Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Witt o flüge?

»Wenn i nume flüge chönnt,
O das freuti mi verwändt!
Deh wett i wie d'Rinderstaare
Über Stedt u Bärge fahre;
Deh gsäch i di ganzi Wält,
'S chost kei Chrützer Gäld.«

So seit Fritz, und undrem Baum
Schlaft er y u het e Traum.
Los! Was ruuscht da bi der Bueche?
'S chunnt e schöni Frau da zueche,
Mit dem wyße Syderock
U dem guldne Stock.

»Chnäbeli, was möchtisch Du?
»Säg mer's, und i will Der's tue.«
»Wenn i nume chönnti flüge,
Höch i d'Luft, i Himel styge!«
»Isch's der Ärnst?« »O ja! O ja!«
»So muesch Fäcke ha!«

U si schwingt der guldig Stab
Drümal über üsem Chnab ...
Lue, da wachse undrem Äcke
Fluum u Fäderli u Fäcke;
»O juhee!« so rüeft der Fritz,
»Flüge chan i jiz!«

Är probiert, är flügt, är flügt!
Höch i d'Lüft är ufe stygt!
Großi Stedt u höchi Bärge
Ligen under ihm wie Zwärge.
»D'Ruete trifft mi jiz nid meh:
»O juhee! Juhee!«

Und är flügt u flügt dur d'Wält,
Wien e Lerche ufem Fäld;
Und är flügt na'm Himel ufe, –
Dä isch höch! Wie muß är schnufe!
U der Himel isch no wyt,
Z'löue findt me nüt.

D'Fäcke lampe nadinah;
Länger man er's nid ebha,
Fallt u fallt vom Himel abe
In e tiefe Wassergrabe;
Schreit u flotschet hin u här
Ach, wie schwär, wie schwär!

Lue, da chunnt dahär e Ma,
Wott dä gspäßig Vogel fah.
Eh, wie chunnt dä Fritz i Schräcke,
Schlaht u schlaht geng mit de Fäcke;
Ändlich man er obsig cho,
Flügt mit Angst dervo.

Ufem Baum, da sitzt mi Chnab,
List da Ankebirli ab.
Los, da ghört är öpper chyche,
Und es chunnt dä Ma cho z'schlyche,
Nimmt sys Gwehr u zielt, u jiz
Schießt er ufe Fritz.

U der Vogel fallt vom Baum – –
Doch, Gottlob, es isch e Traum!
Won er ufwacht vo sim Schräcke,
Wott er nüt meh vo de Fäcke. –
»Wenn i folge, chan i no
»Glych i Himel cho!«

Fr. Haller (Bern).

*

 


 << zurück weiter >>