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Der Vater saß am Tisch mit dem Gössel auf dem Schoß und langte zu. Die Buben standen ihm gegenüber und hörten ihn begeistert von all den absonderlichen Widerwärtigkeiten der Reise berichten; die Mutter ging zwischen Herd und Tisch hin und her.
Unwiderstehlicher Frohsinn strömte von dem Per Hansen aus und von allem, was er erzählte. Und immer war es, als hebe er das Merkwürdigste noch auf, – für eine bessere Gelegenheit. Die Buben wurden geradezu toll vor Übermut, sie konnten sich mit Fragen nicht genug tun und wollten immer noch mehr wissen.
Auch die Beret lächelte jetzt; aber die Hände zitterten ihr. – Jetzt aber mußten die Buben heran und Rechenschaft ablegen, wie sie inzwischen daheim gewirtschaftet hatten. Als er ihren Bericht, der sehr geräuschvoll und nicht gerade wohlgeordnet erstattet wurde, entgegengenommen hatte, – er kam nämlich ruckweise und in einzelnen Ausbrüchen: von Tönset'n und dem Bären und der Dachsbrühe gestern abend, – da lachte er, daß ihm die Tränen liefen und er die Mahlzeit unterbrechen mußte. Ein wahrhaft herzerquickendes Gelächter! Die Buben sahen jetzt selber, wie komisch alles gewesen, und lachten schallend mit. Sogar die Beret beim Herde wurde mitgerissen, mußte sich aber doch zugleich die Augen wischen. – Wie froh war sie jetzt, daß sie daran gedacht, alles wieder aus der Lade zu nehmen, was sie vor einer Weile hineingepackt hatte.
»Komm einmal her, du Großer-Hans,« sagte der Vater lachend, »kannst du mir sagen, was du da hinten im Nacken hast?«
Der Junge überlegte nicht, kam und stellte sich vor den Vater.
»Hier läuft ja ein roter Streifen? – Hast du versucht, dich aufzuhängen, Bub?«
Da wurde der Große-Hans feuerrot, ihm fielen plötzlich die bösen Hiebe von gestern abend ein.
Der Ole warf der Mutter einen geschwinden Blick zu. »Ach Dreck,« sagte er mannhaft, »das ist nur von dem Hühnchen, das ich gestern mit dem Hans gerupft!«
»So,« meinte der Vater lachend, »das also habt ihr betrieben, während ich fort war? – Und die Mutter hat mit euch viel Plage gehabt, wie? Well, jetzt kommt ein anderer Tanz an die Reihe, denn wir haben so viel zu verrichten, ihr Burschen, daß hier weder bei Tag noch bei Nacht gefeiert wird. – Und ich danke auch schön für das gute Mahl, Beretmutter!«
Damit stand er auf und machte sich mit den Buben daran, den Wagen abzuladen. Das meiste wurde in die Stube gesetzt; einiges mußte jedoch vorderhand im Stalle untergebracht werden.
Das wurde ein arbeitsreicher Tag in der Hütte. Da war zunächst die Fuhre Kartoffeln, die er den, Hallingen im blauen Osten versprochen, die nicht einmal eine Kartoffelschale in den Kessel zu legen hatten; denen mußte er Nahrung bringen. Und als die Beret erfuhr, wie elend es in jener Hütte bestellt war und wie die Frau so lange und schmale Backen hatte und graublau unter den Augen war, da war sie es, die ihn am eifrigsten anfeuerte: Er müsse fahren, solange er noch Wagen und Rösser zur Hand habe. Könne er nicht heute noch aufbrechen?
»Gemach, gemach, mein Schatz!« lachte der Per Hansen in strahlender Laune, »heut nacht schlaf ich nicht bei einer Hallingbäuerin!«
Nein, jetzt war er wieder einmal unwiderstehlich; – so kraftvoll und so gut! Und sie hätte ihn am liebsten beim Haarschopf genommen und tüchtig gezaust.
Der Ole wurde sogleich ans Netzestricken gesetzt. Der Vater hatte bereits vier Faden fertig; das war letzte Nacht beim Schein des Lagerfeuers gewesen, da hatte er gestrickt, als die anderen schon lange in der Koje lagen. – – Die Buben waren ganz toll, als sie das Netz sahen. Wolle er im Sioux River mit Garn fischen? Beide bettelten sofort darum mitzudürfen. »Rühr' deine Finger emsig, Olamann, emsig, sag' ich dir!« Der Vater tat so geheimnisvoll und wollte nicht mit der Sprache heraus.
