Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Cato.

                      An des Cocytus jähem Strand
Lag trotzig, gleich dem Höllengotte,
Im Eingang einer Lavagrotte,
Des Cato Schatten. Sein Gewand,
Noch starr von seinem Heldenblute,
Bedeckte halb nur seine Hand,
Die traulich in der Wunde ruhte,
Durch die sein Geist die Freyheit fand.
Da kam ein Zwerg mit leerer Stirne
(Denn rauchend triefte sein Gehirne
Noch über seine Schläfe hin)
Den schwarzen Wall hinaufgeklommen
Und drängte keck sich neben ihn.
Ah, Bruder Cato, sey willkommen!
Schlag ein, rief er, auch hier ist Kraft.
Hum, sprach der Römer, sachte, sachte!
Wie kommen wir zur Brüderschaft?
»Ey kennst du mich denn nicht«? Hier lachte
Zum erstenmal der ernste Held. –
»Ich bin ein Enkel Teuts, und machte
Doch Lerms genug in jener Welt.
Für meines Freundes Weib entbrannte
Wie ein Vulkan mein Löwenherz.
Nichts glich Elmiren; ich bekannte
Ihr auf den Knien meinen Schmerz:
Sie ließ mich liegen und verbannte
Auf ewig mich aus ihrem Haus.
Nun las ich nichts als Pein und Jammer
In meinem Loos; ich lief hinaus,
Versperrte mich in meine Kammer,
Und – starb wie du«! Das ist zu viel,
Rief Cato: Parodirt, ihr Reimer,
Mich, wie ihr wollt, im Trauerspiel,
Entwürdigt mich, ihr jungen Träumer,
Zum Läugner der Unsterblichkeit,
Ja, Cäsar, komm und überwinde
Mich hier in einem zweyten Streit,
Erwürge mich gleich einem Kinde
Und schleudre mit Triumphgeschrey
Mein Haupt in eine Schindergrube;
Nur rühme sich kein Lotterbube,
Daß er, wie ich gestorben sey.

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