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I.
APOLLO UND DAFNE.

Apoll, der gern nach Mädchen schielte,
   Wie Dichter thun,
Sah einst im Thal, wo Schatten kühlte,
   Die Dafne ruhn.

Er nahte sich mit Stuzertritten,
   Mit Ach und O,
Als Dafne schnell mit Zefyrschritten
   Dem Gott entfloh.

Sie flog voran; Apollo keichte
   Ihr hizig nach,
Bis er die Schöne fast erreichte
   Am Silberbach. [4]

Da rief sie: Rettet mich, ihr Götter!
   Die Thörin, die!
Zeus winkt, und starre Lorberblätter
   Umfliegen sie.

Ihr Füßchen, sonst so niedlich, wurzelt
   Im Boden fest;
Apollo kömmt herangepuzelt,
   Und schreiet: Pest!

Dann lehnt er seine feuchten Wangen
   Ans grüne Holz:
Jüngst eine Nymfe, sein Verlangen,
   Der Nymfen Stolz!

Er girrt ein Weilchen, sinnt, und pflücket
   Sich einen Kranz,
Der seine blonde Scheitel schmücket
   Bei Spiel und Tanz. [5]

Du arme Dafne! Tausend pflücken
   Nun Kränze sich
Von deinen Haaren, sich zu schmücken!
   Du daurest mich!

Die Krieger und die Dichter zausen
   In deinem Haar;
Wie Stürme, die den Wald durchbrausen!
   Die Köche gar!

Ja, ja, die braunen Köche ziehen
   Dir Locken aus,
Zum lieblichen Gewürz der Brühen
   Beim Hochzeitschmaus!

Lasst, Mädchen, euch dies Beispiel rühren,
   Das Warnung spricht,
Und flieht, so lang' euch Reize zieren,
   Uns Dichter nicht! [6]


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