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III.
CHRISTEL UND HANNCHEN.

    Lindere Luft schon kühlte die gern ausruhenden Ernter,
Röthlich bebt' um die Ähren das Gold der sinkenden Sonne,
Und an gerichteten Garben der Flur; als Christel, der Schnitter,
Hannchen, die Binderin, rief zum duftenden Busche des Abhangs,
Am sanftrieselnden Bach: wo vertraut sie, in ländlicher Grillen
Tausendfachem Gezirp, sich lagerten. Beide verlobet,
Sprachen sie dort selbander vom nahenden Fest der Vermählung.
Christel hatt' ihr bereits, zum Pfande der bräutlichen Treue, [63]

Eine Bibel geschenkt, und ein rothes vergoldetes Psalmbuch;
Und das liebende Mädchen, zur Gegengabe, dem Jüngling
Einen prunkenden Hut und stattliche Bräutigamshemde.
Jezt in behaglicher Stille des überhangenden Strauches
Rute das glückliche Paar; indeß die Schnitter und Mädchen
Ihre Gewand' anzogen, und jugendlich unter einander
Schäkerten, oder sich haschten mit Jubelgeschrei, durch die Stoppeln.

   Schau,, so redete Christel, wie klar die Sonne sich senket,
Und zur morgenden Ernt' uns heiteres Wetter verkündigt.
Ach, bald bringt sie den Tag des Hochzeitkranzes, o Hannchen! [64]

Bald, bald nenn ich dich Weib, und theile die Sorgen der Wirtschaft,
Hannchen, Hannchen! mit dir! Wehn über die Stoppel die Wind' erst,
Rhötheln heller daher vom bunten Baume die Äpfel;
Dann, dann nahet der Tag des Hochzeitkranzes, o Hannchen!
Jede kommende Nacht umschwebt dein lächelndes Bild mich,
Oft in dem Hochzeitschmuck, von rothen Bändern umflattert,
Oft wie du, hinter der Sens', als Binderin, rasch mich begleitend,
Unter dem Schnitterhütchen mit blauem Kranze hervorlachst.
Plözlich verjagt mir die Freude den Traum, und ich hasche das Bildnis,
Fühle mich öd', und horche der klagenden Grill' in der Kammer;
Und ein Seufzer entfliegt zu deiner entlegenen Hütte. [65]

   Du mein redlicher Christel, wie lieb' ich dich! lispelte Hannchen,
Drückt' ihm fester die Hand, und sah ihn mit glänzendem Aug an;
Und sie verstummt' ein Weilchen: O mehr, als Vater und Mutter,
Lieb' ich dich, Christel, und will, so lang' ich athme, dich lieben!
Was aus deinen Händen mir kommt, wird alles so werth mir,
Als ein Patengeschenk, seit Du mir die Bibel geschenkt hast,
Les' ich so fleißig darin, und zeichne mit goldenen Bildern
Das von Rebecka, und Rahel, und andere schöne Geschichten.

   Hell aus thauiger Wolk' enthüllte der freundliche Mond sich,
Und rings schwammen in Silber die zitternden Weizenwogen.
Jünglinge huben die Sens', und Mädchen die Hark' auf die Schulter, [66]

Lachten des säumigen Paars, und ermahneten. Eilig verließen
Beid' ihr trautes Geschwäz, das erröthende Hannchen und Christel,
Sprangen empor, und folgten der singenden Erntegesellschaft. [67]

ODEN.

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