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Schlittefahre.

Si händ's schier nit erwarte kenne,
Und endli het's denn Vieri gschlage:
Lueg, wie die Bueben use renne
Und haim uff alle Wege jage
Und d'Schlitten uffem Estrig hole
Und dusse sich mit Schnee verbole!
Kalt isch's, me mecht zue Ys vergoh,
Doch d'Buebe froge nyt dernoh.

Lueg, wie si dert der Berg ab schnurre,
Los, wie si dur enander schreie,
Los, wie die Gleis am Schlitte surre;
Lueg, wie die Zwei an d' Mure keie!
Hesch gmeint, sie schreie? O bewahri!
»Das dunkt mi lustig, dorum fahr i«,
Sait Ain dervo und wischt der Schnee
Us Gsicht und Hoor – »'s tuet nimme weh«.

Der Ander hinggt und mecht gern gryne,
Doch schämmt er si und byßt in d' Lippe,
Er wott nit gern e Maidli schyne
Und het jo zletst no gsundi Rippe;
Drum sait er, um si Muet z'bewyse:
»Lo mi vora, i will jetzt wyse;
Du kasch ja nyt, paß uff, du Nar,
Eb i au an e Mure fahr.«

Der Ander lot em gern der Schlitte
Und sitzt em uff – und Baidi schnurre
Wie Pfyl dervo. O weh! e Dritte
Wott no mit Schlittschueh vorne dure.
»Zrugg!« schreie Baid mit Laiestimme;
Doch Dä, im volle Zug, ka nimme –
Der Schlitte kunnt und fahrt – o waih –
Im Schlittschuehläifer grad an d' Bei.

Das git e Rumpleten am Bode!
Denn alli fahre si dert use
In Schnee – Ain mit verstuuchtem Knode,
Im Andere tuet's Schienbei suse
Vor Schmerz, der Dritt macht endli Myne,
As fehl em au nit d' Lust zum Gryne,
Doch händ si nonig gnueg am Schmerz,
Der Zorn au stygt enen in 's Herz.

Zerst blybt me zwor bi Ibernäme:
»Laternestogg« und »»Schlittediebe«« –
»I tät mi mit so Schlittschueh schämme« –
»»Und i dehaim am Ofe blybe,
»»Ihr Pfluten Ihr«« – Das isch d' Trumpeete
Zum Agriff uff der Schanz z' Elsbethe;
Si gehnd enander uff der Lyb
Zwee gegen Ain, im ärgste Kyb.

Und Alli bilden um si umme
E Krais und luege zue und lache.
E Tail will wehre –. Lehnd si numme,
Si werde selber fertig mache –.
»»Nai, 's isch e Schand: Zwee gegen Aine –««
»Worum? Dä mit de lange Baine
Het scho e Vortel iber Beed« –
So goht's in Red und Gegered.

Doch lueg – der Strit ka nimme dure;
Si werde mieße Fride schließe –
Lueg dert di schwarzi Gstalt; um d' Mure
Grad ume lenggt si – Alli grieße
Gar hefli und ziehnd d' Käppli abe –
»Wer sind die ungezogne Knabe?«
So frogt si und goht uff si zue,
Und augebliggli händ si Rueh.

Die Drei stehnd do wie armi Sinder,
Rot, purpurrot bis iber d' Ohre,
Vor ihrem Pfarrer: »Liebi Kinder!
Sind d' Mensche denn zum Strit gebore?«
Redt er si a, »mueß d' Jugend denne
Au scho in Zorn und Haß entbrenne?
Isch das die Unschuld, die sich ziemt
Und die men an de Kinder riehmt?

Was isch der Grund? I ka mer's dängge:
Er sind gwis anenander gfahre
Und dorum wend er ych no krängge!
Er werden andri Steeß erfahre
Uf eirer Wanderfahrt, jo, falle,
Und sini Fyst darf doch Kain balle
Und wiete – denn 's isch Gottes Plan,
Und was er tuet, isch wohlgetan.

Denn, wemm me's recht betrachtet, Knabe:
'S ganz Lebe isch e Bahn im Große;
Mer fahren alli 's Bergli abe
Und miend oft anenander stoße;
Jo, Menge schießt an Stei und Mure,
Daß alli Menschen inn bedure;
Denn d' Schmerze sind no andrer Art
As die vo Dem, wo Schlitte fahrt.

Au 's Leben isch e Bahn, jo währli,
Und nit so glatt wie die und ebe;
E Fall druff isch oft lebesgfährli;
Nit Jede ka sich wider hebe
Wie ihr und stoht uff gsunde Fieße,
Nai, lige blibt er, und do schieße
No alli Schlitten iber 'n her –
'S wär besser, wenn er gstorbe wär.

E Menge mueß sich gliggli schätze
Und Gott im Himel obe dangge,
Wenn d' Glider numme sich verletze
Und er si Reis darf witer wangge
As arme Tropf, doch mitem Lebe;
Und Alles schätzt er gring dernebe,
Will Alles gern verlore ha,
Wenn er nur leben und atme ka.

An dene Lyt 's Exempel z' nemme,
Das sotten er, das wurd ych nutze;
Er wurden ych dernochet schämme.
Bim allergringsten Unfall z' trutze,
Und, statt ych's Lebe so z' versuure,
Enander helfen und beduure;
Denn unser irdischi Lebesfahrt
Isch ohnidiß scho ruuch und hart.

Und soll si denn dur unser Strite
Und Zangge nur no ruucher werde?
Nai; lehre drum Geduld bizite,
Und trage klaineri Beschwerde;
Denn 's Lebe spart si Kaim von Alle:
Er werde no ganz anderst falle;
Drum frommt uns Mensche nyt so sehr
As Fride. Bhiet ych Gott der Her!«

So het er gsait, druff isch er gange.
Und d' Buebe? Händ sich losse brichte.
'S het nur am rechte Wertli ghange,
Um uff der Stell ihr Händel z' schlichte.
Wie allewil – si sind in Schaare
No fridli binenander gfahre
Und spoot am Obe fridli haim:
E gueti Lehr schadt halt e Kaim.

J. Mähli (Basel).

*

 


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