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AUF DEN TOD IHRER GESPIELIN.
Vier trübe Monden sind entflohn,
Seit ich getrauert habe;
Der falbe Wermut grünet schon
Auf meiner Freundin Grabe.
Da horch' ich oft im Mondenglanz
Der Grillen Nachtgesange,
Und lehn' an ihren Todtenkranz
Die bleichgehärmte Wange.
Da siz' ich armes armes Kind
Im kalten Abendhauche;
Und manche Sehnsuchtsthräne rinnt
Am falben Wermutstrauche.
Der Flieder und die Linde wehn
Mir bange Seelenschauer,
Und hohe düstre Schatten gehn
Rings an der Kirchhofmauer.
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Die Kirchenfenster regen sich,
Es regen sich die Glocken.
Es glänzt! es glänzt! Ach! seh' ich dich
Mit deinen hellen Locken?
Der Mond ists, so der Wolk' entrollt,
Ins Kirchenfenster schimmert,
Am rothen Band', am Flittergold
Der Todtenkränze flimmert!
O komm zurück! o komm zurück
Von deines Gottes Throne!
O komm auf einen Augenblick
In deiner Siegerkrone!
In deinem neuen Engelreiz
Erscheine mir, erscheine,
Die ich, gelehnt ans schwarze Kreuz,
Auf deinem Grabe weine!
[205]