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an
den Herrn Professor Jacobi
in Freyburg.
Freund, der den Söhnen und den Töchtern Der horchenden Germania Und allen kommenden Geschlechtern, Die Hackbrett und Harmonika Mit ihren Ohren nicht vermengen, Vom schlauen Sohn der Zypria, In hundert reizenden Gesängen, So manchen Schwank erzählet hat: Darf ich an deinen Arm mich hängen, Und dir auf einem Epheublatt Von ihm ein rauhes Liedchen blasen? Ich borg es aus der goldnen Zeit, Da Lamm und Tieger, Hund und Hasen, In friedlicher Vertraulichkeit, Aus Tellus großer Schüssel fraßen, Und Einfalt und Zufriedenheit Die reine Brust des jungen Hirten Und seiner schmucken Dirne zierten. In jener schönen goldnen Zeit War Amor noch ein biedrer Junge Er schnellte freundlich sein Geschoß Nur auf verwandte Herzen los, Und jeder Blick und jede Zunge Pries seine süße Zaubermacht: Denn seine Falkenaugen drückte Noch nicht der Flor der Mitternacht, Und seine weißen Schultern schmückte Noch nicht der Flügel bunte Pracht. Auch trennte nur der Tod die Herzen, Die sein geweihtes Band umgab, Und mancher Greis fuhr unter Scherzen Mit seinem Mütterchen ins Grab. Denn auch im Bild der schönsten Tage Der Menschheit stehen Sarkophage, Und leider oft im Vordergrund. So fiel in ihrem Lenz Karite; Ein Mädchen, gleich der Aphrodite, Wie sie vor Priams Sohne stund. Umsonst drang Thirsis von den Ketten Der Libitina sie zu retten, Wie Orpheus in den Höllenschlund. Umsonst war selbst des Amors Zähre, Die auf der Mutter Busen floß. Mein Kind, sprach Venus, hat die Scheere Der fürchterlichen Atropos Einmahl den Faden abgeschnitten, So knüpft kein Gott ihn wieder an. – Nun, sagt er, kann ich nichts erbitten, So räch ich mich! – Gesagt, gethan: Er eilet in die dunkeln Zonen, Wo die drey Spinnerinnen thronen, Die des Geschickes Mägde sind. Nach vielen Knicksen, vielen Grüßen Von der Mama, schleicht sich das Kind Zur Atropos. Mit vielen Küßen Macht er die graue Vettel zahm, Und als sie eine Prise nahm, Erwischt er schnell die blanke Scheere Und wirft sie in den Erebus. Er flieht. Doch bald erscholl die Mähre In dem Olymp. Saturnius Berief die himmlischen Magnaten, Um sich mit ihnen zu berathen; Und alle schrieen voll Verdruß: Erhöhen wir die stillen Freuden Des Menschen durch Unsterblichkeit, So würden seine Seligkeit Die Götter selbst mit Recht beneiden! – Nur Atropos schwieg zu dem Streit, Mit ihren Ferien zufrieden, Und Zevs war auch noch unentschieden, Als Charon, eisgrau, wie die Zeit, Und mit Alecktos Wuth im Blicke, In die lazurne Halle drang. Wie lang, o Vater der Geschicke, Rief er aus heiserm Hals, wie lang Schweigst du zu Amors Bubenstücke? Schon sieben Tage bringt der Tod Mir keine Schatten aus dem Lande Der Sterblichkeit. Mein leckes Boot Liegt müßig an dem öden Strande; Und ich, Herr Zevs bin ohne Brod. Auf einmal braust es wie ein Wetter Durch den Olymp. Das Chor der Götter Kreischt des Matrosen Klage nach, Und Zevs, statt ihn zum Stubenheitzer, Zum Bratenwender oder Schweitzer Zu machen, thut was mancher Schach Der Christenheit in Ost und West; Um einen Diener fett zu mästen, Erwürgt er huldreich eine Welt. Der Parze ward vom härtsten Stahle Bey Venus hinkendem Gemahle Ein neues Instrument bestellt. Und Amor? Rachsucht und Kabale Behielt auch gegen ihn das Feld. Sein Flehn und seiner Mutter Thränen Vermogten nicht den wilden Greis, Die harten Richter zu versöhnen; Und selbst auf Jupiters Geheis Nahm Ganimed die dichte Binde Der ernsten Themis von dem Kopf Und band damit Cytherens Kinde Die Augen zu. Der arme Tropf Schleicht nun im Finstern an den Wänden. Der Zufall blos lenkt sein Geschütz, Und Themis läßt sich durch den Blitz Des Gold die offnen Augen blenden. |