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Friedrich Rückert (1788-1866)

(Aus den Makamen des Hariri, oder die Verwandlungen des Abu Seid von Serug.)

1. Zweite Makame: Die beiden Gulden.

Hareth Ben Hemmam erzählt: Mich hielt mit frohen Genossen – ein trauter Kreis umschlossen, – von welchem eingeschlossen, – war Geselligkeit und Gefälligkeit, – und ausgeschlossen Mißhelligkeit. – Und während wir nun die Fäden der Reden hin und wieder spielten, – und im Schwanken der Gedanken uns unterhielten – mit Geschichten; – trat herein ein Mann mit gebrechlichem Mantel, – und schwächlichem Wandel, – der den einen Fuß schleifte – und auf einen Stab sich steifte; – der sprach: O ihr köstlichen Steine der Schreine! – o ihr tröstlichen Scheine der Reine! – Froh gehen euch auf die Tage, – und unter ohne Klage! – Freundlich weck euch der Frühschein, und lieblich schmeck euch der Frühwein! – Seht einen Mann, der einst besessen – Haus und Hof, Esser und Essen, – Weiden und Weidende, Kleider und zu kleidende; – Gaben zu schenken, – Labe, zu tränken, – – Äcker und Äste, – Feste und Gäste. – Doch es schnob der Sturm des Leides, – und es grub der Wurm des Neides, und der Einfall der Unfälle – brach über des Glückes Schwelle; – bis mein Hof leer ward, – und dünne mein Heer ward, – mein Brunnen erschöpft, – mein Wipfel geköpft, – mein Lager staubig, – mein Barthaar straubig, – mein Gesinde murrend, – meine Hunde knurrend; – im Stall kein Rossegestampf, – in der Halle kein Feuerdampf; – daß mir der Neider – ward zum Mitleider, – und der Schadenfroh – vor meinem Schaden floh. – In des Unglücks Klammer, – in der Armut Jammer, – ward unser Schuh die Schwiel am Fuß, – und unsre Speise der Verdruß. – Wir schnürten knapp den Leib zusammen, – um zu ersticken des Hungers Flammen. – Ausging uns des Stolzes Befiederung, – und wir wohnten in der Niederung. – Statt Rosse blutig zu spornen, – gingen wir uns wund auf Dornen. – Der Tod bleibt unsere Zuflucht vor Bedrängnis; – wir klagen an das säumende Verhängnis. – Oder ist hier ein beirätiger, – menschenfreundlicher, guttätiger, – der einen kraftlosen, haftlosen stütze – ein Tröpflein der Milde auf einen saftlosen spritze? – Bei dem, der mich hat entsprossen lassen von Kaile! Ein arabischer Stammname, dessen sich hier Abu Seid gelegentlich bedient. – der den Mangel mir gab zu Teile! – ich habe nicht, wo ich die Nacht verweile.

Hareth Ben Hemmam spricht: Um meine Notdurft zu letzen, – und zugleich seinen Witz auf eine Probe zu setzen, – nahm ich ein Goldstück und wies es, – und sagte: Dein ist dieses, – wenn du uns in Versen sein Lob lässest hören. – Und auf der Stelle ließ er sprudeln seine Brunnenröhren:

Gesegnet sei der Gelbe mit dem lichten Rand,
Der wie die Sonne wandelt über Meer und Land,
In jeder Stadt daheim, zu Haus an jedem Strand,
Gegrüßt mit Ehrfurcht, wo sein Name wird genannt.
Er geht als wie ein edler Gast von Hand zu Hand,
Empfangen überall mit Lust, mit Leid entsandt.
Er schlichtet jedes menschliche Geschäft gewandt,
In jeder Schwierigkeit ist ihm ein Rat bekannt.
Er pocht umsonst nicht an die taube Felsenwand,
Und etwas fühlt für ihn ein Herz, das nichts empfand.
Er ist ein Zauberer, dem sich keine Schlang entwand,
Der Schöne, welchem keine Schönheit widerstand,
Der Held, der ohne Schwertstreich Helden überwand;
Der Schwachen Kräfte gibt, und Törichten Verstand,
Und Selbstvertraun einflößet, das mit Stolz ermannt.
Wer ihn zum Freund hat, ist den Fürsten anverwandt,
Wenn gleich sein Stammbaum auf gemeinem Boden stand.
Der trifft des Wunsches Ziel, dem er den Bogen spannt.
Er ist des Königs Kron und seiner Herrschaft Pfand;
Er ist der Erde Kern, und alles sonst ist Tand.