Er selber machte sich mit dem Großen-Hans hinter den Kalk; der wurde hineingetragen und in den Winkel gestellt, damit keine Feuchtigkeit herankomme. Aber es war noch viel mit ihm vorzunehmen, ehe er verwandt werden konnte. Zunächst war eine Holzkiste nötig, die so dicht war, daß sie Wasser hielt, nun, das Material dafür hatte er mit! Er fügte einige Bretter zu der Kiste zusammen, trug sie zum Bach und stellte sie ins Wasser Da quoll sie aus, bis er sie einmal brauchte! –
Schließlich kam der Abend eines höchst arbeitsamen und kurzweiligen Tages. Die Buben hatten sich schon gelegt und waren im Nu eingeschlafen.
Aber der Per Hansen hatte noch nicht rechte Muße, sich zu legen. Da war nämlich das Netz, und das mußte heut nacht fertig werden. – Er hatte endlich die Beret dazu überredet, sich ins Bett zu legen; sie war jedoch heute abend gar nicht müde; sie plauderte mit ihm weiter und fädelte die Netznadeln ein. Er setzte ihr auseinander, wie er das Netz anzuwenden gedenke. Zunächst wolle er es in den Sioux River setzen, wenn er ihn morgen überquerte – er glaube nämlich eine leckre Stelle zu wissen – und es stehenlassen, bis er von den Hallingen zurückkam. Gehe alles mit rechten Dingen zu, dann bringe er schon morgen frische Fische mit heim. Das aber sei nur ganz nebenher, müsse sie wissen. Das andre aber – ja sie dürfe keine Silbe davon vor den Buben verlauten lassen – das gebe die große Überraschung für sie, – seien doch auch gar zu prächtige Burschen! – Ja, er habe sich also ausgedacht, die Enten mit dem Netze zu fangen, – akkurat dazu habe er das Garn gekauft. Wenn sich das Wetter nur noch ein paar Tage halte, dann gebe es andere Kost als Dachsbrühe!
Der Beret fiel jetzt ein, daß sie heute ja ganz vergessen hatte, das Fenster zu verhängen. Sie mußte lächeln; was hätte das wohl heute nacht für einen Sinn gehabt? – Du lieber Gott! – –
Der Per Hansen strickte weiter am Netz und plauderte gemütlich, und es lag solche zuversichtliche Fröhlichkeit in allem, was er sagte. Er hatte die Litze an den Bettpfosten gebunden, und es war gerad wie beim Vater daheim! – Sie hörte ihn – hörte ihn nur noch wie aus weiter Ferne; und es wurde daraus das Plätschern und Murmeln der kleinen Wellen eines Meeres, das sich lässig in der Sommernacht dehnt. Das lullte sie ein und sie schlief die ganze Nacht, ohne sich zu rühren.
Als sie am Morgen erwachte, lag der Per Hansen dicht an der Wand, vollständig angezogen; es sah aus, als hätte er sich soeben hingelegt. – Die Dämmerung fiel in die Stube, vor dem Bett lag ein weißer Haufen. Nein, o nein, diese Buben! Hatten die nun wieder einmal ihre Kleider auf die Erde geworfen! Sie wollte die Kleider auf die Bank legen und faßte hinein – und da war es ein neues Netz, aufgereiht und fix und fertig, ganz wie ein gutes Netz sein soll.
Der Arme! Da hatte er die ganze Nacht gestrickt! Sie deckte ihn behutsam mit der Felldecke zu. –
An dem Morgen griff die Beret ihren Weizenmehlvorrat an, um ihm einen Pfannenkuchen zu backen. Einen ausnehmend guten Bissen sollte er zu schmecken bekommen, ehe er sich wieder auf den Weg machte! – – –
Die Beret arbeitete an diesem Tage angestrengt und bewegte vielerlei in ihrem Sinn. – – – Es war wohl so für sie bestimmt! Es gab einen, der alles lenkte, – und der wußte auch, was er tat, und es nützte so wenig, mit ihm zu hadern! –
Sie mußte oft ans Fenster, um nach Osten zu schauen. Mit jedem Male wurde es dunkler und dunkler.
An dem Abend verhängte sie das Fenster wieder dicht. –