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Einst wollte sich ein Philosoph Nach eigener Erfindung kleiden. Ein Schneider, welcher Stadt und Hof Bediente, ward, den Rock zu schneiden, Herbeygeholt. Er zog sein Maas Bedeutungsvoll aus einer Ficke. Ey! rief mit einem Seitenblicke Der Philosoph, was brauch ich das? Hier ist mein Riß, der soll euch leiten. Der Schneider bringt Bedenklichkeiten Und kunsterfahrne Gründe vor. Thut meinen Willen, sprach der Weise, Der gerne die Geduld verlor; Ein Doctor, der schon sieben Preise Bey der Akademie gewann, Wird doch ein Kleid zu zeichnen wissen. Der Schneider gieng. Bey solchen Schlüssen Verstummt ein blöder Handwerksmann. Er folgt dem Riß. Nach wenig Tagen Bringt er das Meisterstück getragen. Der frohe Doctor paßt es an; Es war auf englisch ausgenähet Und ausgebügelt, doch zu weit. Der Doctor spiegelt sich und schmähet Derb auf den Pfuscher. Herr! das Kleid, Das schwör ich euch beym Gott der Mode, Entspricht dem Muster auf ein Haar, Sprach jener und bewies es gar Nach mathematischer Methode; Doch kann ich, wenn es euch gefällt, So schloß er mit verbißnem Lachen, Den weiten Sack euch enger machen. Nein, rief der Doctor, um kein Geld! Ich werde täglich fetter werden: Nur noch ein Jährchen oder zwey, So hab ich, ohne Pralerey, Den stattlichsten Habit auf Erden. So trug ers bis ins dritte Jahr, Allein sein Bauch blieb wie er war Und das Gewand fieng auf den Falten Schon an, sich überall zu spalten. Nun wuchs der Bauch allmählich an; Doch der Habit fuhr fort zu reißen Und als er paßte, mußte man Die Fetzen auf die Gaße schmeißen. Freund! wird der Constítution |