Und wie er war am Ende, – streckte er seine Hand nach der Spende, – und rief: Wer verspricht, muß segnen, – die Wolke, die donnert, muß regnen. – Da gab ich ihm das Goldstück hin, – und sprach: Sei es dir zum Gewinn! – Er schob es in seinen Mund, – und sprach: Gotte erhalte mirs gesund! – Dann macht er sich auf, von dannen zu wanken, – mit Grüßen und Danken. – Doch der Duft des Geistes, den er verstreute, – berauschte mich so, daß ich nicht Aufwand scheute. – Ein zweites Goldstück nahm ich aus der Tasche, – und sprach: da hasche! – Dieses ist dein, wenn du nach seinem Adel – uns nun auch hören läßest seinen Tadel. – Da ließ er auf der Stelle – noch einmal rauschen die Welle:

Verflucht der Heuchler mit dem doppelten Gesicht,
Dem kalten Herzen und dem Lächeln, das besticht.
Er ziert sich wie ein Liebchen, und wer liebt es nicht?
Und wie Verliebte schmachtet der Bösewicht.
Er stammt vom Abgrund, aus den Finsternissen dicht,
Doch überstrahlt sein falscher Schein der Sonne Licht;
Die Wahrheit dringt nicht durch das Trugnetz, das er flicht.
Er gibt der Welt in allem Bösen Unterricht,
Lehrt, wie man falsche Eide schwört und Treue bricht,
Er ists, um den man streitet, tobt und kämpft und ficht,
Er ists, der aus des Richters Mund dein Urteil spricht,
Um den der Dieb die Hand verliert am Hochgericht.
Für ihn erkauft der Schlechte sich ein Lobgedicht.
Für ihn verkauft man seinen Glauben, seine Pflicht,
Er ists, um den das Herz aus Furcht dem Geizgen bricht;
Er ists, um den des Neides Blick den Reichen sticht.
Das schlimmste ist: Wer ihn bewahrt, dem nutzt er nicht;
Und wer ihn nutzt, der tut dadurch auf ihn Verzicht.
Darum verachtet ihn ein edler Mann, und spricht:
Du Taugenichts, hinweg von meinem Angesicht!

Ich rief: Gott müsse deinen edlen Mund vergulden! – Doch er rief: Versprechen macht Schulden; – und ich gab ihm den zweiten Gulden, – und sprach: Verwend ihn zum Erwerb von Gottes Hulden! – Er schob ihn mit Dankgeflüster, – in den Mund zu seinem Geschwister, – und hinkte ab am Stabe, – preisend Geber und Gabe.

Hareth Ben Hemmam spricht: Mir sagte das Herz, es sei Abu Seid, – und seine Lahmheit ein angelegtes Kleid. – Ich hielt ihn an und rief: bei Gottes Gnade! – dein Witz verriet dich; warum gehst du nicht gerade? – Er sprach: Und bist der Hareth? – so bleibe mir ewig schwarz gehaaret, – der Lust gepaaret, – den Frohen und Edlen gescharet! – Ich sprach: Ich bin der Hareth Ben Hemmam; – wie geht es mit dir und deinem Kram? – Er sprach: Bald frisch, bald lahm; – ich segle mit zweierlei Winden, – gelinden und ungelinden. – Ich sprach: du solltest dich schämen, – Zuflucht zu einem Gebrechen zu nehmen. – Da verfinsterten sich seine Mienen, – und er sprach: Laß dir dienen!

Ich hinke, doch nicht aus Vergnügen am Hinken,
Ich hink um zu essen, ich hink um zu trinken.
Ich hinke, wo Sterne der Hoffnung mir winken,
Ich hinke, wo Gulden entgegen mit blinken.
Was man nicht erfliegen kann, muß man erhinken.
Viel besser ist hinken, als völlig zu sinken.
Die Schrift sagt: Es ist keine Sünde zu hinken Der Koran sagt bei Gelegenheit einer Aufmahnung zum heiligen Kampfe: Doch wer hinkt, für den ist's keine Sünde (nämlich vom Kampfe zu Haus zu bleiben)..

