Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Der bestrafte Geizhals,

ein Schattenspiel an der Wand.

        Gebt acht, ihr Herrn und Frauen;
Schaut fleißig an die Wand:
Der braune Mann mit Klauen
Ist Wechsler Hildebrand.

Ein alter Filz aus Hessen;
Nur Wasser war sein Trank,
Nur Grütze war sein Essen,
Sein Lager eine Bank.

Hier steht er vor dem Kasten,
Wo, Schicht auf Schicht gelegt,
Die gelben Füchse rasten,
In Kremnitz ausgeprägt.

Schaut, wie er sich dran weidet!
Nun fasset seine Hand
Den Zwicker, und beschneidet
Frech der Dukaten Rand.

Höhö! Hier sind zween Armen,
Die ihn um Hülfe flehn;
Hört, wie er ohn Erbarmen
Sie heißt zum Teufel gehn.

Nun spricht, an seinem Stabe,
Ein alter blinder Mann,
Mit einem Fuß im Grabe,
Um einen Deut ihn an.

O Wunder! einen Dreyer
Langt ihm der Filz hinaus:
Gieb, ruft er, alter Schreyer,
Zween Pfennige heraus!

Er danket Ihro Gnaden,
Und hungrig wie der Tod,
Schleicht er zum Beckerladen,
Und heischt ein Dreyerbrod.

Hier sitzt auf ihrem Schemmel
Die Beckrinn, weiß wie Schnee,
Und trinkt zu einer Semmel
Ihr Schälchen Milchcoffee.

Sie nimmt von ihm den Stater,
Beguckt ihn: »Alle Welt!
Mein guter alter Vater,
Ihr gebt mir falsches Geld!«

Der Greis weint stille Zähren,
Die laut um Rache schrein;
Und von den Himmelssphären
Kömmt flugs ein Engelein.

In einem Demantbecher
Faßt er wie Perlen sie,
Und gießt sie vor den Rächer
Mit tiefgebeugtem Knie.

Schaut her! auf seinem Throne
Sitzt Gott im Lichtgewand,
Mit seiner Sternenkrone,
Das Weltrund in der Hand.

Er spricht: (Nehmt ab die Mützen!)
»Voll ist des Frevlers Maas.«
Ha, seht sein Rachschwerdt blitzen,
Es winkt dem Satanas.

(Bekreutzt euch!) Hurr! im Sturme
Erscheint der Drache schon,
Und krümmt, gleich einem Wurme,
Sich vor des Höchsten Thron.

Was willst du? brüllt der Drache; –
»Du kennest Hildebrand,
Den Wuchrer; meine Rache
Giebt ihn in deine Hand.«

Mit gräßlichem Geprassel
Stürzt er vom Sternenplan;
Und schon klopft er in Cassel
Am Haus des Sünders an.

Herein! ruft er mit Brummen.
Er sperrt beym Lampenschein
Die heut erpreßten Summen
Just in ihr Grabmal ein.

Seht! Ein Talar von Seide
Deckt Satans Pferde-Fuß;
Er scharrt, voll böser Freude,
Ihm seinen Abendgruß.

»Was wollt ihr? – »Deine Seele,
Verdammter Bube du! –
Er packt ihn an der Kehle,
Und drückt sie knirschend zu.

Schaut her, wie seine Fratze
Vom schwarzen Blut sich bläht,
Wie er nach seinem Schatze
Sein starres Aug noch dreht.

(Nehmt Schnupftoback!) Mit Krachen
Und Dampf weicht Satanas,
Nachdem er erst mit Lachen
Zerstampft des Frevlers Aas.

Da liegt er nun, o Grauen!
Zerquetscht wie eine Maus.
Ihr Herren und ihr Frauen,
Nun ist mein Schauspiel aus.


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