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Karl Stieler (1842-1885)

1. 's Dirndl.

(In oberbayrischer Mundart.)

Drob'n auf der Alm, da hockt a Herr,
Der kimmt schier bis von Preußen her,
Ausländ'risch schaugt er si' scho' recht.
Deutsch kann er a bisl', aber schlecht.

»Nu, liebe Frau, möcht ich mir laben,
Kann ich ein Töpfchen Milch wohl haben?«
»›Recht gern,‹« sagt d' Sennd'rin, »›wenn i's hätt',
Aber koa Frau, dös bin i net.‹«

»I, ist an Milch hier solche Not?
Dann Fräulein, jiebt's wohl Butterbrot?«
»›Recht gern,‹« sagts, »›wenn i nur oans hätt',
Aber koa Fräul'n bin i net.‹«

»Na, Jungfrau, sei'n Sie nur nicht böse,
Denn jiebt's doch wohl 'n Stückchen Käse?«
»›Recht gern,‹« sagts, »›wenn i nur oans hätt',
Aber koa Jungfrau bin i net.‹«

»Wie soll ich denn dies Rätsel lösen,
Wer sind Sie denn, verehrtes Wesen?«
»›Herrgott,‹« sagt sie, »›ist dös a G'walt,
Wer wer' i sein? – a Dirndl halt.‹«

2. Ung'schickt.

Der Miedl, der is g'storben sein Mann,
Jetzt tröst i s'halt, so gut i kann:
Denn 's Unglück muß ma christli tragen.
»Ja,« sagts, »i wollt ja gar nix sagen
Vom Sterben, wenn er nur nit gar
Aa no so ung'schickt g'storben waar.

Jetzt wer i neunavierzge bald,
Zum Wiederheiraten is z'alt,
Zum Wittibsein da bin i z'jung
Und wegen dem is 's halt so dumm.
Drum reut er mi' soviel, der Mann!
Wie ma' so ung'schickt sterben kann!«

3. Mei Ziehgarr.

Da steht a Wirtshaus bei der Straßen
Dort han i mir was geben lassen
Und wie sie's bringt die Kellnerin
So leg i halt mei Ziehgarr hin
Und fahr glei in die Knödel eina.
Ein alter Bauer hockt neben meina
Der schaugt mir zua und freut si' d'ran.
Und na' packt er mei Ziehgarr an
Und blast und raucht nur grad a so.
Was denkst dir denn, sag i, oho,
Wer hat dir denn dös Ziehgarr g'schenkt?
»Ja, daß's nit ausgeht, hab i denkt.«


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