Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Der Tanzbär.

          Ein Gauner an dem Weichselstrand,
Wo man nichts kennet als Despoten
Mit ehrnen Zeptern und Heloten
In Lumpen, zog mit kecker Hand
Ein Bärchen aus der Mutter Pfoten,
Die durch ihn fiel. Der Sieger hieng
Flugs einen Korb dem armen Waisen
Ums rauhe Kinn; ein dichter Ring
Mit einem Gängelband von Eisen
Würgt ihm den Hals und überdieß
Stumpft er, um sich vor seinem Biß
Zu schützen, ihm die jungen Zähne.
Da half kein Heulen, keine Thräne.
Noch mehr, er zwang den armen Wicht
Mit aufgerecktem Kopf und Ranzen,
Er mochte wollen oder nicht,
Nach seinem Dudelsack zu tanzen
Und seinen Affen Favorit,
Der, taub gleich ihm bey Petzens Klagen,
Wenn dieser seufzte Fratzen schnitt,
Als Reutpferd durch die Welt zu tragen.
Wenn ihn der Unmuth überwand
So büßten seinen Widerstand
Bald seine Knochen, bald sein Magen.
So strich ihm unter tausend Plagen
Bereits das dritte Jahr vorbey,
Als einst, im Sturm der Schwelgerey,
Sein Herr vergaß ihn anzuschließen.
Die Freyheit winkt. Mit schnellen Füßen
Verläßt er seine faule Streu
Und fliehet von den Finsternißen
Der Nacht bedeckt, durch Busch und Moor
Ins nahe Holz. Mit frohen Küßen
Empfängt ihn seiner Brüder Chor.
Der eine reicht ihm leckre Speisen,
Der andre hilft ihm von den Eisen
An Hals und Schnautze sich befreyn.
Der Hedmann eilet voll Entzücken
Den Gast mit Eichenlaub zu schmücken
Und weihet ihn zum Bürger ein.
Kaum konnte Petz sein Glück ermessen,
Doch lernt er eher Honig fressen
Und nur, sich selbst gehorsam seyn,
Als seines Henkers Wuth vergessen.
Einst sah er ihn den dunkeln Hain
Durchwandeln; gleich dem Höllendrachen,
Stürzt er mit aufgesperrtem Rachen
Sich über ihn. Ha, Wütherich!
Brüllt er, nun kömmt der Tanz an dich.
Jetzt packt er ihn mit seinen Tatzen
Und preßet ihn, mit wilder Lust,
So fest an seine Felsenbrust,
Daß alle Rippen ihm zerplatzen.

Ihr Zwingherrn, bebt! Es kömmt ein Tag
An dem der Sklave seine Ketten
Zerbrechen wird und dann vermag
Euch nichts vor seiner Wuth zu retten.


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