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Flumina amem silvasque inglorius.
VERG.
Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!
Jedes Säuseln des Baums, jedes Geräusch des Bachs,
Jeder blinkende Kiesel,
Predigt Tugend und Weisheit ihm.
[106]
Jedes Schattengesträuch ist ihm ein heiliger
Tempel, wo ihm sein Gott näher vorüberwallt;
Jeder Rasen ein Altar,
Wo er vor dem Erhabnen kniet.
Seine Nachtigall tönt Schlummer herab auf ihn,
Seine Nachtigall weckt flötend ihn wieder auf,
Wenn das liebliche Frühroth
Durch die Bäum' auf sein Bette scheint.
Dann bewundert er dich, Gott, in der Morgenflur,
In der steigenden Pracht deiner Verkünderin,
Deiner herlichen Sonne,
Dich im Wurm, und im Knospenzweig.
Ruht im wehenden Gras, wann sich die Kühl' ergießt,
Oder strömet den Quell über die Blumen aus;
Trinkt den Athem der Blüte,
Trinkt die Milde der Abendluft.
[107]
Sein bestrohetes Dach, wo sich das Taubenvolk
Sonnt und spielet und hüpft, winket ihm süßre Rast,
Als dem Städter der Goldsaal,
Als der Polster der Städterin.
Und der spielende Trupp schwirret zu ihm herab,
Gurrt und säuselt ihn an, flattert auf seinen Korb;
Picket Erbsen, und Körner
Picket die Krum' aus der Hand vertraut.
Einsam wandelt er oft, Sterbegedanken voll,
Durch die Gräber des Dorfs, wählet zum Siz ein Grab,
Und beschauet die Kreuze,
Mit wehenden Todtenkranz.
Und das steinerne Mal unter dem Fliederbusch,
Wo ein biblischer Spruch freudig zu sterben lehrt,
Wo der Tod mit der Sense,
Und ein Engel mit Palmen steht.
[108]
Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!
Engel segneten ihn, als er geboren ward,
Streuten Blumen des Himmels
Auf die Wiege des Knaben aus!
[109]