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XXIV.
LEBENSPFLICHTEN.

    Rosen auf den Weg gestreut,
Und des Harms vergessen!
Eine kurze Spanne Zeit
Ward uns zugemessen.
Heute hüpft im Frühlingstanz
Noch der frohe Knabe;
Morgen weht der Todtenkranz
Schon auf seinem Grabe.

   Wonne führt die junge Braut
Heute zum Altare;
Eh die Abendwolke thaut,
Ruht sie auf der Bahre.
Gebt den Harm und Grillenfang,
Gebet ihn den Winden;
Ruht bei hellem Becherklang
Unter grünen Linden. [250]

   Lasset keine Nachtigall
Unbehorcht verstummen,
Keine Bien' im Frühlingsthal
Unbelauscht entsummen.
Schmeckt, so lang' es Gott erlaubt,
Kuß und süße Trauben,
Bis der Tod, der alles raubt,
Kommt, auch sie zu rauben.

   Unserm schlummernden Gebein,
Von dem Tod' umdüstert,
Duftet nicht der Rosenhain,
Der am Grabe flüstert,
Tönet nicht der Wonneklang
Angestoßner Becher,
Noch der frohe Rundgesang
Weinbelaubter Zecher. [251]


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