2. Fünfunddreißigste Makame: Die Rätsel.

Mich zog einer Neigung Hang – und eines Verlangens Drang, – zu werden der Sohn jedes fernen Weges, – und der Bewohner jedes fremden Geheges; – wobei ich doch nie durchritt ein Tal, – oder trat in einen Gesellschaftssaal, – ohne daß mein Wunsch war befeuert, – nach Bildung, die der Unlust steuert, – und den Wert des Mannes teuert; bis an mir davon die Farbe geblieben, – und die Eigenschaft davon mir ward zugeschrieben, – und ihre Art fester an mir haftete, als die Liebe am Stamme der Benu Odhra Ein arabischer Volksstamm, der, wenn man den Sagen glaubt, aus lauter auf den Tod Verliebten bestanden haben muß. Seine Jünglinge starben ganz gewöhnlich an Liebesverzehrung, und darum ist er wohl ausgestorben., – oder die Tapferkeit an dem Hause Abu Sofra. – Als nun mein Reisekamel sich gelagert in Negran, – und ich dort Freunde und Bekannte gewann, – wählt ich ihre Gesellschaften zu meinen Weideplätzen, – und zu meinem Tag- und Nachtergötzen; – wo ich früh und spät verweilte, – und Frohes und Trauriges teilte. – Während ich mich nun befand in einem besuchten Kreis – von ausgesuchtem Preis, ließ sich bei uns nieder ein Greis, – dessen Gewand war verwittert, – und seine Kraft zersplittert; – der grüßte mit dem Gruß eines Süßmundigen, – und der Zunge eines Wortkundigen, – sprechend: O ihr Monde der Geselligkeit, – ihr Meere der Gefälligkeit! – der Morgen ist für den, der zwei Augen hat, klar – und den Augenschein ersetzt ein Zeugenpaar; – für meine Sache spricht mein Kleid und mein graues Haar. – Wie ist euch nun ums Gemüte? – erweist ihr einem Bedürftigen Güte? – oder weist ihr ihn ab, das Gott verhüte! – Sie riefen: Du hast hier Störung gebracht, – und den Brunnen, wo du schöpfen wollest, versiegen gemacht. – Da beschwor er sie um Gott, was sie denn bewege, ihm so schnöde zu weisen die Wege? – Sie sprachen: Wir haben hier aufeinander mit Rätseln gezielt, – wie man am Tage der Schlacht mit Geschossen spielt. – Da enthielt er sich nicht, von dergleichen Fehden – gering zu reden, – und diese Kunst – für nichts besser zu erklären als Dunst. – Doch die Sprecher des Volkes begannen auf sein Erfrechen – mit den scharfen Lanzen des Tadels einzustechen, – so daß er bereute zur Genüge – seinen Vorwitz und seine Rüge. – Sie aber, wie gegeben war das Zeichen zum Streite, – drangen auf ihn ein von jeder Seite, – bis er sprach: Mein Volk! die Milde behauptet den Thron; – stehet ab von eurem wilden Drohn! – Kommt heran, daß wir Rätsel spielen, – und bestimmen, wer zuerst soll zielen. – Da verstummte das Schlachtgeheul, – und löste sich der verworrene Knäul; – sie nahmen an den Antrag, – und willigten ein in den Anschlag, – mit der Bedingnis Anhang, – daß er selber mache den Anfang. – Da hielt er inne nicht länger, als bis man ein Schuhband – aufband oder zuband, – dann rief er: So hört, und Gott baue fest eures Wohlstandes Steinwand, – und euer Preis vor der Welt sei ohne Einwand! – worauf er anhub zu rätseln über die Luftfache von Leinwand Eine Leinwand, in der Höhe des Daches über den offenen Raum des Hauses ausgespannt, die, an einem Seil gezogen, sich durch die ganze Länge des Raumes hin und wieder bewegt, um Kühlung zu verbreiten, insbesondere wenn man Mittagsruhe halten oder auch zu Nacht schlafen will. Sie wird natürlich nur in der heißen Jahreszeit gebraucht, und dann mit Wasser benetzt, auch wohl mit Rosenwasser besprengt.:

Die Magd, die durch das Haus von einem Ende
Zum andern läuft und umgekehrt ohne Stocken;
Leicht, ohne aufzufußen, schwebt sie nur,
Ihr Amt ist, mit Erfrischungen zu locken.
Ihr Kleid ist, wenn sie dient, im Sommer feucht.
Im Winter aber, wenn sie feiert, trocken.

