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Bristol, den 20sten Dezember 1828
Gute Julie!
Ich hoffe, Du folgst mir auf der Karte, was Dir meine Briefe besser versinnlichen wird, wenn Du auch dort keine der schönen Aussichten mitgenießen kannst, welche ich sah, die ich Dir aber alle in meinen Lebens- und Erinnerungs-Bildern in getreuer Kopie mitbringe.
Ich besuchte früh noch einmal das herrliche Schloß, wo mich diesen Morgen ein blühendes Mädchen herumführte, die einen sehr anmutigen Kontrast mit den verbrannten Türmen, dem schauerlichen Gefängnisse des Königmörders Martin und dem dunklen Burgverlies abgab, in das wir zusammen viele Stufen hinabstiegen. Dann besuchte ich eine Kirche mit besonders zierlichem altsächsischem Portal und einem sehr schön gearbeiteten Taufbecken in demselben Stil. Hier liegt auch der arme Martin begraben. Er war einer der Richter Carls I. und saß 40 Jahre im Schlosse zu Chepstow gefangen, ohne doch je, wie man behauptet, dort seine gute Laune ganz zu verlieren. Nach den ersten Jahren scheint überhaupt seine Haft milder geworden zu sein, und man ihn auch nach und nach immer etwas besser logiert zu haben, denn Carl II. war nicht grausam. Wenigstens zeigte mir das Mädchen heute früh drei Gemächer, wovon das unterste freilich ein schauderhaftes Loch war, und ciceronisierte dabei in folgenden Worten: »Hier streckte man Martin zuerst hinein, als er noch böse war; da er aber nachher in sich ging, kam er einen Stock höher, und endlich, als er religiös wurde, bekam er das Zimmer mit der schönen Aussicht oben.«
Um zwei Uhr fuhr ich mit einer sehr vollen stage-coach, wo ich, ohngeachtet des heftigen Regens, nur mit Mühe noch einen Platz auf dem Bocke bekam, nach Bristol. Wir passierten den Fluß auf einer schönen Brücke, die zugleich den besten Standpunkt zur Ansicht des Schlosses bietet, welches sich unmittelbar über den senkrecht nach dem River Wye herabfallenden Felsen erhebt, und besonders dadurch einen so äußerst malerischen Anblick gewährt. Wir behielten dann noch lange den Park von Piercefield und seine Felsenwände, jenseits des Flusses, im Angesicht. Ich sagte zu dem Herrn der stage, der selbst fuhr, der Besitzer dieses schönen Parks müsse ein glücklicher Mann sein! »Keineswegs« erwiderte er, »der arme Teufel ist voller Schulden, hat eine zahlreiche Familie, und wünscht gar sehr, einen guten Käufer für Piercefield zu finden. Vor drei Monaten war schon alles richtig mit einem reichen Kaufmann aus Liverpool, der das schöne Gut für seinen jüngsten Sohn bestimmte. Doch ehe noch abgeschlossen wurde, verheiratet sich dieser Sohn heimlich mit einer Schauspielerin, der Vater enterbte ihn, und so wurde der Kauf rückgängig.« Das hätte wahrlich Stoff zu einigen moralischen Betrachtungen gegeben! Das Wetter wurde unterdessen immer abscheulicher, und artete zuletzt in einen völligen Sturm aus. Wir hatten ihn zwar im Rücken, dennoch war die Fahrt über den Channel höchst unangenehm. Die vier Pferde, alles Gepäck, und die Passagiere wurden pêle-mêle in ein kleines Boot gepackt, so voll und gepreßt, daß man sich kaum darin rühren konnte. Der Posten neben den Pferden war wirklich gefährlich, da sie sich zuweilen vor den Segeln scheuten, besonders wenn diese gewandt wurden. Ein Herr fiel bei einer solchen Gelegenheit, samt der Kiste, auf der er saß, grade unter sie, wurde aber von den gutmütigen Tieren nur ein wenig getreten, glücklicherweise aber nicht geschlagen, wie es ihm leicht hätte arrivieren können. Das Boot, heftig vom Sturm getrieben, lag ganz auf einer Seite, und unaufhörlich spritzten die Wellen über, und durchnäßten uns von Kopf bis zum Fuß. Als wir endlich anlangten, war das Debarkieren auch ebenso mühsam als schmutzig, und ich verlor dabei, zu meinem großen Mißvergnügen, einen Teil der Werke Lord Byrons. Man sagte mir, daß diese Überfahrt, der häufigen Stürme, des seichten Grunds und der vielen Klippen wegen, oft Unglücksfälle herbeiführe. Vor sechs Monaten scheiterte das Schiff mit der mail, und mehrere Personen verloren das Leben dabei. Wir konnten das gewöhnliche Landungshaus auch diesmal nicht erreichen, und mußten daher an der Küste debarkieren, von wo wir, auf einem Strand von rot- und weißgestreiftem Marmor, bis zum Gasthof zu Fuß gingen. Hier bestiegen wir eine andere stage oder Landboot, mit zwanzig Personen gefüllt, und fuhren (aber nicht so schnell als mit der mail) nach Bristol, von dessen gepriesener Lage ich für heute nur die hellen Gaslaternen und wohl versehenen, bunten Läden gewahr wurde.
