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Eucharius Eyring (1520-1597)

Wies Vater und Sohn mit dem Esel erging.

Ein Vater und Sohn in gutem Sinn
Trieben ein Esel vor sich hin;
Das sah einer und sprach zu ihn:
Ihr müßt fürwar groß Narren sein,
Daß ihr den Esel treibt herein
Und ihr beyde zu Fuß laufft her,
Es setz sich einer drauff vielmehr.
Der Vater ihn seins willens erjetzt,
Den Sohn bald auff den Esel setzt.
Da kam ein andrer da zur Hand
Und sprach: Ist das nicht eine Schand,
Daß der alt Mann hie geht im Dreck
Und reiten lest den jungen Geck.
Der Vater sprach: Sieh, lieber Sohn,
Wie han hie auch nicht recht gethon;
Steig ab und laß mich sitzen auff
Und du nun neben mir herlauff.
Ob solches jedem möcht sein recht,
Bald sich ein Dritter herbewegt
Und spricht: wer hats je ärger wohl gesehn?
Das kleine Kind muß im Dreck hin gehn,
Und reit der alte Narr nebenher
Auff dem Esel so grau wie er.
Der Vater sprach: Mein Sohn, sag an,
Wie soll es nunmehr werden than?
Steig ich gleich ab und sitzt du auff,
Reit einer hier, oder auch lauff,
Thun wir dann beyd zu Fuß hie gan,
So han wir auch nicht recht gethan.
Wir wollen noch eins wagen recht
Ob das jemand gefallen möcht;
Thaten beyd auff dem Esel sitzen,
Druckten ihn hart, daß er that schwitzen,
Kam aber einer und hebt an:
Kein größer Narrn ich gesehen han,
Sie sitzen beyd auffs Thierlein schwach,
Sich keiner sein erbarmen mag.
Ein jeder solt ein weil drauff reiten,
Der ander dann zu Fuß her schreiten.
Ihr thut den Esel viel eh tragen,
Dann er euch mit sei'm leeren Magen.
Besonnen beyd sich lang nicht mehr,
Trug'n ihn an einer Stangen her.
Deß wurdens müd, darzu verlacht,
Welchs also sie verdrossen macht,
Daß sie den Esel schlugen tot,
Damit sich ende aller Spott.
Der Vater zu dem Sohn sprach nun:
Der einem jeden recht wil thun,
Der muß warhafftig früh aufstahn,
Wo ist der Mann, der solches kann?