Rudolf Köpke
Ludwig Tieck
Rudolf Köpke

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8. Romantische Dichtungen.

Nach manchen Unterbrechungen war endlich auch der »Zerbino« zum Abschluß gekommen; bei Frommann in Jena sollte er erscheinen. Die erste Idee, der Entwurf und ein Theil der Ausführung gehörten einer frühern Zeit an. Diese Dichtung war vor dem »Gestiefelten Kater« entstanden und dann neben der »Verkehrten Welt« hergegangen; später als beide wurde sie jetzt beendet. Schon 1796 hatte er die drei ersten Acte niedergeschrieben, 1797 die beiden folgenden, im nächsten Jahre endlich den Schluß hinzugefügt.

Nach Form und Inhalt reihte sie sich den beiden andern satirischen Spielen an. Noch schärfer, noch kühner drückte sie dieselben Gedanken aus. Sie verbreitete sich über einen größern Raum, und war fast noch phantastischer. Ursprünglich für die »Volksmärchen« bestimmt, bezeichnete er sie als eine Art von Fortsetzung des »Gestiefelten Katers«. Die aufgeklärte Welt der Prosa erscheint in dem Staate König Gottlieb's, welcher dem patriotischen Eifer des Katers den Thron verdankt, vollständig organisirt. Auf allen Gebieten der Thätigkeit ist hier die schildaische Ueberweisheit zu Hause, die Thorheit der Klugheit mit allen ihren Abgeschmacktheiten. Der Dichter hatte den Kreis vollständig beschrieben, aus welchem die früheren Lustspiele nur Einzelnes herausnehmen. Der Hof und der Staat mit seinem Mechanismus, das Theater und die Schule, die Gelehrten und die Schriftsteller, die 237 Philosophie und die Poesie waren als Träger einer eiteln, selbstgenügsamen und beschränkten Aufklärung hingestellt. Wiederum der Hanswurst und der alte König, bei dem im kindischen Greisenalter statt der patentirten Bildung und Verständigkeit die Poesie sich eingefunden hat, sind die Vertreter einer tiefern Ansicht, und gelten darum allen Aufgeklärten und den nützlichen Bürgern für unheilbare Narren. Sie sind mit einem gefährlichen Wesen behaftet, welches als epidemische Krankheit um sich zu greifen droht. Diesem Staate der klappernden Betriebsamkeit, der fabrikartigen Thätigkeit, in welchem die Bildung producirt, und als Artikel des Handels vertrieben wird, tritt die stille idyllische Welt der Poesie gegenüber mit ihren natürlichen, ursprünglichen Klängen der Liebe und Unschuld, des Schmerzes und der Leidenschaft. Zu jenem Bilde des aufgeklärten Lebens hatten sich einzelne Züge, Farben und Gestalten in Fülle herzugedrängt. Manches hatte Tieck gesehen und gehört, was bezeichnender war, als die Erfindung es hätte geben können. So kam eine grelle Localfarbe hinein, obgleich bittere persönliche Satire dem Charakter des Dichters fern lag, und er nur das Vorrecht des phantastischen Scherzes für die Poesie in Anspruch nahm.

Mit diesem Lustspiele hatte jener jugendliche, stürmende Humor sich gesättigt. Noch einmal ergoß er sich in seinen muthwilligsten, sonderbarsten Einfällen. In die reizende Wildniß dichterischer Begeisterung, in den Garten der Poesie führte er die irrenden Ritter des guten Geschmacks, um sie dann neckend und höhnend auf öde Steppen und Sandflächen hinauszutreiben, wo der Wind den klugen Hellsehern die wirbelnden Staubwolken in die Augen jagt und sie mit Sandregen überschüttet.

Aber dieser jugendlich kühnen Behandlung des Lebens, der heitern Anschauung und der phantastischen Lust, welche 238 den Dichter aus den trübsten Stimmungen gerettet hatte, stand eine bedeutende Wendung bevor.