Bath, den 21sten abends
Wenn ich in der Erinnerung aufsuche, was den River Wye so schön macht, und vor so vielen andern Flüssen den Vorzug gibt, so finde ich, daß es vorzüglich seine bestimmt gezeichneten Ufer sind, die sich nie in undeutliche Linien verflachen, noch eine nichtssagende Mannichfaltigkeit ohne Charakter darbieten, ferner, daß ihn fast immer Wald, Felsen oder Wiesen, durch Gebäude belebt, selten nur Felder und bebaute Fluren begrenzen, denn diese letztern sind zwar eine nützliche Sache, aber nicht malerisch. Die vielen und kühnen Krümmungen machen, daß auch die Ufer sich unaufhörlich verschieben, und so aus denselben Gegenständen hundert verschiedne Schönheiten sich entfalten, wie die Stimme, nach mehreren Seiten gewandt, ein vielfaches Echo hervorruft. Beiläufig gesagt, ist dies auch der Hauptgrund, warum Landschaftsgärtner gekrümmte Wege den graden vorzogen. Diesen Gedanken hatten die Maler; nur die Pinsel machten gewundene Korkenzieher daraus, indem sie glaubten, daß ihre imaginäre Schönheitslinie, nicht die verschiedene Ansicht der Landschaft, damit bezweckt werde.
Da die Gegenstände, die sich den River Wye entlang darbieten, fast immer nur wenige in großen Massen sind, so bilden sie schöne Gemälde, weil Gemälde eine kürzere Abgrenzung verlangen. Die Natur schafft nach einem Maßstabe, den wir, in seinem Totaleffekt, gar nicht beurteilen können, dessen höchste Harmonie uns daher verloren gehen muß – die Kunst also strebt darnach, nur einen Teil derselben als ein für Menschen verständliches Ganze idealisch zu formen, und dies ist meines Erachtens die auch der Landschaftsgärtnerei zum Grunde liegende Idee. Doch die Natur selbst bietet für diesen Zweck oft schon einzeln vollendete Muster dar, einen landschaftlichen Mikrokosmus, und selten findet man deren in kurzen Räumen mehr vereinigt als auf dieser Fahrt, wo jede neue Wendung des Flusses, sozusagen, einen neuen Kunst-Genuß darbietet; Pope singt irgendwo schön von dieser Gegend:
›Pleas d'Vaga echoes thro its winding bounds, And rapid Severn hoarse applause resounds.‹ |
Die deutsche Sprache hat, bei allem ihrem Reichtum, etwas Unbehilfliches für die Übersetzung, besonders bei Übertragungen aus dem Englischen, der dagegen ihre Zusammensetzung aus so vielen Sprachen eine ganz eigentümliche Leichtigkeit gibt, fremde Gedanken auszudrücken. Mir ist daher auch die erwähnte Strophe fast unübersetzbar erschienen. So oft ich es versuchte, verlor der Gedanke seine Grazie, vielleicht war aber auch meine eigne Unbehilflichkeit daran Schuld.
