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Wohlauf nun! marsch ins Bette!
He, Hausknecht, bring den Leuchter,
Schon längst ist Schlafenszeit,
Man läutet bald die Mette!
Mach jeder sich bereit,
Daß er sein Weiblein rette
Vor Mönch und Lai – ich wette,
Das gäb sonst bösen Streit!
Doch vorher laßt uns trinken,
Prost! einmal noch vorm Scheiden;
Zu gut schmeckt dieser Wein!
Sitzt fest auf euern Schinken,
Das Faß muß leer erst sein,
Dann Köpfe, folgt den Winken;
Ob wir ins Bett auch hinken,
Das macht uns wenig Pein!
Nun leise zu den Türen,
Gebt acht, daß der nicht stolpert
Der schiefbeladen sei;
Herr Wirt, er muß uns führen,
Er ist vom Rausch noch frei!
Gibts Stöße auch zu spüren,
Soll doch uns wenig rühren
Die ganze Polackei!
Den Fürsten tragt mir leise,
Daß er Potzblitz! nicht falle
Auf Gottes Erdenreich;
Er macht, drob ich ihn preise,
Mit uns manch lustigen Streich.
Herr Wirt! sei er hübsch weise,
Er glitscht wie auf dem Eise –
Fällt er, fällt er nicht weich!
So laßt ins Bett uns trudeln,
Doch fragt das Zimmermädel,
Obs Bett geschüttelt sei?
Sie hat uns armen Pudeln
versalzen Fleisch und Brei,
Doch nicht geschmalzt die Nudeln,
Sonst müßten wir sie hudeln:
Der Schäden wären drei.
(Z.)
Es hatte sich gefüget,
Als ich zehn Jahre alt,
Daß den Entschluß ich faßte,
Zu sehn der Welt Gestalt.
In Elend und in Armut
Viel Winkel heiß und kalt
Bewohnt ich da bei Christen, Griechen, Heiden.
Drei Pfennig nur im Sacke,
Dazu ein Stücklein Brot
War meine Reisezehrung
Von Haus für alle Not.
Durch Freund und Feind vergoß ich
Manch Bluteströpflein rot,
Seitdem ich Lebewohl gesagt beim Scheiden.
Ich lief zu Fuß
Mit schwerer Buß
Bis daß mir starb
Der Vater gar
Nach vierzehn Jahr.
Drauf ich erwarb,
Indem ichs stahl,
Ein Roß einmal
Von fahler Farb:
Der Ritt mißlang, ich mußte Strafe leiden.
Drauf ich als Koch
Und Bote noch
Zu gut nicht war,
Und grade recht
Zum Pferdeknecht.
Am Ruder gar
Hantieren sah
Mich Candia;
Von rauhem Haar
Mußt mich als Festgewand ein Kittel kleiden.
(Z.)
Mein töricht Leben wollt ich
Einst ändern, das ist wahr,
Ein Vagabund beinahe
War ich zwei ganze Jahr;
Mit Andacht war der Anfang
Begonnen offenbar,
Doch ach! am Schlusse mich die Minne störte.
Dieweil ich ritt und suchte
Manch ritterliches Spiel,
Da einer edeln Herrin
Zu dienen war mein Ziel,
Die aber Huld mir schenken
Gewollt auch nicht soviel,
Geschahs, daß eine Kutte mich betörte.
Leicht und gering
Mir da manch Ding
Von Händen ging,
Seit mir die Kappe
Mit ihrer Klappe
Das Haupt umfing.
Ach! keiner Zeit
An einer Maid
Mein Herz so hing
Wie an der Holden, die mich gerne hörte.
Mit kurzer Schnur
Die Andacht fuhr
Zum Schlot hinaus:
Weg warf ich weit
Der Kutte Kleid,
Und lief nach draus!
Mit Leidvertreib
Seitdem mein Leib
Wohl Streit und Strauß
Freudlos erlitt und mich manch Leid empörte.
(Z.)
Was mir an Ehren offenbar
Von Fürsten je beschieden war,
Von einer edeln Königin gar,
Und was an Lust in froher Schar:
Stellt unterm eignen Dach sich dar
Als Buße gar,
Das hat ein langes Ende!
Frohsinn und Laune tät mir not,
Seit mich die Sorge drängt ums Brot,
Und mancher Feind mich rings umdroht,
Da tröstet mich kein Mündlein rot,
Kein freundlich Augenpaar mir loht,
Wie sonst sichs bot,
Daß es mein Elend wende!
Wohin ich schau, seh ich im Schuß
Alles vergehn geschwinder,
Statt goldener Zier ich schauen muß
Geiß, Böcke, Kälber, Rinder;
Und knorrige Kerls, so schwarz wie Ruß,
Seh Winters ich nicht minder.
Das gibt mir Mut
Wie Sackwein tut,
Ich züchtige selbst die Kinder
Stets ungelinder.
Doch schon kommt Mütterlein gebraust
Mit Mienen, zornerhellten,
Sie knufft mich mit geballter Faust.
Da muß ichs ihr entgelten.
Sie ruft: Wie hast du mir zerzaust
Die Grete und den Velten? –
Vor ihrem Zorne mir da graust,
Doch mehr vor ihrem Schelten:
Das endet selten!
(Z.)
O wonniglicher, reichgezierter Mai,
Dein Freudenschrei
Bringt Lust uns mancherlei,
Und höchste Freude, wenn dabei
Ein Tanz sich schlingt und wenn sich zwei
Mit Händen lieblich langen.
