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Es ist kein Trug der Phantasey, O, Freund, was mir ein Traum geschienen, Ist hohe Wahrheit; wir sind frey! Das alte Joch der Sklaverey, Das mancher Sklav mit Brutusmienen Uns vorwarf, brach ein Tag entzwey Und meine Gallier verdienen Den Namen, den die Despotie Verosten ließ, den schönsten Namen, Den Adams Enkel je bekamen, Den Namen Franken, mehr als nie. Wohl mir, daß ich den Tag erlebte, Dem im prophetischen Gesicht Mein Geist oft kühn entgegen strebte! Er ist mir mehr als Sonnenlicht; Noch konnten wir ihn da nicht ahnen O Freund, als du mit einer Schaar Von tausend muthigen GermanenAls französischer Obriste bey der deutschen Infanterie. , Sie folgten gern des Zwingherrn Fahnen, Die Corsen binden halfst. Dies war Dir damals, wie die tapfern Preußen Noch jüngst es nannten, Ritterpflicht; Bald wird man Hochverrath es heißen. Auch traf der Corsen Fluch dich m; Nur den Vezier des Borboniden, Der ein Tyrann ihn werden hieß. Sein Name sterbe hin im Frieden, Wie mancher, den der Pieriden Gesammtes Chor unsterblich prieß, Und Corte theile mit Paris Den Schatz, den dieses uns erstritten. Ja Freund, dies zweyte Babylon, So viele Menschenalter schon Ein Grab des Muthes und der Sitten, Paris ist nun der Freyheit Thron: Und eben dieses Volk der Franzen, Des, von des Leichtsinns Rausch bethört, Nichts that als buhlen, singen, tanzen, Hat jene schwarze Burg zerstört, In der die Unschuld ungehört Als Opfer, bald des Hohepriesters, Bald eines Kebsweibs des Ministers Ihr ewiges Begräbnis fand. Und eben die Pariserinnen, Die sonst des Putzes eiteln Tand Nur liebten, weihn als Römerinnen, Jetzt ihren Schmuck dem Vaterland Und opfern seinen braven Söhnen Die für der Freyheit neues Gut Gefallen, frohe Heldenthränen. Zwar schlachtete des Volkes Wuth Nicht lauter Frevler seiner Rache. Der Sklave, der sein Joch zerbricht, Kennt Themis heilge Wage nicht, Er kennt nur seine gute Sache: Auch schmückte mancher Bösewicht, Blos um zu rauben und zu morden, Sich mit der Freyheit frohnem Orden; Allein das Schwerdt, das sie verdient, Traf wie ein Strahl die schnöden Würger Und hat die Manen jener Bürger, Die schuldlos büßten, ausgesühnt. Sieh! hunderttausend Patrioten, Pairs, Krämer, Domherrn und Heloten Vermengen sich in ehrnen Reihn, Um die Cabale der Despoten Und die Banditen zu zerstreun. Wie majestätisch anzusehen, Freund, ist für die Philosophie, Das Kreisen einer Monarchie; Wie schauerlich sind ihre Wehen Und ihre Palingenesie! Allein, wenn itzt kein Blut mehr fließet, So kostet uns der Freyheit Sieg Weit minder, als im Türkenkrieg Die Herrschsucht jeden Tag vergießet. Und was verdienet mehr durch Blut Dem Schicksal abgekauft zu werden, Als der geweihte Freiheitshut, Des Menschen größter Schmuck auf Erden? Komm, Freund, verlaß der Elbe Strand; Komm! unser Glück mit uns zu theilen, Du liebtest ja mein Vaterland Schon eh es dieses Kleinod fand Und pflegtest gern bey uns zu weilen. Jetzt trifst du einen König an, Der den Gesetzen unterthan, Zum Wohlthun nur Despot geblieben; Den, da der Tag die Nacht vertrieben, Kein Dämon mehr entstellen kann Und den wir längst als Biedermann Noch wärmer, denn als König lieben. In seinem