch die Luft;
Hier flog ein Ohr, dort eine Nase,
Hier sprang ein Zahn aus seiner Kluft,
Dort lag ein scheeles Aug im Grase.
Ein Derwisch, weis und from, wie du,
Freund, zog von ungefehr die Strase.
Er lief auf die Athleten zu
Und rief mit eines Seraphs Stimme:
Laßt ab Unsinnige, laßt ab
Von euerm mörderischen Grimme!
Der Vater gab euch diesen Stab,
Um euch auf rechter Bahn zu leiten,
Und den entweiht ihr, ihm zum Hohn,
Als Werkzeug toller Streitigkeiten,
Wie Christen die Religion.

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