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Vor Altem, das wüßed er scho, sind bi eus uf vile Hügle und Berge höch, höch Burge gstande mit dicke Mure und tüfe Gräbe zringsum, und häd drin allerlei Volch gwont, doch allweg eißig meh Lumpegsindel als rächt Lüt: Grafe und Ritter und Landvögt mit vile Chnächte und Rosse.
Das ist e bösi, bösi Zit gsi für Hamperchsmannen und Burslüt; die händ chönne schaffe und schwitze vom Morge bis Abig, doch alliwil meh für d' Herre, als für ihri Frauen und Chinde; derzue händs s' müeße ordeli still si und nüd dürfe murre no chlage. Häd si Eine nu gmuxt oder so en Große nu bös gmacht, grad häd men e gnah und ygsperrt, mir nüd und dir nüd, au gar no tötet und wär er de grundbrävnist Ma gsi.
So e Burg ist au gstande da oben im Kanton Graubündte, hinnen im Domleschgertal; si händ en gschochen und ghasset, de Vogt, wo det ghused häd, wil er s' eißig so druckt und plagt und verächtli traktirt häd.
Nu ist da hinnen en Bursma gsi, Hans Chaldar mit Name, de au gar en freie, fröhliche Sinn und e frisches fürigs Blut i sinen Adere gha häd. Drum so häd er de Vogt und drum de Vogt ihn uf em Strich gha. – Emal, es ist just in Hustage gsi, und Wisen und Ächer händ ggrüenet, da jagd de Herr sini Roß für d' Churzwil dem Chaldar in Acher, daß s' em de Same verstampfet und Alles verruinirt händ. Min Chaldar aber, nüd ful, gahd hi und schlahd die Roß z' Bode. Nu häd er das schwer müeße büeße; denn starregangs fangt men en y und füert en druf in es Chefi, e trurigs und eländs Loch, won er häd müeße Hunger liden und früre und anderi Prüefigen usstah, bis zletst si Frau, die treui, mit vile Tränen und Chlage und für mängs tusig Guldi ihm na häd chönnen erlöse. – Dernah, se luegt er still und treu, wie vorher, zu sim Güetli. Da emal, won er am en Imbig just mit de Synige bim Ässe sitzt, gahd d' Tür uuf, doch Niemer häd klopfet. 'S ist halt de Landvogt! De dänkt: Es bruucht ekei Astand, wemm me zu me Bur, so me dumme, öppen uf Bsuech chunnt. Lueged au, wie n er si meint, mit sim große, ghöörige Mantel. Und wien er de Huet stellt mit dem mächtige buslige Pösche! – Die Burelüt fryli, si legged d' Löffel ab und grüezed und bucked si höfli. D' Frau, die ist zsämmegfahre und häd zitteret grad wien es Läubli: »Dä chunnt nüd us Fründschaft,« so dänkt si, »dä wott gwüß nu öppis Böses.« I der Angst seit si zuen em: »Herr Landvogt, wänn Er möged, so setzet I zuen is und ässed; er ist na grad warm, de Brägel, und d' Chriesi sind frisch gsi!«
Jez denked i au, wellen Bscheid gid ihre de Landvogt? Ja, er lächlet so spöttisch und schächt zerst wild über d' Achsle, wie wenn er wett säge: »Ihr Esle, daß Ihr I nüd schämed!« Und druuf, se chunnt's na vil erger: gahd nüd de uverschamt Flegel und speuzt ihne frisch uf de Tisch und i d' Platte, als wär die en Spucknapf! Die Lüt händ es Augeblickli nüüd chönne, als luege und stuune. »Doch gnueg ist gnueg,« so dänkt jez de wackeri Chaldar, »das chan i nüd dulde!« und – lueged nu det, wie er d' Auge stellt und d' Stirne rümpft und e Fuust macht, – stahd blitzligen uuf, nimmt 's Vögtli gar hübschli bim Chrage, druckt ihm gschwind de Schädel fest aben i d' Platte, und tünklet em 's Gsicht es paar Mal umen im Brägel, daß er schier verstickt ist, und seit ihm derzue no das Sprüchli: »Jez friß, du Lump, vo der Brühe, du häsch si ja züüget!«
Druuf schmeuzt er e rätsch uf de Bode, daß er si nümme verrodt hät.
Dernah gaht er usen i's Dorf zu de Bure vo Hütte zu Hütte und verzellt ene grad ase warm vom Vogt siner büebische Schandtat: »Und mir wänd das ferner erträge, und sind doch zur Freiheit gebore?« Nei, nei, so rüefed si all, und schnell wie es Wätter ziehnd sie im Sturm mit enand uf die Burg vo Fardün zue. Und nüd lang isch es ggange, se händ si Alles verbrännt oder gschlisse, und de Vogt und sini Chnächt sind froh gsi, daß me s' nüd töt häd.
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