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Guido Görres (1805-1852)

Prinz Eugen.

Ein Städtlein liegt im Schwabenland,
Dort sprach ein Held einst zu;
Der Held war Prinz Eugenius,
Die Stadt, Reutlingen, du.

Da fing der Rat zu raten an,
Sie rieten hin und her,
Was sie dem Prinz Eugenio
Erwiesen für ein Ehr.

Sie sprachen dies und sprachen das:
Vom goldnen Lorbeerkranz,
Von Vivatruf und Festgesang
Und einem Ehrentanz.

Nach Raten lang und Raten breit
Sie kamen überein,
Zu bringen Prinz Eugenio
Vom Reutelinger Wein.

Sie traten vor den Helden hin
Mit ihrem sauren Wein,
Und einen Krug, gar weit und hoch,
Den schenkten sie ihm ein.

Da faßt ein Herz Eugenius
Und zieht die Brauen ein
Und trinkt, so schnell er immer kann,
Den sauren Ehrenwein.

Sie denken, ei, dem schmeckt es wohl,
Der hat den wahren Zug,
Und füllen drauf aufs neue voll
Den breiten Ehrenkrug.

Ach armer Prinz Eugenius!
Wie wird so schief dein Mund,
Du drückst die Augen wahrlich zu,
Als wärs dein letzte Stund'.

Wohl setzt der Held den Becher an,
Doch leeret er ihn nicht;
Er reichet ihn dem Schenken dar
Und zu dem Rat er spricht:

»Viel lieber nähm zum zweitenmal
Belgrad im Sturm ich ein,
Als daß ich tränk hinwiederum
Vom Reutelinger Wein.

Habt ihr im Keller sauren Wein,
Dann trinkt ihn fein allein,
Und ladet doch die Gäste nicht
Auf euren Essig ein.«


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