In den Stunden der Versuchung hatte Tieck Trost in seinem Talente, in dem Glauben an die Poesie gefunden, in der innern Selbstgewißheit, ohne welche sie nicht denkbar ist. Gerade da erkannte er sie, wo die gebildeten Tonangeber sie nicht sehen wollten. Dieser Gegensatz hatte seinen Humor herausgefordert, und verwegen im Besitze eines Schatzes, von dessen Werthe jene keine Ahnung hatten, verspottete er die leere und schale Weisheit der Welt. Er glaubte an die sittliche Macht, die siegreiche Gewalt der reinen Begeisterung, welche aus der Volkspoesie, aus den Werken der großen Dichter, aus den Schöpfungen der alten Meister laut und vernehmlich sprach. Er deutete auf die ewigen Grundgesetze des Lebens, der Natur hin. Schon war in seinen wie in Wackenroder's Dichtungen die Kunst zur Religion geworden. Was die Poesie für die Kunst forderte, mußte sie in höherm Maße für sich selbst in Anspruch nehmen; sie konnte nicht zu allen Zeiten nur verneinend oder angreifend auftreten. Mit der Ueberzeugung dieses dichterischen Glaubens wuchs das Bedürfniß zu glauben.

In der geltenden Fassung des Christenthums erzogen, hatte sich Tieck, wie viele, gegen das Religiöse, gegen die hergebrachten kirchlichen Formen gleichgültig verhalten. Das Bedürfniß des Trostes hatte ihn wol nach dieser Seite hingeführt. Aber die Stillung des Schmerzes, welche er suchte, hatte er nicht gewinnen können. Nur in der Poesie hatte er göttliche Ahnungen gefunden, welche ihm weder die Schule, noch die theologischen Systeme zu geben vermochten. Um so entschiedener wandte er sich nun von den ungenügenden Formen und Formeln ab, welche sein Herz leer ließen und sein Gefühl nicht befriedigten. Sein Dichten war ein 239 unaufhörliches Suchen nach jenen tiefen Gedanken und ihrem entsprechenden Ausdrucke gewesen, welchen die herrschenden Systeme nicht kannten, oder für etwas Alltägliches erklären wollten.

In dieser Stimmung kam ihm ein Buch in die Hände, das diese Bewegung vollendete. Es war Jakob Böhme's »Morgenröthe«. Ihre glühenden Strahlen fielen auf dunkel Geahntes, als eine andere, neue erschien in ihrem Glanze die Welt. Den Aufgeklärten galt Jakob Böhme's Name als eine allgemeine Bezeichnung religiöser Schwärmerei, verbunden mit Abgeschmacktheit, Barbarei und Aberwitz aller Art. Tieck hatte in diesen Ton spottend eingestimmt, ohne daß er eines seiner Bücher gelesen hätte. Der Geist des Widerspruchs wurde von neuem in ihm aufgeregt, als er jene Schrift in der Maurer'schen Buchhandlung fand. Er meinte darin eine reiche Fundgrube des Witzes und Scherzes entdeckt zu haben. Doch dieser geheimnißvolle Geist ließ sein nicht spotten, und ungestraft sollte ihm Niemand nahen. Bald mußte er erkennen, daß er nicht der Herrschende, sondern der Beherrschte sei. Diese Gedankenkette ließ ihn nicht los, er mußte ihr folgen, auch wenn er nicht gewollt hätte. Er schloß mit der vollsten Verehrung und Hingebung an diesen Tiefsinn, diese ursprüngliche Philosophie, welche zugleich auch Poesie war. Nie hatte er sich mehr hingerissen und zugleich gedemüthigt gefühlt.