Daß zwei der schönsten Ruinen in der Welt am River Wye liegen, ist ebenfalls kein kleiner Vorzug, und nie wurde es mir klarer als hier, daß Propheten in ihrem Vaterlande nichts gelten, denn wie würden sonst so viel tausend Engländer weit hinwegziehen, um oft über viel geringere Schönheiten in Enthusiasmus zu geraten, als ihr eignes Vaterland darbietet. Noch eine Frage möchte ich aufwerfen, warum überhaupt Ruinen so viel mehr die menschliche Seele ergreifen, als es kaum die höchsten vollendeten architektonischen Kunstwerke vermögen? Es scheint fast, als ob diese Menschenwerke erst ihre Vollkommenheit erreichten, wenn die Natur sie wieder korrigiert hat – und noch ist es gut, wenn zuletzt der Mensch nochmals eingreift, in den Zeitpunkt, wo die Natur anfängt, seine Spur gänzlich zu verwischen. Eine grandiose und wohl erhaltne Ruine ist darum das schönste Gebäude.
Ich erwähnte schon, daß die Umgegend von Bristol ebenfalls, und mit Recht, einen hohen Ruf hat. An Reichtum, Üppigkeit der Vegetation und Fruchtbarkeit, kann sie von keiner übertroffen werden, an malerischen Schönheiten gewiß nicht von vielen. C'est comme la terre promise; alles was man sieht, (und als Gourmand setze ich hinzu) auch alles was man genießt, ist in hoher Vollkommenheit.
Bristol, eine Stadt von 100 000 Einwohnern, liegt in einem tiefen Tal; Clifton, das sich am Berge terrassenförmig unmittelbar darüber erhebt, scheint nur ein anderer Teil derselben Stadt. Daß durch diese Lage außerordentliche Effekte hervorgebracht werden müssen, kann man sich leicht vorstellen. Aus dem verworrenen Gewühl der Häusermasse der alten Hauptstadt im Tale ragen drei verwitterte gotische Kirchen empor. Gleich stolzen Überresten der Feudal- und Mönchsherrschaft (denn beide gingen, obgleich als feindliche Brüder, Hand in Hand) scheinen sie, im Gefühl der alten Größe, noch ihre greisen Häupter nicht beugen zu wollen vor dem aufgeschoßnen Pflanzendickicht neuerer Zeit. Besonders eine derselben, Radcliffe Church, ist ein ganz wunderbarer Bau; leider hat der Sandstein, aus dem sie aufgeführt ist, so sehr von der Zeit gelitten, daß alle Zierrate wie angenagt erscheinen. Ich trat während des Orgelspiels hinein, und obgleich ich, mit schuldiger Schicklichkeit, und großer Ehrerbietung, mich nur in eine Ecke stellte, von wo ich das Innere verstohlen überblicken konnte, wollte mir doch die Illiberalität des englisch-protestantischen Kultus dies nicht gönnen, und der Prediger sendete eine alte Frau an mich ab, um mir anzudeuten, daß ich mich setzen müsse. Da man in katholischen Kirchen die Gläubigen nicht so leicht stört, selbst wenn man, ohne alle Rücksicht, nur hineingeht, um die Sehenswürdigkeiten zu betrachten, und sich gar nicht an den Kultus kehrt, so wunderte ich mich mit Recht, daß die englisch-protestantische Frömmigkeit ihrer eignen Schwäche so wenig zutraue, um sozusagen von einem Hauch schon umgeblasen zu werden – man löste mir aber nachher das Rätsel. Ich hätte für den Sitz bezahlen müssen, und der halbe Schilling war das eigentliche fromme Motiv. Ich hatte indes schon genug gesehen, und verließ die MummereiMummerei (popish mummery) nennen die englischen Protestanten den katholischen Kultus, der ihrige verdient aber vollkommen denselben Namen. A. d. H. , ohne zu bezahlen.