Dann rief er: Vernehmet, und grün sei euer Heil, – Überfluß euer bestimmtes Teil! worauf er rätselte vom Palmenseil Ein Seil von Palmbast, das man gebraucht, um die Palme zur Ernte der Datteln zu ersteigen.:

Der Sohn, der, seiner Mutter
Entnommen, längst verschmachtet,
Und der der Mutter Nacken
Neu zu umschlingen trachtet.
Wann ihr der Mutter Schätze
Zu plündern Anstalt machtet,
Dient euch der Sohn zum Helfer,
Und wird dafür geachtet.

Dann rief er: Merkt auf, ihr, deren Witz trifft das Ziel, – und deren Geist die Schwierigkeit macht zum Spiel! – worauf er rätselte vom Schreibekiel:

Es geht ein unvernünftiges Geschöpf
Geführt von kundger Hand auf glatten Flächen,
Und sein gespaltner Huf drückt Spuren ein,
Worüber Denker sich den Kopf zerbrechen;
Und wenns auf seinem Gange durstig wird,
Tränkt man dazwischen es an trüben Bächen.

Dann rief er: Nun, o, ihr Blumen der Weisheitstrift, – hört, was alles Gehörte übertrifft! – worauf er rätselte vom Augensalbestift Ein feiner metallner Stift, womit man die schwarze Schminke oder Salbe ans Auge bringt, die nicht nur den Glanz des Auges erhöht, sondern auch die Sehkraft stärkt, insbesondere aber im Alter den grauen Wimperhaaren ein jugendliches Aussehen geben mag.:

Ein schmächtger Mann hat zu bedienen
Zwei sich in allem gleiche Fraun,
Die frischer sind nach der Bedienung
Und jugendlicher anzuschaun.
Er gibt den Vorzug keiner Schwester,
Sie teilen also sein Vertraun,
Daß er von der zu der sich wendet,
Sie wechselweise zu betaun.
Die Liebesopfer, die er sparte,
Als beide waren jung und braun,
Vermehrt er, als sie grau geworden.
Das ist bei Männern selten, traun!

Dann rief er: O, ihr Goldmünzen vom echten Schlage, – höret, und Gott verschlag euch nicht am jüngsten Tage! – worauf er rätselte von der Zung an der Wage:

Welche Zunge, die nicht spricht,
Gibt verlässigen Bericht?
Schlichtet anders kein Geschäft,
Als mit Nachdruck und Gewicht.
Gold und Silber gilt ihr gleich,
Doch das Mehr und Minder nicht,
Sie befriedigt die Partein,
Wo sie sitzet zu Gericht,
Ob sie gleich im Ausspruch schwankt;
Eben das ist ihre Pflicht.

Wie die fünfe waren entflogen, – legt er nieder den Bogen, – und sprach: Mein Volk! nun nehmet diese fünfe zur Hand, – wie die fünf Finger einer Hand, – überleget wohl, – und erwäget euer Wohl! –Seid ihr mit dem Beschiednen zufrieden, – so sind wir in Frieden geschieden; – doch verlangt ihr die zweite Hand, – so bin ich bei der Hand. – Sprachs, und die Leute hingerissen vom Verlangen, – wie ihnen der Rätsel Sinn war verhangen, – riefen: Unsere Schwinge ist zu schwach, – uns zu tragen deinem Adler nach; – doch du willst die zehn vollmachen, so mach! – Da trat er auf im Triumph, – wie ein Sieger auf der Feinde Rumpf, – dann mit nachlässigem Ermatten – sprach er das Rätsel vom Schatten:

Ein starker Baum der gibt es,
Ein schwacher Mann der scheints.
Das Glück auf Erden ist es,
Mit jedem sich vereints.
Und es vergeht, o Wunder,
Beim Untergang des Feinds.

Dann tat er als ob er gähne, – worauf er rätselte über die Zähne:

Ein innerhalb der Pforte
Gereihter Doppelchor,
Die einer nach dem andern
Sich richteten empor,
Bis einer nach dem andern
Sich wiederum verlor,
Sie sind der Schmuck der Pforte,
So lang sie stehn im Flor,
In solchem Kleid, wie Lilie
Und Perle sich erkor;
Ein Mißstand ists, wenn zwischen
Den weißen steht ein Mohr,
Von ihren Hellebarden
Ist nicht gesperrt das Tor:
Sie schmeid'gen nur was eingeht,
Wie sies berührt zuvor,
Und dienen zur Verstärkung
Dem was da geht hervor.