schönen weiten Reich Ist alles Bürger, alles gleich. Der Bauer sitzt mit den Baronen Auf einer ungetheilten Bank Bey den Lykurgen und Solonen. Die Priester dürfen, Gott sey Dank, Uns nicht mehr mit Gewalt bekehren Und müßen zum gemeinen Schatz Ihr goldnes Schärflein mitbescheren. Der Ketzer darf den großen Satz: Kein Mensch soll die Gewissen stören, Als Mitglied auf dem Reichstag lehren. Der Richter darf sein edles Amt Nicht mehr durch schnöden Kauf entehren; Er kann, von blinder Wuth entflammt, Nicht mehr die Unschuld radebrechen Und ist verpflichtet, ohne Gunst Und ohne Sporteln Recht zu sprechen. Des Ahnenstolzes faulen Dunst Hat edle Menschlichkeit geläutert, Die Rechte des Verdiensts erweitert Und aller Würden freye Bahn, Die bald das Stapelrecht der Großen, Bald Kirchenriegel ihm verschloßen, Mit weiser Hand ihm aufgethan. Das Joch der Frohnen ist zernichtet, Des Landmanns Klagen sind gestillt; Er tödtet ungestraft das Wild, Das seine Saat zu Grunde richtet. Er zahlet keine Steuern mehr Als wir und hilft uns sie bestimmen, Auch darf das zügellose Heer Der Schößer ihm kein Haar mehr krümmen, Noch der Kaplan Geburt und Tod Und Trauung ihm für Geld verkaufen; Noch der Soldat zum Spaß sein Brod Ihm fressen, seinen Wein ihm saufen: Und dieser wird bey höherm Lohn Von nun an ganz dem Staat gehören; Er muß, als Bürger, nicht dem Thron Allein, muß auch der Nation Den heilgen Eid der Treue schwören. So viel hat schon ein Volk gethan, Das kaum der Freyheit Licht genoßen Und mehr ist noch im großen Plan, Der uns verneuen soll, beschloßen. Vollkommen ist er freylich nicht; Doch auch nicht werth der bittern Gloßen, Die manchem stumpfen Kiel entfloßen. Der Schatten folget stets dem Licht Und bey den Revolutionen, Wo jeder Damm gewaltsam bricht, Miskennen auch die Nationen Die Gränzen ihrer neuen Macht. Genug, daß vielen Millionen Die Hoffnung beßrer Tage lacht; Daß wir ein Vaterland nun haben, Für das die Brust des Bürgers glüht, Der es durch tausend freye Gaben Der Schmach des Bankerots entzieht; Daß der Satrapen und Dynasten Vampirenbruth ihr Ende fühlt Und mit dem Volk der niedern Casten Jetzt nicht mehr, wie mit Kegeln spielt; Daß in dem Reich, wo Gold und Titel Und Selbstheit jedes Herz verkehrt, Man unter uns nun auch im Kittel Den Menschen und den Bruder ehrt. Sieh! jene feyerliche Scene, Freund, sie ist deines Herzens werth; Sie drang die wonnevollste Thräne, Die je mein Aug vergoß, mir ab. Gestützt auf seinen Knotenstab Erschien am Strand der stolzen Seine Ein armer Greis gebückt und kahl, Mit dreymahl zehn Olympiaden Und mit der Knechtschaft Joch beladen. Des Jura buntes Felsenthal Gebahr ihn. Er betrat den Saal, In welchem die Amphyctionen Des umgeschaffnen Staates thronen Und grüßte stumm der Väter Schaar, Wie Simeon mit frommen Blicken. Kaum nahmen ihn die Väter wahr, So rafften Ehrfurcht und Entzücken Von ihren Sitzen sie empor; Sie huldigten, des Fürstenstandes, Des Bischoffsstabs, des Ordensbandes Uneingedenk, im frohen Chor Dem Nestor ihres Vaterlandes Und streckten tausend Hände dar, Um ihm voll Andacht mehr zu geben, Als er bedarf, sein letztes Jahr In heitrer Fülle hinzuleben.Er starb im Jenner 1790. O, Heil dir, edles Vaterland! |