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XIII.
AN EIN MÄDCHEN,

DAS AM FROHNLEICHNAMSFEST EIN MARIENBILD TRUG.

    Denk ich meiner frohen Knabenzeiten,
Denk' ich, Mädchen, auch an dich;
Und die hellen Sehnsuchtsthränen gleiten,
Und die Seele wölket sich.

   Sittsam war dein Aug, voll Mädchenmilde,
Der die Andacht Reize lieh,
Wich vom schönen Muttergottesbilde,
Wich vom Christuskinde nie. [164]

   Manche Zähre floss von deinen Wangen,
Wie der Thau von Rosen rinnt,
Blieb izt am Marienbilde hangen,
Rann izt auf das Christuskind.

   Eine junge morgenrothbestreute
Silberblum' im Paradies
Warst du, hehr, wie die Gebenedeite,
Die dein Arm dem Volke wies!

   Bange Sehnsucht, banges süßes Klopfen
Schauerte durch meinen Geist.
Kostet' ich des Stromes einen Tropfen,
Der am Stule Gottes fleußt?

   Trunken kniet' ich, wann der Reigen kniete,
Betend, himmelan geführt,
Küßte manche Knosp' und manche Blüte,
Die dein wallend Kleid berührt. [165]

   Lebe, lebe deine Pilgertage,
Gutes Mädchen, flitterlos,
Und dann komm' ein Himmelsbot', und trage
Deine Seel' in Gottes Schooß!

   Und der Heiland lächl' auf seinem Throne,
Wann du dich dem Throne nahst;
Und Maria bringe dir die Krone,
Die du oft in Träumen sahst!

   Gebe dir ein Lichtgewand! Vom Throne,
Wo der Welten Richter thront,
Weh's herüber: Frommes Mädchen, wohne,
Wo die fromme Laura wohnt! [166]


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