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Eine Schale des Harms, eine der Freuden wog
Gott dem Menschengeschlecht, aber der lastende
Kummer senket die Schale;
Immer hebet die andre sich.
Irr und trauriges Tritts wanken wir unsern Weg
Durch das Leben hinab, bis sich die Liebe naht,
Eine Fülle der Freuden
In die steigende Schale geußt.
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Wie dem Pilger der Quell silbern entgegen rinnt,
Wie der Regen des Mais über die Blüten träuft,
Naht die Liebe: des Jünglings
Seele zittert, und huldigt ihr.
Nähm' er Kronen und Gold, mißte der Liebe? Gold
Ist ihm fliegende Spreu; Kronen ein Flittertand;
Alle Hoheit der Erde,
Sonder herzliche Liebe, Staub!
Loos der Engel! ein Sturm trübet die Heiterkeit
Seiner Seele! Der Tag hüllt sich in lichtes Blau;
Kuß und Flistern und Lächeln
Flügelt Stunden an Stunden fort!
Herscher neideten ihn, kosteten sie des Glücks,
Das dem Liebenden ward; würfen den Königsstab
Aus den Händen, und suchten
Sich ein friedliches Hüttendach.
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Unter Rosengesträuch lispelt ein Quell, und mischt
Zum begegnenden Bach Silber. So strömen flugs
Seel' und Seele zusammen,
Wann allmächtige Liebe naht.
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