Auch dies war ein System, aber ein ganz anderes, als was man sonst so zu nennen pflegte. Es war kein künstlich aufgeführtes Gebäude von Paragraphen, in denen zuletzt nur beschränkte Geister zu Hause waren; es schien die Welt selbst zu sein. Hier verschwanden alle Gegensätze zwischen Glauben und Wissen, Verstand und Phantasie, es war alles in allem Eins, ein ungetheiltes Ganze, in dem Gottes Geist 240 lebte und athmete. Von hier aus glaubte er das Christenthum, die Natur, die Philosophie zu verstehen. Sein Glaube war früher ein poetischer gewesen, jetzt ward er ein religiöser. Sein Bewußtsein ruhte in diesem Elemente; Wunder und Geheimniß wurden ihm deutlich, während sich das, was der Welt als das Gewöhnliche galt, zum Wunder erhob. Nun erregten auch die philosophischen Systeme seine Theilnahme; er begann sich mit der neuern Philosophie bekannt zu machen, und las die Schriften Fichte's und Schelling's. Und auch die Poesie mußte dieser neue Strom befruchten.

Zu den deutschen Philosophen traten dann die spanischen Dichter. Vorzugsweise hatte er bisher den Cervantes gelesen, und seiner humoristischen Neigung folgend, sich hier heimisch zu machen gesucht. Er wünschte das Meisterwerk in der echten Gestalt in der deutschen Literatur herzustellen. Cervantes war es nicht viel besser ergangen als Shakspeare. Man kannte ihn nicht in seiner Größe, und der »Don Quixote« wurde nur in Bertuch's Bearbeitung oder in Florian's Abschwächung gelesen. Zwar dieser Stoff war nicht zu verwüsten, aber der Duft der Poesie, der darüber schwebte, mußte unter den Händen der Bearbeiter sich verflüchtigen. Schon 1797 hatte A. W. Schlegel von Tieck's Vorhaben gehört, und sich schriftlich aufmunternd ausgesprochen. Auch Unger wünschte einen Verlagsartikel dieser Art zu übernehmen. So begann Tieck gutes Muths, oder wie er es später ansah, nicht ohne Leichtsinn, die Uebersetzung. Zwar hatte er den »Don Quixote« viel gelesen, aber die Kenntniß der spanischen Sprache und Literatur war in Deutschland höchst dürftig. Als Literatur des Katholicismus und der Legende lag sie der allgemeinen Theilnahme unendlich fern. Spanische Bücher waren eine große 241 Seltenheit; um sie zu erlangen, bedurfte es der weitläufigsten Vermittelungen; auf Spanien selbst mußte man zurückgehen. Ueberall fehlte es an zuverlässigen Ausgaben, und an den gewöhnlichsten Hülfsmitteln. Dennoch hatte Tieck den ersten Band der Uebersetzung 1798 im Manuscript vollendet, und im folgenden Jahre erschien er bereits im Drucke.

Doch wollte man Cervantes verstehen, so war es nothwendig, nicht ihn allein, sondern auch die frühere und spätere Poesie kennen zu lernen. Eine Zeit mußte die andere erklären. Er ging daher zu den dramatischen Dichtern, zu Lope de Vega, Calderon und den Lyrikern über, und hier lebte eine Fülle dichtender und schaffender Phantasie, welche nicht nur die Natur in ihrer ganzen sinnlichen Pracht, sondern auch die im höchsten Glanze strahlende Welt des Glaubens in ihren Zauberkreis hineinzog. Hier, wo Sinnliches mit Uebersinnlichem sich in mystischer Weise verband, flossen die Wunder der Poesie und des Glaubens in der Legende in Eins zusammen, das Wunder war noch Wunder, noch Gegenstand des Glaubens und der Anbetung. Diese Gedichte paßten ganz zu den religiösen Bewegungen, welche den Dichter mehr als je ergriffen hatten. Früher war es die Naturkraft und Frische, die Volksthümlichkeit und Unmittelbarkeit, welche in dem Mittelalter und seinen Sagen herrscht, die ihn ahnungsvoll angesprochen hatte; jetzt wandte er sich in der Poesie dem kirchlichen Glauben der Vergangenheit zu. Aber auch der Reichthum der Formen, die Fülle der verschiedenartigsten Versmaße überraschten ihn, in den mannichfaltigsten Strahlenbrechungen ließen sie Gefühl und Leidenschaft erscheinen. Es erweiterte sich die abgemessene dramatische Form durch epische und lyrische Einschaltungen; der volle Erguß der verschiedensten Gefühle durchbrach die engen Schranken des Dramas. Aehnliches fand sich auch bei Shakspeare, wenigstens trat in 242 einigen Stücken die erzählende Episode als eine Art von Chor ein, wie im »Perikles von Tyrus«, für welchen Tieck besondere Vorliebe hatte.

