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Süße Kehle des Hains, welches, mir sonst im Mai
Ganz den Himmel ins Herz flötete, Nachtigall,
Warum singest du Wehmut
Mir aus dämmerndem Buchengrün?
Liebe lächelt dir nicht! seufzet die Nachtigall:
Liebe, welche dem Mai hellere Grüne schaft,
Und dem Sänger des Maies,
Einen ?helleren Wonneklang! –
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Liebe lächelt mir nicht! – Dennoch im Rosenglanz
Schwebet Laura daher, die mir den ersten Rausch
Überirdischer Wonne
Durch die bebende Seele goß.
Flieh hinweg, o Fantom! Laura, die Grazie,
Liebt das Dörfchen nicht mehr, hüpft in der Städte Prunk,
Froh ausländisches Reigens,
Durch den schallenden Kerzensaal;
Und miskennend mein Herz, höhnt sie die ländliche,
Einfalt, höhnt den Gesang: weil ungeziert ich bin
Und mein Fuß die Talente,
Die Lutetia
Der antike Name von Paris. {
Anm.d.Hrsg} lehrt, nicht hat.
Soll mich, welchen umsonst heilige Lieb entflammt,
Kein jungfräulicher Kuß heben zur Seligkeit?
Soll in schmachtender Sehsucht
Mein frühwelkender Lenz verblühn?
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Lass dich, lächelnder Mai, wann du der Sonnenburg
Zinnen wieder entsteigst, grüßen mit Brautgesang:
Oder wecke mit lindem
Anhauch Blumen auf meiner Gruft.
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