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III.
AN DIE RUHE.

Tochter Edens, o Ruh, die du die Finsternis
Stiller Haine bewohnst, unter der Dämmerung
   Mondversilberter Pappeln
      Mit verschlungenen Armen weilst,

Mit dem Schäfer am Bach flötest, der Schäferin
Unter Blumen der Au singest und Kränze reihst,
   Und dem Schellengeklingel
      Ihrer tanzenden Schäfchen horchst! [75]

Wie der Jüngling die Braut liebet, so lieb' ich dich,
Allgefällige Ruh! spähte dir immer nach,
   Bald auf duftenden Wiesen,
      Bald im Busche der Nachtigall!

Endlich bietest du mir, Herzenerfreuerin,
Deinen himmlischen Kranz, ach! und umarmest mich
   Wie den flötenden Schäfer,
      Wie die singende Schäferin!

Jeden Lispel des Baums, jedes Geräusch des Bachs,
Jedes ländliche Lied, welches dem Dorf' entweht,
Wandelt, Göttin, dein Odem
Mir in Sfärengesangeston.

Hingegossen auf Thau, blick' ich den Abendstern,
Deinen Liebling, o Ruh, blick ich den Mond hinan,
   Der so freundlich, so freundlich
      Durch die nickenden Wipfel schaut! [76]

Ruhe, lächle mir stets, wie du mir lächeltest,
Als mein Knabengelock, mit der entknospeten
   Rosenblume bekränzet,
      Abendlüftchen zum Spiele flog!

Keiner Städterin Reiz, weder ein blaues Aug,
Noch ein kußlicher Mund, soll mich aus deinem Arm
   Zu den Hallen des Tanzes
      Locken, oder des Opernspiels!

Hier bei Früchten und Milch unter de Halmendach
Weil', o Freundin, bei mir, bis du mich einst, am Arm
   Eines lächelnden Mädchens,
      Edens Hütten entgegen führst. [77]


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