In den Gasthof zurückgekehrt, ließ ich nun schnell eine Postchaise anspannen, setzte mich auf den Bock, (nicht als den höchsten Ehrenplatz, wie der Kaiser von China, sondern als höchster Aussichtsplatz) – und begann meine Exkursionen in der Umgegend. Zuerst besah ich die warmen Bäder der Stadt, wo an den Ufern des Severn ein felsiges Tal beginnt, das viel Ähnliches mit dem Plauischen Grunde bei Dresden hat, nur daß die Felsen höher, und die Wassermasse weit reicher ist. Wir begegneten hier dem Maire, in seiner Staatsequipage, prachtvoller als die unsrer Könige auf dem Kontinent. Sie stach sonderbar mit der einsamen Felsengegend ab. Als sie eben vorbeikam, zeigte mir der Postillon einen entfernten verfallenen Turm, ›Cook's Folly‹ genannt, auch eines Maire und reichen Kaufmanns Besitzung, der sich damit ruinierte, und in einer Ruine nun fortlebt. Das gotische Schloß, das er in einer der herrlichsten Lagen aufbauen wollte, konnte er nicht vollenden. Es blieb aber in diesem Stande wahrscheinlich nur eine desto größere Zierde der Gegend. Aus dem Felsengrund wieder emporsteigend, gelangten wir auf eine weite Bergebene, die zu den hiesigen Wettrennen dient, und von hier, durch strotzendes Land, zu Lord Cliffords Park, dessen entrée sehr schön ist. Man fährt nämlich, über eine halbe Stunde Wegs, an einer hohen Berglehne in einer gewundnen Allee uralter Eichen hin, die weit genug voneinander gepflanzt sind, um sich vollkommen nach allen Seiten ausbreiten zu können, ehe sie sich erreichen. Unter ihren Ästen enthüllen sich die herrlichsten Aussichtspunkte auf das reiche Tal von Bristol, so daß, gleich einer Bildergalerie, fast unter jedem Baum ein neues Gemälde erscheint. Rechts aber zeigt sich, an dem ansteigenden Berge, der dunkle Saum des pleasure-ground hinter der Wiesenfläche, wo Pflanzungen von Lorbeer, Arbutus und anderm Immergrün den Weg begrenzen, bis bei einer Biegung Schloß und Blumengarten plötzlich mit geschmücktem Glanz hervortreten! Am Ende dieses Parks liegt ein grünes Vorgebürge, auf dessen schmalem Kamm man eine Weile hinfährt, und dann eine schöne Seeaussicht findet. Hier lag eben eine kleine russische Flottille zu unsern Füßen vor Anker, die, nach dem Mittelmeere bestimmt, in den Stürmen der vorigen Woche dem Scheitern hier nur mit großer Not entgangen. Den Engländern nach sollte bloß die Unwissenheit der Mannschaft daran Schuld gewesen sein. Ich machte später die persönliche Bekanntschaft des Capitains und fünf anderer Offiziere. Sie sprachen zu meiner Verwunderung durchaus keine fremde Sprache, nur russisch, weshalb sich unsre Unterhaltung auch auf bloße Zeichen beschränken mußte. Es schienen sonst artige und zivilisierte Leute.
Nicht weit von dem erwähnten Park befindet sich ein interessantes Etablissement, the cottages genannt. Hier hat der Besitzer, Mr. Harford, das Ideal eines Dörfchens zu realisieren gesucht. Ein schöner grüner Platz, mitten im Walde, ist von einem rings umher geschlängelten Wege umgeben und neun Wohnungen daran gelehnt, alle von verschiedener Form, und aus verschiednem Material erbaut; eine aus Feldsteinen, die andere aus Quadern, diese aus Ziegeln, jene von Holz u. s. w., eine mit Stroh, die andre mit Schindeln, Schiefer u. s. w. gedeckt; jede mit andern Bäumen umpflanzt, und von verschiednen Sorten Clematis, Rosen, Jelängejelieber oder Wein umrankt. Die abgesonderten, und doch zu einem Ganzen verbundenen Wohnungen haben auch ihre besondern Gärten, und einen gemeinschaftlichen Brunnen, der auf der Mitte des Rasenplatzes steht und den mehrere alte Baumgruppen beschatten. Die durch niedliche Zäune getrennten Gärten bilden so einen frischen Gemüse- und Blumenkranz um das ganze Dörfchen; die Bewohner aber bestehen, was der ganzen Anlage die Krone aufsetzt, nur aus armen Familien, denen die Häuser von dem großmütigen Besitzer unentgeltlich überlassen worden sind. Kein anmutigerer, kein passenderer Fleck konnte dem Unglücke eingeräumt werden; die völlige Abgeschiedenheit und Heimlichkeit desselben atmet nur Ruhe und Vergessenheit der Welt.
