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Beim Einzug des Winters.

So will de Winter ebe cho;
Was meint er echt, me blangi scho?
Er stürmt jo über d'Felder her,
Wie wenn er vil verspötet wär;
Er schnuuft und chychet, daß es chracht
Und 's Hus schier z' under obsi macht.

Wie rislet 's! Glaub, es bolli fast!
Das ist doch au en leide Gast!
Wie der üs d' Bäumli zupft und dreht
Und 's Laub na allen Ecke weht.
Nei Winter, fang manierli a
Und tue au wien e Ehrema!

De Herbst hät Alles gchocht und gmacht
Und hät eim so in d' Auge glacht
Mit süeße Trube, Obs und Most,
Mit frischem Trank und gueter Chost;
Er hät si Sächli ordli bstellt
Und alli Mensche zfride gstellt.

Drum rüeft men em de Dank noch nah:
Wer wett nit Achtig vor em ha?
Potz tusig jo, es wär nit recht,
Wenn öppen Eine schimpfe möcht;
Denn wer nit zfriden ist damit
Verdienti au de Sege nit!

Und sei 's, wie 's wöll, er ist vorby;
De Winter will am Rueder sy:
Mer händ jo gwüßt, er werd bald cho,
Und grüstet drum sit langem scho
Die warme Strümpf und Pelz und Schue
Und ghörig Holz und Liecht dazue.

Drum chomm du nu, du strenge Ma,
Mer chönnd di scho e Zitli ha;
'S ist gwerchet, was me cha und soll,
Und d' Rueh, die tuet üs alle wohl!
Sogar dem Weize und dem Chlee:
Si schlooffed besser undrem Schnee.

Und wahr mer d' Sömli treu und guet,
De liebe Tierli Fleisch und Bluet;
Schütz Jedes na sir Art und Wys
Und heb mer Sorg zun Bluemestrüß;
Und mach doch nit gar z' grüsli chalt,
So weißi i, daß es Alle gfallt!

Und mach e schöni Schlittebah,
Daß üser Büebli rite cha;
De Schlitten ist scho lang parat
Und blanget, bis es use gaht;
Und üse Ruedli no vil meh,
De jublet: »Ho! Jetz chunnt de Schnee!«

De Chasper macht si Schlittschueh zweg
Und goht zum Weier uf de Steg,
Er findet fryli no chei Ys
Und chratzt im Hoor und süfzet lys:
»Scho wider en vergebne Gang,
Doch goht 's jetz allweg nümme lang.«

De Hansli ballet scho de Schnee;
Er hät am Hus e Meitli gseh;
Er wirft und 's groht em nit so guet,
Probiert drum, wie ne zweiti tuet,
Er wirft si gegem Dächli hi
Und tätscht e großi Schyben i.

Potz Welt! Wie hät de Vatter tue!
Er nimmt en bi der Chappe zue
Und füert de Lecker gleitig hei;
Jetzt sitzt er im e Winkel dei
Und macht e gar erbärmlis Gsicht
Und denkt, das sei e schlimmi Gschicht!

De Charo luegt bidenkli dry,
Das Wetter mueß em lästig sy,
Und 's Chätzli suecht de Ofetritt,
Es denkt: »So mach i nümme mit,
Es frürt mi jo am ganze Lyb
Und 's Musen ist chei Zitvertryb.«

Au d'Spätzli sitzed trurig da,
Si züched ihri Chöpfli a;
Si stecked scho im Winterchleid
Und träged um de Sommer Leid;
Jetz flüged s' dört uf 's Bäumli uuf
Und denked: »Hätt 's doch Chriesi druff!«

Ihr liebe Tierli, glaubed no,
Mer wend i sicher nit verlo,
Ihr müeßed Brod und Chörnli ha
Bim Chuchifenster nebedra;
Mer streued 's uf e Brettli her,
Denn picked 's mit enander leer.

Und wo in Hütte d'Armuet druckt,
Verschreckt me, wenn de Winter ruckt;
Wo Holz und Gwand und Nahrig fehlt,
Wo chei Chredit und au chei Geld,
Do grüeßed s' denn de Winter nit;
Denn ach, er ist e bösi Zit!

Verzaget nit und glaubet no,
Es wird so strub wohl schwerli goh.
Isch 's au gar chalt und sind ihr arm,
E Menscheherz blibt sicher warm.
Gott schickt bald da, bald dört sin Grueß
Und seit eim, wo me helfe mueß.

Und Eis uf 's Ander goht vorby,
Es wird nit ewig Winter sy;
Me denkt denn zruck an erste Schnee
Und meint, es sei fast gester gsee.
So warmet 's denn enanderno.
Und endli ist de Früehlig do.

J. Kuoni (St. Gallen).

*

 


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