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Ein Ungenannter (um 1785)

Die Vielgeliebte.

Meiner Vielgeliebten gleich
Ist kein Mädchen in dem Reich;
Eine bessre Beute
Macht kein Fürst; drum trag ich sie
Auf den Händen, lasse nie
Sie von meiner Seite.

Früh, eh noch der Morgen graut,
Hängt die Liebliche vertraut
Schon an meinem Munde;
O wie brennt sie heiß für mich!
Wer ist froher dann als ich
Auf dem Erdenrunde?

Dieses süße Lippenspiel
Wird mir nimmermehr zu viel;
Und in langen Zügen
Schlürf ich gierig manche Stund'
Aus dem schön geformten Mund
Labung und Vergnügen.

Manches Silberkettchen wand
Meine pflegerische Hand,
Manches Band von Seiden,
Um den schönen Hals; es muß,
Wer sie sieht, mir den Genuß
Dieser Holden neiden.

Schwirrt der Sorgen düstrer Schwarm
Mir vor Augen, drückt der Harm
Meine Seele nieder:
O dann fühl ich ihren Wert;
Denn aus ihrem Munde kehrt
Ruh und Friede wieder.

Abends bei dem Mondenschein
Lieg' ich oft mit ihr allein
Hingestreckt im Grase;
Manches Mädchen, jung und schön,
Rümpft dann im Vorübergehn
Über sie die Nase.

Mancher reiche Muselmann
Schafft sich deren viele an,
Liebt sie voller Treue.
Wird von einer heut beseelt,
Und am andern Morgen wählt
Er sich eine neue.

Laß, o Schicksal, sie mir nur!
Sie ist mir von der Natur
Eine süße Gabe.
Feste, Gunst der großen Herrn,
Tanz und Spiel verlaß ich gern,
Wenn ich sie nur habe.

Wenn man schmählich von ihr spricht,
Tu ich, als bemerkt ichs nicht,
Ob ichs gleich begreife;
Mag sie auch verschmähet sein,
Sie bleibt dennoch immer mein: –
Meine Tabakspfeife!


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