Bloß dem Walde gegenüber ragte von fern, aus alten Eichen, ein modernes gotisches Schloß stattlich hervor. Ich wollte es, so wie den umliegenden Park, besichtigen, erhielt aber keinen Einlaß. Wenn an einem englischen Park die Landstraße vorüberführt, ist immer ein Teil der Mauer durch ein Aha, oder durchsichtiges Eisengitter ersetzt, damit man den demütig neugierigen Blick in die verbotne Herrlichkeit werfen möge. Aber hiermit ist auch die Liberalität des englischen Besitzers erschöpft. Da es nun heute überdies noch Sonntag war, so gab ich gleich alle Hoffnung auf, den mürrischen Portier zur Ausnahme zu bewegen, denn auf seiner Stirn war deutlich Dantes umgekehrte Höllen-Inschrift zu lesen: Voi che venite – di entrare lasciate ogni speranza!
Meinen Rückweg nahm ich über die Bergstadt Clifton, aus der man Bristol, wie in einem Abgrunde, unter sich liegen sieht. Die Szene wurde überdem sehr heiter staffiert durch die, in bunten Farben schillernde, Menge der Kirchgänger beiderlei Geschlechts, welcher ich auf allen Gassen begegnete. Stark kontrastierte dagegen ein großes, ganz schwarz angestrichenes Haus mit weißen Fenstern, einem unermeßlichen Katafalke ähnlich. Man sagte mir, es sei das Stadthospital, und ein Herr erbot sich, es mir zu zeigen. Das Innere war weit anziehender als der äußere Anstrich. Große Geräumigkeit, freundliche Säle, und die ausgezeichnetste Reinlichkeit, müssen es zu einem sehr trostreichen Aufenthalt für Kranke machen. Nirgends auch spürte ich den mindesten üblen Geruch, außer in der Apotheke, nach Pillen und Rhabarber. Die rechte Seite des Hauses nahmen die männlichen, die linke die weiblichen Patienten ein, und in diesen beiden, den untern Teil diejenigen Kranken, welche des Arztes, den obern, die des Chirurgus bedurften. Das Operationszimmer war besonders elegant, und mit mehreren robinets in den Wänden und darunterstehenden Marmorbecken versehen, um auf allen Seiten das Blut sogleich abwaschen zu können. Eine Mahagoni-Stellage in der Mitte, mit Saffiankissen ist für die zu Schneidenden bestimmt. Es war in der Tat alles für Liebhaber so einladend als möglich gemacht. So wohltätig übrigens dieses Handwerk ist, so werden doch in der Regel die Chirurgen dadurch ein wenig fühllos. Der, welcher mich begleitete, machte davon keine Ausnahme. So bemerkte ich unter andern in einem der Säle eine Frau, die sich ganz mit einem Tuche zugedeckt hatte, und frug ihn leise, was ihr fehle? »O«, erwiderte er ganz laut, »die ist inkurabel an einer Pulsadergeschwulst; sobald diese berstet, muß sie sterben.« An dem Zucken und leisen Stöhnen unter dem Tuche konnte ich wohl abnehmen, wie schmerzlich die Nachricht wirkte, und bereuete meine Frage. Als wir nachher zu den Männern kamen, sah ich einen davon, schlohweiß und völlig wie eine Marmorstatue, im Bette liegen, und da wir diesmal noch weit entfernt waren, erkundigte ich mich abermals nach der Beschaffenheit dieser Krankheit. »Ich weiß es selbst nicht«, rief er, »werde ihn aber gleich fragen.« – »Um Himmelswillen nicht«, bat ich, er war aber schon fort, fühlte des Mannes Hand, der sich nicht rührte, und kam dann lachend wieder, indem er sagte: »der ist kuriert, denn er ist tot«.
