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Am e Morged früeh ist d'Müli im große Tobel uf eimal gstande. Der Müller – schi hei me der räich Jos gseid – steid uf ga luege, wa's hebi. Wie er in d'Müli abchunnd, so gsiehd er ufem Wasserrad en großi Chiste ligge. Er ragled ouf und glangt d'Chiste abber. Wie er lueged, se liggend da drei prächtigi Chind, zwei Buebe und es Meidi. Jos hed's fast die Gsicht gnun, denn d's Haar ist von Gold gsin und d'Stirne hed recht glenzt von drei guldene Sterneli. »Mreie, stand weidli, weidli ouf und chum abber, aber bett zerst es »Vatter unser«! rüeft der Mann. Wie ds Weib abber chunnd und gsiehd, was der Mann funde hed, schlad sch' d'Händ überem Chopf zsemme und gsegned schi. Weil sch' Sach gnueg und keini eigeni Chind heind, werend sche schi eis, die chline Würemli z'bhalte für ihrni eigene und an e z'tuen, wa sch' nu chönnend.
Van due an ist in der Müli es ganz anders Lebe gsin. Die Chind heind gedrüet, das me's gred gsehn hed und Josch Sach ist oufgange wie Schoum. Wie die Buebe Zwänzgi gsi sind, hed Mühli-Jos gsinned, er müeß ne jez doch d' Wared sege, und seid ne, da sch' nid scheini di rechte Chind seiend, das er schi nu so und so funde hei. Wie die junge Löut das ghörd heind, se hein sch' natöürli wisse welle, wer denn eigentli ine rechten Ätti und ine rechti Mamme sei. Alli Drei heind nid ghört müede und heind dem gueten alte Mann kei Rueb glan, bis er ne denn seid: »Sueched en alti Burg. Dört ist es Vögeli, das d'Wared seid, dört werded er's inne, wanne her as er seid!« Am Morged drouf hed schi der jünger Brueder uf de Choli gsetzt und ist fortgritte ge sueche. Wuche- und Manet- weisch hed me in der stille Müli vergebes uf de Brueder gwarted; er hed nid zruck cho welle und das hed den arme Löute fast ds Herz abgstoße. Endli segen sch' denn zsemme, der ander Suhn söll ge luege, ob er de Brueder nid eswa erfräge chönnti. Di Alte heind e gsegned und er hed schi in Gotts Namme uf de Broun gsetzt und ist au fortgritte. Herbst, Winter und Früehlig hed me albig uf die Bede gwarted, aber keintwedere ist hei chon. Da heind dick alli Drei zsemme grägget, des me d' Hend drin hetti wäsche chönne und gwüß d'Steine schi hettend erbarme müeße. Amme Morged chunnd denn die Töchter und seid: »Ach lieben Ätti, – so heind sch' alli Drei dem Müller gseid – der Gotts Wille ged mer doch de Schümmel, das i chan gan die Brüeder sueche, i han weder Tag noch Nacht kei Rueb meh.« Joos und Mreie heind die Töchter so gere ghan, wie ihrne Augesterne, es ist ne grad e Stich dür ds Herz ggange, alls Bitte und Bätte hed nöüd gnützt, ame Morged ist d'Schwester fort gsin. Si ist dür großi Felder und Wise gritte und chunnt denn in en große, douchle Wald. Da chunnd ere denn uf eimal es alts Weib entgeged und seid zur hübsche Jumpfere, schi wüß guet gnueg, wer sch' suechi; ir Brüeder seiend au de gleiche Weg ggange, um das Vögeli z'sueche, wa d'Wared sägi. Afe tousig und tousig stolzi Ritter und Burgfräuli seiend de gleichi Weg ggange, um das Vögeli z'sueche, wa ouf eme prächtige Schloß nebed eme chline Seeli housi. Schi hei d'Löut jedesmal gwarnet; aber me hei uf es alts Weib nid gloset und drum, weil schi schi nid la warne heiend, so seien sch' nume zruckchon. »Wen Er weld die arme verhexete Löüt errette und Eüs Werch vollbringe, so ganged äne Weg, lueged nie zruck, sus werder Er zume Stein; lad's hinder I nu rüefe wie's wil.« – Die Töchter seid: »Vergelt's Gott z' hundert tousig Male« und reit weiter. Bald drouf chunnd sch' an en stotzege Berg. Schi muas absitze und ds Roß dahinne lan. E schmale Fuesweg geid zum Schloß. Hindere fad's an muele und rousche; bald rüefd's ir Namme, ganz fein und zart, bald aber rauh und grob; aber Alls nüzd nöüd, schi geid se vil asch' mag bergouf, ohni schi umzchere. Wiesch' oufchunnd, se steid da en grousig große Mann mid ere ganze Tanne in der Hand und wil ere de Weg verspere; aber schei schlöüft gschwünd gschwünd män under den Arme dur und in ds Schloß. Da hed's Gmecher und Gmechli ghan, das me gar nid gnueg luege hed chönne. Bald drouf isch' in en große Saal chon, wa voll goldeni und silberni Vogelchäfi ghanget sind, die Vögeli heind prächtig und so liebli gsunge und es jedes hed i scheir Weisch gseid: »I säge d'Waret, i sege sche, los, los!« So hed's hine und vorne, obne und unne grüeft; aber di Töchter chehrd schi nid um. Bald chunnd sch' zum e eifache hülzene Chäfi, da leid es chleis, chleis uscheimers Vögeli; gid kein Ton vom schi und lueged die frönd Jumpfere nun e so an mid scheine gscheide Äugli. Das Vögeli hed sch' gfreged, und es seid: »Ja i bin de Vogel, chumm mimer in de Garte.« Im Garte, noch bim Springbrunne mues die Töchter en Ruete vom Bode ouflese und mit ere die große Stein arüere, die überal ummerglege sind. Da sind prächtig hübsch Here und Fraue oufgstande und ouch die bede liebe Brüeder und die heind d'Schwester umhalset. Vam e Bomm abber hed ds Vögeli de Gschwüster gsunge und gseid, das sch' d'Chind vam e Chünig seiend, en bösche schlechten Öhi vane schi us em Weg tuen hei welle, wa irne Ätti im Chrieg gsi sei. Der schlecht Kerli wär halt gere selber Chünig gsin. Wie irne Ätti zruck chon sei, hei dr Öhi gseid, irni Mamme hei drei Chatze übercho; und jez liggi sch' imme leide Loch und müeß dört elende. – Über das sind die bede Brüeder grousig bösch chon und heind leid gschwert, dem Öhi der Meister z'zeiche. En große Zug Jumpfere und Here sind drouf in d'Stadt zum Chünig gange und d'Chind heind irne Ätti und Mamme funde. Da is doch hübsch gsin. Er chönnd i deiche, wie das de Chünig gfreud hed; aber dem schlechten Öhi, der grad ousgseh hed, wie e Schlange, is nümme recht wohl gsin. Zerst hed me drouf d'Mamme usem Loch erlöst und dernah die guete Löüt us der Müli gferget. Die heind e Freud ghan! Us der gscheide Schwester hed's derna en Chünigin gän und die bede Brüeder sind zwei gwaltegi Helde worde. – Der schlecht Öhi hed überchon, was er verdienet hed: am andere Tag heind sch'e gricht.
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