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IV.
AN DAFNE'S KANARIENVOGEL.

    Liebes Vögelein, ach! wie ruhig schläfst du,
Dein gesunkenes Köpflein unterm Fittig;
Träumst Gesänge des Tages, pickst aus Dafne's
Schönen Händen ein Stücklein Zucker, oder
Was für herliche Träume dich umgaukeln.
Neidenswerther, o zehnmal neidenswerther
Ist dein Schicksal, o Vogel, als das meine!
Nie umflattert des Schlummers Rosenfittig
Diese weinenden Augen! Dafne klopfet
Mir in jeglichem Puls'; und fern ist Dafne!
O verwandelten mich die guten Götter
In dies Vögelein! O, wie wollt' ich zwitschernd
Dafne's wallender Brust entgegen flattern,
Auf dem Strauße mich wiegen, und vom Kranze [78]

Ihrer Locken ein Minneliedchen flöten!
In die Saiten des Flügels wollt' ich girren,
Wann ihr fliegender kleiner Finger spielte,
Bis ihr Mündlein mit einem Kuß mir dankte!
Dann, dann würd' ich mit keinem Sultan tauschen,
Wenn auch hundert der schönsten Landesjungfraun
Um die Ehre des seidnen Tuches buhlten!
Traun, dann würden die Götter samt und sonders
Mich im hohen Olymp ein wenig neiden! [79]


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