In diesen Augenblicken ward er auf einen Stoff aufmerksam, welcher geeignet war, alle diese Empfindungen zur Darstellung zu bringen, auf die Legende der Genoveva. In erster jugendlicher Kraft erschien hier das ritterliche, kämpfende Christenthum, aber in noch höherm Glanze strahlte der leidende, im Dulden siegende Glaube, der das Wunder vom Himmel herabruft. Das Heidenthum, die Wildheit der natürlichen Leidenschaft stehen auf der andern Seite. Die ganze Gewalt dieser streitenden Kräfte konnte sich entfalten.

Schon einmal war Tieck daran erinnert worden. Als er im Jahre 1797 Hamburg zum zweiten Male besuchte, theilte ihm der Maler Waagen ein Manuscript mit, eine Tragödie enthaltend, welche denselben Stoff behandelte. Sie gehörte dem Maler Müller, dessen Name in der Jugendzeit Goethe's häufig genannt worden war, und der einst Muth genug gehabt hatte, sich neben diesen zu stellen. Seitdem hatte er mit dem Vaterlande gebrochen; er war nach Italien gegangen und für Deutschland verschollen. Jenem Freunde hatte er während dessen Aufenthalt in Rom das Trauerspiel mit dem Wunsche übergeben, nach zwanzig Jahren sein Andenken in der deutschen Literaturwelt zu erneuern. Das Drama war jedoch nicht neu, sondern noch unter dem unmittelbaren Einflusse des »Götz« entstanden. Tieck hatte das Manuscript zu lesen versucht, aber andern Verhältnissen hingegeben, und durch die schwierige Beschaffenheit desselben abgeschreckt, war er über eine oberflächliche Durchsicht nicht hinausgekommen. Nur das schwermüthig und volksthümlich gehaltene Lied Golo's: »Mein Grab sei unter Weiden«, hatte Eindruck auf ihn gemacht, und sich seinem Gedächtnisse 243 umsomehr eingeprägt, als der Verfasser diese Worte als Motto auf das Titelblatt gesetzt hatte. Ohne indeß diese Gedanken weiter zu verfolgen, gab Tieck das Drama dem Besitzer zurück.

Ein Jahr später lernte er unter den Volksbüchern, denen er stets eifrig nachspürte, die »Geschichte vom Leben und Tode der heiligen Genoveva« kennen. Die Legende erweckte seine ganze dichterische Kraft. Schon am Ende des zweiten Theils des »Sternbald« führte er vorübergehend die Gestalt der Heiligen ein. Nun ward sie die leidende Heldin eines dramatisch-religiösen Gedichts. Der Stoff erfüllte und beherrschte ihn, er trieb ihn vorwärts. Es entstand ein episch gehaltenes Drama, dem es auch an reichen lyrischen Elementen nicht fehlte, das von allen Anforderungen des Theaters absah und nur die Stimmung des Moments zum Ausdrucke bringen wollte. Im Sommer des Jahres 1799 war Tieck nach Halle gegangen, um hier einige Wochen bei Reichardt zu verleben. In Giebichenstein schrieb er den Prolog, in welchem er den heiligen Bonifacius die Klage aussprechen ließ, daß Niemand mehr Gott vertraue, daß man seinen und der Apostel Namen mit Spott und Hohn nenne, weil sie dem Rufe gefolgt seien, der sie als Prediger in die Wüste gesendet habe. Dann folgten die ersten Scenen. Noch vor Ablauf des Jahres wurde das Ganze in Jena vollendet.

