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Vom Wolf und vom chlyne Säuli.

Es isch emol e Säuli-Mueter gsy und die het mit drü chlyne Säuleni glücklech und im Fride gläbt. Do undereinisch isch e Hungersnot i 's Land cho und die Alti het schier nüt meh für sich sälber z'bysse gha, verschwige de für die drü Junge. Das isch ere grüüslich zueche gange und mit schwärem Härze het si ihri Söhn lo bschicke und seit ene do: »Ihr arme Tröpfli müend leider Gottes sälber scho i d'Wält use und luegen eues Brod go z'verdiene, i cha's mi Türi nid anders mache.« So händ si de mit vilem Briegge Abschid von enandere gnoh und jetwederes isch sy Wäg gange, ds einte linggs, ds andre rächts und ds Jüngst graduse. Wo's Eltiste, das wo linggs ggangen isch, dure Wald chunnt, do bigägnet ihm e Ma mit ere Burdi Strauh ufem Rugge. »Ma mir Strauh geh, as i Hüüsli boue cha!« seit 's Säuli. »Du mir Borst gisch, i dir Strauh gibe,« seit de Ma. »Mira –« seit 's Säuli und macht sich es schöns Strauhüüsli zmitts im Wald. Chuum isch es fertig und sitzt i der Stuben inne, so chunnt der Wolf und pöpperlet a der Türe. »Säuli, mach uuf, i chumme z' Visite zue der.« – »Gang mer ewegg, du wottsch mi nume frässe.« – »So blosen i und stoßen i und stoßen i und blosen i, was gilt's, i verwütsche di!« Und druf so blost er und stoßt er und stoßt er und blost er und – Wutsch! – isch 's Strauhüüsli zsämme gheit und dr Wolf het 's Säuli gfrässe.

'S zweut Säuli isch rächts ggange und chunnt do au mit eme Ma zsämme, dä het e Burdi Chnebeli-Holz treit. »Ma, mir Holz geh, as i Hüüsli boue cha,« seit's Säuli. »Du mir Borst geh, i dir Holz gibe,« seit der Ma. »Mira –« seit's Säuli und baut sech es Hüüsli vo Chnebeli-Holz. Won es fertig isch, bschlüüßt es sech y und do chunnt der Wolf: »Säuli, Säuli, mach uuf!« – »Für was? De wottsch mi nume frässe!« – »So blosen i und stoßen i und stoßen i und blosen i – was gilt's, i verwütsche di!« Und dr Wolf het blosen und gstoßen und gstoßen und blosen und – Wutsch! – gheit's Chnebelholz-Hüüsli zsämmen und 's Säuli het er gfrässe.

'S Jüngst vo dene drüne, wo graduse ggangen isch, trifft e Ma a mit ere Hutte voll Stei. »Ma mir Stei geh, as i Hüüsli boue cha!« seit es do. »Du mir Borst gisch, i dir Stei gibe,« seit der Ma. »Mira« – seit 's Säuli und wo das Steihüüsli fertig isch, sitzt's dry yne und chochet z'Mittag. »Säuli, bisch dinne?« rüeft der Wolf. »He allwäg!« seit's Säuli. »Lo mi yne,« seit der Wolf. »Chunnt mer nid i Sinn,« seit 's Säuli, de wottsch mi nume frässe.« – »So blosen i und stoßen i und stoßen i und blosen i.« Und druuf so blost er und stoßt er und stoßt er und blost er und dänket nume, 's het dem Hüüsli nüd to, es isch halt ebe vo Stei gsy. Wo das de Wolf gseht, wird er furibund, het aber nüt lo merke, im Gägeteil, mit syr süeßeste Stimm fahrt er furt und seit: »Apropo, 's isch de nume Gspaß gsy. Aber uf em Chasper sym Pflanzplätz bi der obere Bündte weiß i die herrlichste Räbe, wo's git. Wämm mer morn dere go uszieh?« – »Me cha jo!« seit's Säuli, »wenn gilt's?« »Dänk öppen am Morgen am Sächsi, 's isch de no Niemer ume,« seit der Wolf. »Mira!« seit's Säuli. Und am Morgen am Fünfi scho stoht es uuf, lauft, was gisch, was hesch uf's Chaspers Pflanzplätz und wo dr Wolf am Sächsi chunnt cho pöpperle, isch es scho wider ume gsi und tuet grad die schönste Räben im Chochhafen über 's Füür. »Säuli chumm, 's isch a der Zyt,« rüeft dr Wolf. »Wäger nid«, macht's Säuli, »i bi scho gsy!«

»Hätt' i di nume, i tät di verschnütsche!« dänkt der Wolf, seit aber: »Und die schönste Öpfel i 's Müllers Garte, wämm mer ächt nid morn zsämmen e chly go de Baum schüttle, öppen am Fünfi, wenn's der's eso breicht?« – »He wäge was nid?« seit's Säuli, macht sich aber scho am Vieri uf d' Bei, chunnt i 's Müllers Garte und chlätteret richtig uf de schönst Öpfelbaum ufe. Dert obe fangt es de a z'schnabuliere und versuumt sech derby; und das isch lätz gsy; denn won es ufluegt, wer chunnt zum Gartetor y? Der Wolf. Potz tuusig, isch's Säuli verchlüpft, aber nid lang. – »He gueten Obe, Kamerad,« rüeft's oben abe »heb uuf, lue, da rugelet grad dr schönst de Berg ab!« Und mit dem wirft's en großen Öpfel de Rain ab und derwyle daß de Wolf däm noh schießt wie 's Bysiwätter, rennt's Säuli uuf und dervo und schloht dem Wolf d' Türe vor der Nase zue – hesch mer's niene gseh?

Zum dritte Mol isch dr Wolf wider cho. »Morn isch Johrmärt im Städtli,« het er gmeint. »Mach di parat, am Vieri göhm mer.«

»He so nu so de,« seit 's Säuli und goht am Drü. Es chromet es großmächtigs Ankefaß und rugelet's langsam dr Berg ab. Doch wer gseht's unden am Berg, won em grad entgege lauft? No einisch dr Wolf. Wi dr Blitz schlüüft 's Säuli i 's Ankefaß ine und loht's von em sälber dr Berg ab troole. Dr Wolf gumpet ganz verschrocken uf d'Syte, won er das hölzig Untier gseht; und 's Ankefaß stoht still justemänt by 's Säulis Huustüre; und chuum sind Faß und Säuli dinne, so chlopfet dr Wolf: »Säuli, Säuli, chumm enandrenoh!« »Wäge worum?« macht's Säuli. »He, won i dr vor 's Huus cho bi, bisch furt gsy; und won i elei z' Märt ha welle, het my bi mene Hoor es hölzigs Untier gfräße.« – »Das bin i ja gsy im enen Ankefaß inne,« rüeft 's Säuli, »hättisch mi doch päcklet?« – Jetz het sich der Wolf nümme chönnen ebha vor Wuet: »Wart nume,« het er brüelet, »jetz het's di gwüß, i chumme zum Chemi inne!« – »'S isch nu guet, daß i's weiß,« dänkt 's Säuli, macht es mächtigs Füür, stellt de Chochhafe parat und stoht mit dem Pfannedechel i dr Hand dernäbe. Platsch! troolet dr Wolf i 's süttig Wasser, 's Säuli macht de Dechel zue – und jetz het 's Säuli endlech Rueh.

E. S. (Aargau).

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