Dann lacht er unmäßig, – und sprach rätselnd von Wein und Essig:

Geboren ists von reinem Stamm,
Bösartig wards im Haus von Scherben.
So lang es gut ist, taugt es nichts,
Es droht, o Moslem, dir Verderben;
Wenns in Verderbnis übergeht,
Wird es die Reinheit erst erwerben.
O Wunder, wer als Sünder lebt,
Und als ein frommer Mann kann sterben.

Dann tat er wie einer, der sich erschöpft hat, – und rätselte vom Schöpfrad:

Ein Wesen zwischen Luft und Wasser,
Halb Fisch, halb Vogel, sich bemühend,
Stets von sich selbst hinabgezogen,
Wies aufzustreben sich erkühnt;
In seiner Arbeit kläglich stöhnend
Und unablässig Tränen sprühend,
Es darf in seiner Qual nicht rasten,
Als bis dadurch der Boden grünt.

Dann schnürt er zum Abzug sein Bündel, – und rätselt von der Spindel:

Ein altes Weib, das flink sich dreht,
In dessen Fleiß sich kleidet
Der Araber, der Städte baut,
Wie der Kamele weidet,
Doch, wie es jede Blöße hüllt,
An Nacktheit immer leidet,
Weil es um andrer Willen stets
Von seinen Füllen scheidet.
Dem dieses Weibs gleicht mein Geschick,
Wer ist, der es beneidet?
So hab ich meines Geistes Schätz
In Rätseln hier vergeudet.

Sprachs, da trieb sich das Nachdenken durch die Irrgänge des Wahns, – und die Vermutung stumpfte sich die Spitze des Zahns, – bis der Zeitverlauf war erheblich – und der Kraftverbrauch vergeblich. – Als er nun sah, daß sie schlugen Nämlich Feuer. und es nicht fing, – daß sie Lust trugen und es nicht ging, – sprach er: Mein Volk, wie lange wollet ihr passen, – oder auf euch passen lassen? – Ist es nicht Zeit, die Fahnen aufzustecken, oder aber das Gewehr zu strecken? – Da sprachen sie: Bei Gott! du hast es scharf gewürzt, – und hart geschürzt, – alles Wild ist in deine Netze gestürzt. – Verfüg über uns als dein Eigentum, – hinnehmend die Beute samt dem Ruhm. – Da setzt er auf jedes Rätsel einen Satz, – den er sie zahlen ließ auf dem Platz, – dann brach er die Siegel, – und löste die Riegel, – und enthüllte ihnen der Einsicht Spiegel. – Und wie er befriediget ihr Gelüste, – den Pfad ihnen bezeichnet in der spurlosen Wüste; – wandte er sich zum Fliehn, – doch der Obmann des Volkes hing sich an ihn, – rufend: Nach Sonnenaufgang ist ein Hehlen, – du sollst dich von uns hinweg nicht stehlen, – du entschädigst uns denn für die Trennung – durch deines Namens Nennung – und deines Stammes Bekennung, – Da blickt er starr, als sei ihm was zugestoßen, – dann sang er und seine Tränen flossen:

Serug ist meiner Wonne Gebäud,
Wo ich des Lichts zuerst mich gefreut;
Doch, ausgeschlossen von meiner Lust,
Mein Schmerz ist nun durch die Welt verstreut,
O Angedenken, das tausendmal
Im Kelche die Bitterkeit erneut.
Kein Ort gibt Ruhe mir, keiner gibt
Rast meinem Tiere, das wiederkäut.
In Irak heut und morgen in Negd,
Und traurig bin ich morgen wie heut.
Ich friste mit Gram den Geist, und den Leib
Mit Speise, wie man dem Hund sie beut.
Ich übernacht und kein Deut ist mein,
Und auch kein Freund, der mir gölt einen Deut.
Wer lebt wie ich, der verkauft um Spott
Sein Leben, ohne daß ers bereut.

Dann nahm er unter den Arm sein Geld, – und suchte das Feld. – Wir beschworen ihn mit Lobpreisung, – zu bleiben, und machten ihm hohe Verheißung, – doch bei Gott, er floh, und vergebens war unsre Befleißung.


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