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Der Große-Hans war viel zu sehr in seinen Gedanken, um den Auftritt zwischen den Eltern zu bemerken. Anfangs war er Feuer und Flamme, tat weite, männliche Schritte, schwätzte geschwind und gedämpft, kreiste aber stets um dieselbe Frage: Was wollte der Vater bei dem Indian?
»Was ich will?« weiter kam der Per Hansen nicht. Die Worte der Frau, die alle gehört, schellten unablässig in seiner Seele.
»Ja! Was willst du?«
»Wollen sehen.« Er riß sich aus seinen Grübeleien und setzte noch einmal kräftig hinzu: »Wollen sehen!«
»Willst du – willst du mit ihnen kämpfen?«
»Nein, wir wollen uns damit begnügen, sie zu skalpieren!«
Nun wußte der Große-Hans vom Skalpieren nur, daß es das schlimmste war, was es gab; er fragte also, was das sei, das Skalpieren ?
»O nichts weiter. Weißt du's denn noch nicht?«
»Nein; – so sag mir's doch, Vater!«
Der Per Hansen schob die kalte Pfeife in den andern Mundwinkel und schmunzelte: »Schau, Großer-Hans, wenn die Haut auf gewissen Köpfen so richtig trocken und reif wird, dann trennt sie ihnen der Indian ab!«.
»Wächst dann wieder eine neue nach?« Der Große-Hans lugte zum Vater auf; – und eine Hand faßte unwillkürlich unter die Mütz', ehe es noch verhindert werden konnte.
»O, das tut sie wohl. Freilich!«
»Aber – tut es – tut es nicht gräßlich weh?«
»Nein, gar nicht; das heißt: wenn sie richtig reif und trocken ist. Das ist doch klar!«
Das fand der Große-Hans auch. »Und was machen sie mit der Haut?«
»Was sie mit der Haut machen ? Ja, die brauchen sie wohl zu Fäustlingen und Ähnlichem; kehren halt die Haare nach innen, weißt du.«
»Ach, du flunkerst ja!« sagte der Große-Hans und riß die Beine auseinander, um mitzukommen.
»Könnt schon stimmen! Aber ich meinte halt, du hättest genug Witz es zu merken.«
Der Große-Hans hätte gar zu gern noch mehr gefragt; aber jetzt waren sie dem Lager schon so nahe, daß er vollauf damit beschäftigt war, seine Augen zu brauchen.
Und da gab es zu sehen! In der Lagermitte hatten die Indianer ein großes Zelt errichtet; auf jeder Seite standen vier kleinere. Halbnackte braune Kinder sprangen zwischen den Zelten herum. – Die spielen gewiß, dachte sich der Große-Hans und bekam gleich mehr Mut. Und da waren ja auch Frauen! – nein, hier drohte gewiß nicht Gefahr! –
Die Zelte standen hinter dem Wagenring. In dem Raum zwischen Zelt und Wagen waren jetzt einige Indianer dabei, ein Feuer anzufachen, und holten dazu Brennwerk von den Wagen; um das Feuer herum hockten mehrere Männer auf gekreuzten Beinen.
Alle rauchten, – das merkte sich der Per Hansen als allererstes.
Das Feuer warf einen starken Schein ringsum; die Haut der in der Nähe Sitzenden erschien dadurch noch dunkelbrauner, das Haar noch glänzender schwarz. Schweigend rauchten sie ihre Pfeifen.
Die beiden Ankömmlinge standen im Feuerschein; einer der Männer deutete mit der Pfeife auf sie; es wurde etwas gesagt; im übrigen schien ihr Kommen nicht besonders zu überraschen.
Der Per Hansen trat vor und grüßte, – soviel Englisch konnte er noch. Der Gruß wurde in derselben Sprache beantwortet. – Einer der Männer sagte darauf etwas, was wie eine Frage klang; ein paar andere setzten etwas hinzu. – Nein, der Per Hansen verstand keine Silbe, er war ratlos.
Aber jetzt kam ihm der Große-Hans zu Hilfe – bisher hatte er sich hinter dem Vater gehalten; er flüsterte geschwind: »Sie wollen wissen, ob wir hier wohnen!«
»Yes! – Yes!« nickte der Per Hansen kräftig. »Und sag ihnen, sie könnten sich darauf verlassen, daß wir auch wohnen bleiben, aber sag es durchaus hübsch, hörst du!«
Der Große-Hans trat noch einen Schritt weiter vor und versuchte sich, so gut er konnte, mit den paar Brocken Englisch, die er letzten Winter aufgeschnappt hatte.
Die Antrittsvisite war vorüber; der Per Hansen hatte hier nichts mehr zu tun; die Kühe hatten sich bei den Wagen gemütlich hingelagert – alle viere nebeneinander; die waren bloß zu greifen und heimzuleiten. – Aber der Duft aus den Pfeifen mischte sich so ergötzlich und verlockend in die Abendbrise! Und über zwei Wochen hatte er keinen anständigen Tabak mehr geraucht! Und der hier war kräftiges Kraut, konnte er riechen.
Schließlich vermochte er der Versuchung einfach nicht mehr zu widerstehen. Er suchte sich das Gesicht aus, das ihm am besten gefiel, nahm die Pfeife aus dem Mund und machte Zeichen, daß er gern etwas da hinein haben wollte!
Ja, das verstand das Gesicht ausgezeichnet. Der Mann warf den andern lachend ein paar Worte zu, zog einen großen Beutel, den er an einer Schnur am Halse trug, aus dem Wams, öffnete ihn und bot an. Der Per Hansen griff begierig hinein und stopfte gut. »Dank sollst du haben, Mann! Und kommt der Hans Olsen zurück, ehe du deines Weges ziehst, soll's dir bei Gott vergolten werden! Hans, übersetz ihm das, so gut du irgend kannst. – Vertrackt, daß man nicht selber mit so bravem Volk zu reden versteht!« Der Per Hansen trat ans Feuer, scharrte sich ein glimmendes Holzstück heran, legte es auf die Pfeife und zündete mit langem, behaglichem Schmatzen an.