Gegen Abend fuhr ich, in einer der kleinen Kutschen, die nur zwischen Bath und Bristol gehen, nach ersterem Orte. Ich war allein, und schlief den ganzen Weg über. Als ich von der Siesta erwachte, erblickte ich beim Mondschein einen weitläuftigen, erleuchteten Palast, auf einer ganz kahlen Höhe, und erfuhr auf meine Frage, daß dies die milde Stiftung eines bloßen Privatmannes sei, und für fünfzig arme Witwen bestimmt, die hier in Wohlhabenheit, ja Überfluß, leben. Bald darauf erglänzten am Horizont noch vielfache andere Lichterreihen, und in wenigen Minuten rollten wir über das Pflaster von Bath.
Bath, den 22sten
Seit dem Tage, wo ich Dir die wichtige Begebenheit meldete, daß die Sonne geschienen – habe ich die Wohltätige nicht wieder gesehen. Doch trotz Nebel und Regen wanderte ich den ganzen Tag in dieser wunderbaren Stadt herum, die, im Grunde des tiefen und schmalen Bergkessels erbaut, nach und nach alle seine hohen Ränder erstiegen hat. Die Pracht der Paläste, Gärten, Straßen, Terrassen und halbmondförmigen Plätze, crescents genannt, die von diesen Bergabhängen herabglänzen, ist imponierend und englischen Reichtums würdig. Dessen ohngeachtet, und obgleich auch die Natur hier schön ist, hat die Mode dennoch Bath verlassen, um sich dem nichtssagenden, baumlosen und über-prosaischen Brighton mit fieberhafter Wut hinzugeben. Deshalb ist jedoch Bath keineswegs von Badegästen verlassen, und schon die 40 000 wohlhabenden Einwohner machen es lebendig – nur die fashionable Welt sieht man nicht mehr hier. Der sonst so berühmte ›König von Bath‹ ehemals der far-famed Nash, hat von seinem Nimbus noch mehr verloren, als seine übrigen Kollegen. Der, welcher jetzt sein Amt verrichtet, geht, statt sich nie anders als mit sechs Pferden und einem Gefolge von Dienern, wie jener, öffentlich zu zeigen, sehr bescheiden zu Fuß, und wird keine Herzogin von Queensbury mehr vom Balle schicken, weil sie nicht probemäßig angezogen war.
Einen großen Eindruck machte auf mich die alte Abteikirche. Ich sah sie zuerst prächtig erleuchtet, welches den eigentümlichen Anblick ihres Innern freilich noch sehr erhöhte. Ich habe schon öfters erwähnt, daß alle englischen alten Kirchen durch einzelne moderne Monumente entstellt sind, hier aber sind deren so viele, und mit einer solchen originellen Art von Symmetrie aufgestellt, daß der volle Kontrast mit der einfachen und erhabnen Architektur einen ganz eignen neuen Genre von malerischem Effekt hervorbringt. Denke Dir eine herrliche, schlanke gotische Kirche mit den schönsten Verhältnissen, hell erleuchtet, und in der Mitte durch einen roten, herabgelassenen Vorhang in zwei Hälften geteilt. Die Hälfte, welche Du übersiehst, bietet einen ganz leeren Raum, ohne Stuhl, Bank, noch Altar, nur der Boden bildet ein fortlaufendes Mosaik eingelassener Grabsteine mit Inschriften, und ebenso sind die Wände, bis zu einer gewissen Höhe, wo eine horizontale Linie abschneidet, dicht und ohne Zwischenraum, mit Büsten, Statuen, eingelassenen Marmortafeln und Monumenten aller Art bedeckt, bald von glänzend schwarzem oder weißem Marmor, bald aus Porphyr, Granit oder andern bunten Steinarten gefertigt – das Ganze dem Aussehen eines Saales gleich, den ein Kunstliebhaber, wie ein Museum, dekoriert, und die Wände mit allerlei verschiedenen Gegenständen bedeckt hat. Bis zu der Linie, mit der die Monumente abschneiden, war alles im hellsten Licht, weiter oben verlor sich die Helle nach und nach, und unter dem Laubwerk der Gewölbe ward sie zur undeutlichen Dämmerung. Ich und der Küster waren ganz allein in diesem Raum, während noch größerer Lichtglanz hinter dem rotglühenden Vorhang zu schimmern schien, und von dort, aus der andern Hälfte der Kirche, der gedämpfte Gesang der Gemeinde, wie aus unsichtbarem Heiligtume, zu uns herübertönte.
