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(Aus den Gedichten. Mit Genehmigung des Verlages von Breitkopf & Härtel in Leipzig.)
Gestern kam zu mir ein holdes Mädchen,
Sprach: Weil du ein Dichter bist, so kündest
Du gewiß mir, Lieber, was vergeblich
Tag um Tag ich zu ergrübeln suche.
Leuchtend über meines Vaters Garten
Steht jedwede Nacht ein Stern jetzt, rötlich
Strahlt sein Schimmer und die Wölkchen ordnen
Goldgesäumt sich um ihn her im Kreise.
Nie sah so noch einen Stern ich funkeln!
Was er funkelt, möcht ich gerne wissen.
Und vor unserm Haus im dunklen Taxus
Jeden Abend singt ein kleiner Vogel;
Braun ist sein Gefieder, aber reizend
Fließt der Ton ihm aus der lieben Kehle.
Niemals sang mir noch so süß ein Vogel!
Was er singt, das möcht ich gerne wissen.
Doch das Wunderbarste sag' ich billig
Dir zuletzt: in meinem eignen Fenster
Ist seit dreien Tagen eine Blume
Aufgeblüht, die niemand kennt im Hause,
Herrlich prangen ihre weißen Blätter,
Goldne Fäden hängen aus dem Kelche,
Und des Dufts balsamische Wellen zittern
Wie Gedanken durch mein stilles Zimmer.
Nie noch sah ich eine solche Blume!
Was sie duftet, möcht ich gerne wissen.
Und ich sprach zu ihr: Du liebes Mädchen,
Heute morgen in der achten Stunde,
Da die Sommersonne dir zu Häupten
Lange zögernd auf dem Kissen spielte –
Doch du schliefst noch fort, bis weiterrückend
Endlich dir der Strahl die Augen küßte –
Was du da geträumt, das singt der Vogel,
Strahlt der rote Stern am nächt'gen Himmel,
Und das gleiche duftet auch die Blume.
Neige mir dein Köpfchen, daß ich leise
Dir ins Ohr es sage und es keiner
Weiter hört. –
Da fuhr sie auf erschrocken
Und umfing mein Haupt mit beiden Armen,
Mit den Händen mir den Mund verschließend:
Pfui! Was seid ihr Dichter doch für lose
Leute! rief sie aus – um Gotteswillen
Schweige still und sag es nicht der Mutter!
Daß sich die Erde drehe,
Wer hat's uns kund getan?
Der alte Galilei,
Der hat den Fund getan.
Er hatte dreißig Jahre
Gegrübelt Tag und Nacht,
Zerwühlt sich Bart und Haare
Und nichts herausgebracht.
Da sprach er eines Tages:
Nun hab' ich's gründlich satt;
Ich gehe in ein Wirtshaus,
Wo's gute Weine hat!
Die dummen Teleskope,
Die widern längst mich an!
Was helfen auch die Gläser,
Draus man nicht trinken kann? ...
Der Wein war klar und golden,
Und sänftlich ging er ein;
Der Alte sprach: Mich dünket,
Das ist Kometenwein.
Noch eine volle Flasche,
Herr Wirt, so's Euch genehm;
Mit Eins kann man nicht rechnen,
Der Mensch klebt am System!
Und nach der zweiten Flasche,
Da kam ihm so was bei,
Als wenn es mit der Erde
Nicht ganz geheuer sei.
Und aber nach der dritten,
Da ward ihm völlig klar,
Wie wacklig, unbestritten,
Sein ganzer Standpunkt war.
Hinaus zur Türe schwankt er,
Und auf dem Markt er stund, –
Da drehte sich die Erde
Mit ihm im Kreise rund.
Und Turm und Häuser flogen, –
Da rief er jubelnd aus:
Hurra! die Erde dreht sich!
Nun hab ichs endlich raus!
Draus, Brüderlein, ergründet
Den Wert der Empirie,
Und wie im Wein sich kündet
Das schlummernde Genie!