Grün ist der Wald,
Die Au, des Berges Wall:
Und Nachtigall
Mit andrer Vögel Schall
Läßt überall
Den Widerhall
Erklingen bald –
Nun laßt den Kopf nicht hangen!
Die frohe Zeit bannt Ungemach,
Drum wach
Und liebe, ach!
Sei hurtig und nicht schwach,
Geh freundlich hin zum Lieb und lach,
Du sahst sie lange nicht – mach, mach,
Daß weiße Ärmlein dich umfangen!
Ein hohler Prunk, erborgter Glanz,
Vornehm aussehender Firlefanz,
So hielt man einen billigen Tanz
Zu Konstanz dort in Schwaben.
Wärs so verblieben im Verlauf,
Zufrieden stellte mich der Kauf:
Der Beutel ging mir seltner auf,
Um Nachteil nur zu haben.
Denn was ich bot den Dämchen dar,
Galt nichts! Ein Fräulein sprach sogar:
Ich möcht ihr – lieb sein übers Jahr!
Und lachte meiner Gaben.
Jungfräulein, sprach ich, seid so gut;
Ihr tut, was auch manch andre tut!
Habt ihr in Adern Gold statt Blut?
Lebt wohl, laßt euch begraben!
(Z.)
Wer machen möcht sein Geld gering,
Der frage, daß ers leichter zwing:
Wo geht der Weg nach Überling?
Da gelten vierzehn Pfifferling
Fünfzehn Schilling,
Wie Konstanz sie geschlagen.
Für sechzehn Heller gibts ein Ei,
Für zweiunddreißig sogar zwei;
Um etwas Fleisch mit Kraut dabei,
Ein Töpfchen voll, macht groß Geschrei
Manch armer Lai,
Dem grausam knurrt der Magen.
Ein schmacklos Mus ist in der Pfann,
Der Braten knapp bemessen,
Wildbret und Fische sind im Bann,
Die dürfen wir nicht essen.
Dann heißts: wohlauf, drückt euch hindann,
Ihr habt zu lang gesessen;
Indessen:
Zwei Groschen gebe jedermann,
Das dürft ihr nicht vergessen!
Nicht länger ich hier hungern mag
Den Schmachtriem schnallt, Gesellen –
Ob man hier auch nach weiterm frag,
Kurz messen wir die Ellen,
Die langen spart zum nächsten Tag,
Doch laßt am Geld euch prellen
Geld her, nur Zahlung gilt! und sag
Ichs anders – meiner Seele'
Gings an die Kehle!
(Z.)
Der Wein ist süß wie Wermutstrank,
Er macht die Kehle rauh und krank
Und heiser bellt mein hellster Sang;
Die Zeit wird nach Tramin
In Tramin gibt es den berühmten Wein. mir lang,
Seh hier ich bang
Das Teufelszeug im Glase.
Er spendet Lust und Übermut
Wie Stock und Sack dem Esel tut.
Der Essigtrank frißt mir ins Blut,
Daß mir ganz schwach wird und vor Wut
Ob seiner Glut
Sich mir verkrumpft die Nase!
Zwar guter Kurzweil sieht man viel
Da mitten auf dem Platze:
Gesang und Tanz und Saitenspiel
Von einer rauhen Katze.
Ganz Überling kennt nur ein Ziel:
Wie man die Leute schatze!
Mir fehlte nur ein Besenstiel,
Daß ich abschlüg die Tatze
Der geizigen Katze!
Mein Schenkwirt ist bescheiden zwar,
Er weiß, was Gold und Leder:
An seinem Bett ward ichs gewahr,
Zwölf Pfennig gilt die Feder.
Und käm ein alter Karren gar,
Er nähm ihm seine Räder.
Darum vergleich ich klipp und klar
Ihn mit der zähesten Zeder:
Das weiß dort jeder!
(Z.)
Ich weiß, daß mancher Freude hat
An seinem edeln Eheweib:
Welch Schloß, welch Land sie, welche Stadt
Gebar? – o müßiger Zeitvertreib!
Ich werf aus meines Herzens Grund
Hinaus jetzt aller Länder Fund;
Mich liebt dafür ein roter Mund
Vom Land der Schwaben:
Sein Laut
Klingt traut!
Gehaben,
Herz und Gestalt
Sind lieb und fein!
Ja, eine stolze Schwäbin nennt
Ihr Eigen dies, ganz tadelfrei;
Sie, die mein Herz als beste kennt,
Erwählt ich, daß mein Weib sie sei.
Mund, Auge, Näslein, Hals und Kinn
Sind hübsch geformt nach meinem Sinn,
Die Haut ist weiß mit Rot darin,
Auch Hand und Arme!
Die Brust
Gibt Lust,
Die warme,
Mit tiefem Spalt,
Weiß, rund und rein!
Die Taille schmal, der Hüften Schluß
Vollrund gewölbt, schön unterbaut,
Das Lendenpaar aus kräftigem Guß;
An schlanker Wade zierlich schaut
Ein Fuß hervor, klein, aber flink,
Drauf sie stets brav und ehrbar ging,
Daß nie an sie sich Tadel hing.
Ihr Tun und Lassen
Ist hold,
In Gold
Zu fassen!
Mein hat Gewalt
Nur sie allein!
(Z.)