Viele interessante Leute liegen hier begraben, unter andern auch der berühmte Witzling Quin, für den Garrick eine Marmorbüste und poetische Inschrift hergeliefert hat. Am Monumente Wallers fehlt die Nase, und man behauptet, Jakob II. habe sie selbst mit seinem Degen in einer Anwandlung von Bigotterie abgeschlagen, als er die Kirche kurz nach seiner Krönung besuchte.
Den 23sten
Hast Du wohl von dem Sonderling Beckford je gehört, eine Art Lord Byron in Prosa, der das prachtvollste Schloß in England baute, seinen Park aber mit zwölf Fuß hohen Mauern umgeben ließ, und ebenso viele Jahre lang niemand den Eintritt darin verstattete? Nun dieser Mann verauktionierte plötzlich jenes Wunderhaus, Fonthill Abbey, (dessen großer Turm, an dem man die Nächte durch bei Fackelschein gemauert, bald darauf einfiel), mit allem was darin warDie Auktion dauerte mehrere Monate, und nie sah man bei ähnlicher Gelegenheit eine reichere Sammlung der kostbarsten und geschmackvollsten Seltenheiten. A. d. H. , und zog nach Bath, wo er ebenso einsam lebt. In der Nähe der Stadt hat er abermals einen sonderbaren Turm, mitten im Felde, gebaut, dem als Dach eine genaue Kopie, Diminutiv des Tempels in Athen, den man ›die Laterne des Diogenes‹ nennt, (Denkmal des Lysicrates) aufgesetzt ist. Dahin fuhr ich heute und konnte mir wohl denken, daß auf diesem Platze die gerühmte Aussicht merkwürdig sein müsse, Einlaß wurde mir jedoch nicht, und ich war genötigt, bloß mit meinem Phantasiebilde derselben wieder umzukehren. Der Turm ist noch unvollendet, sehr hoch, und steht in der offnen, grenzenlosen Einsamkeit einer Bergebne, wie ein Gespenst da! Der Besitzer soll früher ein Vermögen von drei Millionen Pfund besessen haben und noch sehr reich sein. Man erzählte mir von ihm, daß er sich nur sehr selten sehen lasse, wenn er aber zuweilen ausreite, geschehe es folgendermaßen: Ein eisgrauer Haushofmeister reite voran. Zwei Reitknechte mit langen Hetzpeitschen hinter ihm. Dann folgt er selbst, von fünf bis sechs Hunden umgeben. Den Schluß machen wiederum zwei Reitknechte, mit Peitschen versehen. Sowie, während des Rittes, einer der Hunde sich unfolgsam zeigt, hält die ganze Karawane an, und die Strafe wird sogleich mit der Hetzpeitsche appliziert – dieser Edukationskursus aber während der ganzen Promenade fortgesetzt, bis man wieder zu Hause angelangt ist. Früher hat Herr Beckford einen zwar sehr seltsamen, aber doch geistreichen Roman in französischer Sprache geschrieben, der auch mit vielem Beifall in's Englische übersetzt worden ist. Ein großer Turm spielt auch darin eine Hauptrolle, und der Teufel holt zuletzt alles.
