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In einer griechischen Abtey Am Fuß des hohen Tabors, nährte Der Prior einen Papagey, Den er das Ave singen lehrte. Er sang die Hymne so geschickt, Daß ihn das fromme Volk, entzückt, Mehr als Sanct Rochus Hund verehrte. Der Prior starb. Die Reislust wacht Im Virtuosen auf; er kehrte Mit leisem Flug, bey dunkler Nacht Ins alte Vaterland zurücke. Er stellte sich dem Hofe dar. Der Adler der zu gutem Glücke Ein Freund der edlen Tonkunst war, Erhob, als er in der Kapelle Sich hören liess, ihn auf der Stelle An des verstorbnen Mufti Platz. So hohe Würden hatte Matz Sich auch im Traume nicht versprochen. Doch Ehre bläht, Gewalt macht kühn; Das neue Haupt des Sanhedrin Gebahr gleich in den ersten Wochen Die Grille, seine Psalmodie Bey allen Vögeln einzuführen. Der frohe König billigt sie; Der Waldgesang, die Liturgie Des Herzens konnt ihn nicht mehr rühren, War für sein Ohr Kakophonie: Und zudem ist ja reformieren Der Fürsten Steckenpferd. Sogleich Ließ er in seinem ganzen Reich Den neuen Canon publicieren. Nun schützte zwar der Vögel Chor Die hergebrachten Rechte vor; Allein da half kein Protestieren. Der Mufti drohte mit dem Bann: Der Sultan sprach vom Strangulieren, Und kurz, das neue Lied begann. Die Sänger wetzten sich den Schnabel Und orgelten mit Angst und Pein Das tollste Wirrwarr durch den Hain, Das seit der Symphonie von Babel Auf unserm Erdenrund erscholl. Den Vorsang führten andachtsvoll Der Storch, der welsche Hahn, die Eule, Die Gans, der Kuckuck und der Pfau: Sie kollerten sich braun und blau Und füllten, durch ihr Klaggeheule, Das Land auf eine halbe Meile. Ein weiser Rabe, lahm und grau Vor Alter, saß bey dem Monarchen Und schwieg. Mit zornigem Gesicht Sprach der Despot zum Patriarchen: Rebelle, warum singst du nicht? Weil dein Gebot mein Herz empöret, Versetzt der Alte: glaube mir, Der Schöpfer hat ein jedes Thier Sein eigenes Gebet gelehret, Das ihm gefällt. Ein Lobgesang, Den Furcht erpresst, ist Übelklang, Ist Lästerung, die ihn entehret. Befiel nun meinen Tod. Er schwieg. Der Sultan auch: wie Meereswogen, So schäumt sein Blut. Noch wankt der Sieg; Doch schnell rief er: ich ward betrogen! Heil dir o Freund! du zogst ihn ab, Den Schleyer, der mein Aug umgab. Und ihr, empfangt die Freyheit wieder, Ihr Vögel singet eure Lieder In eurem angebohrnen Ton! Itzt drangen sie in dichten Kreisen Entzückt um des Monarchen Thron Und lobten Gott nach tausend Weisen. Der majestätische Choral Steigt wallend in die lichten Sphären. Der Sultan staunt. Zum erstenmal Hört er, was keine Muftis hören, In der verschiednen Melodie Die feyerlichste Harmonie. |