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VIII.
DAS TRAUMBILD.

Geliebtes Bild, das mir mit Feurentzücken
   Die Seele füllt!
Wann werd' ich dich an meinen Busen drücken,
   Geliebtes Bild?

Wenn mich am Bach, im Wehn der Pappelweide,
   Der Schlaf umwallt,
Erscheinst du mir im weißen Abendkleide,
   Du Lichtgestalt!

Du flatterst oft in früher Morgenstunde
   Durch mein Gemach,
Und küssest mich mit deinem rothen Munde
   Vom Schlummer wach. [154]

Lang glaub' ich noch den Herzenskuß zu fühlen,
   Der mich entzückt,
Und mit dem Strauß an deiner Brust zu spielen,
   Der mir genickt.

Jezt seh' ich dich, im Rauschen grüner Linden,
   Ein goldnes Band
Um einen Kranz von Tausendschönchen winden
   Mit weißer Hand;

Und bald darauf im kleinen Blumengarten,
   Wie Eva schön,
Des Rosenbaums, des Nelkenstrauchs zu warten,
   Am Beete gehn.

Erblick' ich dich, die ich vom Himmel bitte,
   Erblick' ich dich,
So komm, so komm in meine Halmenhütte,
   Und tröste mich! [155]

Dir soll ein Beet, wo tausend Blumen wanken,
   Entgegenblühn;
Ich will ein Dach von jungen Geisblattranken
   Für dich erziehn;

Ins Paradies an deiner Brust mich träumen,
   Mein süßes Kind;
Und froher sein, als unter Lebensbäumen
   Die Engel sind! [156]


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