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XVIII.
DIE KÜNFTIGE GELIEBTE.

Entschwebtest du dem Seelengefilde schon,
Du süßes Mädchen? wehet das Flügelkleid
   Um deine Schulter? bebt der Strauß dir
      Schon an der wallenden schönen Brust auf?

Ein süßes Zittern zittert durch mein Gebein,
Wann mir dein Bildnis lächelnd entgegen tanzt,
   Wann ichs auf meinem Schooße wiege,
      Und an den klopfenden Busen drücke. [110]

Der Garten taumelt; rötheres Abendroth
Durchströmt die Blätter, purpert die Maienluft;
   Wie Engelflügel niedersäuseln,
      Rauschet die Laube vom Kußgelispel.

An deiner Leinwand flittert vielleicht mein Bild
Dir auch entgegen, schmiegt sich an deine Brust,
   Und eine Sehnsuchtsthräne träufelt
      Über die seidenen Purpurblumen.

Seid mir gesegnet, Thränen! Ihr flosset mir!
Bald schlägt die Stunde! Ach dann entküss' ich euch
   Dem blauen Aug', der weißen Wange;
      Trinke den Taumel der Erdenwonne!

An voller Quelle weil ich, und schöpfe mir
Der Freuden jede, Himmel auf Himmel mir,
   Sie, deren Seelen mich umschwebten,
      Träumt' ich im seligen Hain der Zukunft! [111]

Blüh' unterdessen schöner und schöner auf,
Du süßes Mädchen! Leitet, ihr Tugenden,
   Wie eine Schaar von Schwesterengeln,
      Sie durch die Pfade des Erdenlebens!

Ein reinrer Äther lache herab auf dich!
Tönt, Nachtigallen, wann sich der Abend neigt,
   Im Apfelbaum vor ihrem Fenster,
      Goldene Träum', um ihr Mädchenbette!

Doch süßre Träume thaue das Morgenroth
Um deine Schläfen, Träume der Serafim,
   Wann jener Tag dem Meer' entschimmert,
      Da ich dich unter den Blumen finde! [112]