Eine eigenthümliche Fügung war es, daß er in dieser Zeit, wo er in den Wundern der romantischen Poesie lebte, in Halle mit Voß zusammentraf, der seiner Natur nach nur der entschiedenste Gegner derselben sein konnte. Er hatte einen Ausflug nach Weißenfels gemacht, um Novalis, den er bereits kannte, zu besuchen, als Reichardt's alter Freund Voß, damals noch Rector in Eutin, auf einer Ferienreise in Giebichenstein eintraf. Dieser Zufall war für Reichardt nichts weniger als angenehm. Schon war die Feindseligkeit 244 zwischen Voß und Schlegel bekannt. Dieser hatte in der »Jenaischen Literaturzeitung« von 1796 und 1797 die Uebersetzung des »Homer« und Voß' »Musenalmanach« einer Kritik unterworfen, die jenen höchlich verletzte. Tieck war Schlegel's Freund, und hatte sich im »Archiv der Zeit« über den Almanach ebenso wenig unbedingt anerkennend ausgesprochen. Voß war durch das classische Alterthum gebildet, er war in der Kenntniß desselben einer der ersten Meister, er lebte in den einfachen antiken Grundgedanken und Formen. In der deutschen Literatur hatte er sich besonders an Klopstock und Gleim angeschlossen. Seine Uebersetzungen und Idyllen fanden bei Vielen Anklang; auch hier hatte er sich eine strenge Behandlung der Form zum Gesetz gemacht, während der Inhalt seiner Dichtungen nüchtern war. Es war eine tüchtige rationalistische niederdeutsche Natur. Wie Nicolai fürchtete er überall Katholicismus und Obscurantismus. Für ihn gab es weder jene Mystik der gläubigen Poesie, noch den übermüthigen Humor, welcher in den romantischen Dichtungen herrschte.

Reichardt wollte unangenehme persönliche Beziehungen vermeiden, und schickte daher an Tieck eiligst einen Boten ab, mit der Bitte, nicht nach Giebichenstein zurückzukehren, bevor es Voß verlassen habe. Doch der Bote traf Tieck bereits auf dem Rückwege, und dieser war nicht gesonnen, der Begegnung auszuweichen. In der Nähe von Giebichenstein traf er gar auf Voß selbst und Reichardt, der sehr überrascht war, seine wohlgemeinte Vorsicht vereitelt zu sehen. Man wechselte einige Worte, dann ging jeder Theil seines Weges. In der nächsten Unterredung mit Reichardt erklärte Tieck, er möge sich beruhigen, er werde nicht nur Voß' Freundschaft gewinnen, sondern diesen sogar nöthigen, ihn aufzusuchen, und ihm durch den ganzen Garten zu folgen.

245 Als darauf die beiden Gegner zusammenkamen, zeigte sich Voß zuerst kalt und zurückhaltend. Tieck konnte sich nicht verhehlen, dieser hagere, trockene und steife Mann, der in dem scharf absprechenden Tone des Gelehrten redete, mache keinen günstigen Eindruck. Dennoch ließ er sich nicht abschrecken. Höflich und zuvorkommend, nicht ohne Ironie näherte er sich ihm. Endlich überwand er sein sprödes Wesen. Bald war von Goethe die Rede. Voß konnte nicht unterlassen, die Hexameter in »Hermann und Dorothea« zu tadeln. Tieck hörte diese Bemerkungen ruhig an, dann entgegnete er trocken, es finde sich auch ein siebenfüßiger darunter. »Was?« fuhr Voß auf, »das wäre! Da lassen Sie uns gleich nachsehen.« Das war der Augenblick, welchen Tieck erwartet hatte. Sie waren im Garten; indem er dem Hause zuging, um das Buch zu holen, folgte ihm Voß mit hastigen, ungeduldigen Schritten. Der Beweis für die Behauptung ward in der That geführt, und Voß' gute Laune war völlig hergestellt. »Sie sind ein vortrefflicher junger Mann!« rief er aus. »Wie danke ich Ihnen das!« In freundlichem Verkehr verlebten sie darauf die folgenden Tage ihres gemeinsamen Aufenthalts in Giebichenstein.



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