Noch eine andere drollige Anekdote von diesem Beckford. Als er in Fonthill wohnte, plagte die Neugierde dies zu sehen einen benachbarten Lord so sehr, daß er in der Nacht eine Leiter an die hohe Parkmauer legen ließ, und darauf hineinstieg. Er wurde jedoch bald entdeckt, und vor Herrn Beckford gebracht, der ihn, nach Nennung seines Namens, wider Vermuten, sehr artig aufnahm, selbst am Morgen überall herumführte, hierauf fürstlich bewirten ließ, und dann erst sich zurückzog, indem er beim Abschied sich dem Lord noch auf das verbindlichste empfahl. Dieser wollte nun, ganz vergnügt, über den so wohl gelungenen Zweck, zu Hause eilen, fand aber alle Tore verschlossen und niemand da, sie zu öffnen. Als er deshalb zurückkehren mußte, und sich im Schlosse Hilfe erbat, sagte man ihm, Herr Beckford ließe ihn ersuchen, da hinauszugehen, wo er hereingekommen wäre, die Leiter stand noch am bewußten Orte angelehnt. Der Lord äußerte sich zwar sehr anzüglich, es half aber nichts, er mußte sich bequemen, die Stelle seiner verbotnen entrée wieder aufzusuchen, und die Leiter wieder hinauf zu klettern. Unter Verwünschungen des boshaften Menschenfeindes verließ er, für immer von der Neugierde Fonthill zu besuchen geheilt, das verbotne Paradies.
Als Fonthill verkauft worden war, hielt sich Herr Beckford eine Zeitlang in London auf, wo er in einer Vorstadt verborgen wohnte. In seiner Nähe befand sich der Garten eines seiner Blumenzucht wegen berühmten Handelsgärtners. Dort ging er täglich spazieren und bezahlte wöchentlich fünfzig Guineen für die Erlaubnis, während seiner Spaziergänge so viel Blumen abzupflücken, als ihm beliebte.
Abends besuchte ich das Theater und fand ein recht hübsches Haus, darin aber ein desto schlechteres Schauspiel. Man gab ›Rienzi‹, eine elende, moderne Tragödie, die, bei der Übertreibung und Unbeholfenheit der Spieler, weder Weinen noch Lachen, sondern nur Widerwillen und Langeweile erregte. Ich verließ daher Melpomenes entweihten Tempel bald, und besuchte meinen Freund, den Abteiküster, um mir die Erlaubnis zu erbitten, die Kirche bei Mondschein zu besehen. Sobald er sie mir geöffnet, schickte ich ihn fort, und wie ein einsamer Schatten unter den Pfeilern und Gräbern noch lange umherschwärmend, ließ ich die ernstere Tragödie des Lebens vor mir aufsteigen, von den Schauern der Nacht und des Todes umweht.
Den 24sten
Das Wetter ist noch immer so schlecht, und hängt eine solche Draperie über alle entfernte Dinge, daß ich keine Exkursionen machen kann und mich auf die Stadt beschränken muß, die sich indes, durch die Menge und Mannigfaltigkeit ihrer Prospekte, ganz zu den interessantesten Promenaden eignet. Mit meiner Lieblings-Grabeskirche fange ich jedesmal an, und höre damit auf – wie das Menschenleben – das auch vom Tode ausgeht und damit endet. Der Architekt, welcher diesen prächtigen Dom baute, hat in Zierraten und Verhältnissen sich ganz vom Gewöhnlichen entfernt. So steigen z. B., von außen neben dem Portal, zwei Jakobsleitern mit hinanklimmenden Engeln, bis an das Dach empor, wo sich die Kleinen hinter den Giebeln verlieren. Gar lieblich sind die emsigen Himmelsstürmer anzusehen, und wie mich dünkt, ganz im Geiste jener phantasiereichen Architektur erfunden, die das Kindlichste mit dem Erhabensten, den ausgeführtesten Schmuck mit dem grandiosesten Effekt der Massen zu verbinden wußte, und sozusagen die ganze irdische Natur mit Wald-Kolossen und Blumen, mit Felsen und Edelsteinen (die bunten Fenster) mit Menschen und Tieren abbilden wollte, hierdurch aber am sichersten die heilige Stimmung nach jenseits hervorrief. – Mir ist sie immer als die echt romantische, i. e. echt deutsche, Bauart vorgekommen, aus unserm eigensten Gemüt entsprossen. Doch glaube ich, sind wir ihr jetzt entfremdet, da eine mehr schwärmerische Zeit dazu gehört. Wir können sie wohl noch einzeln bewundern und lieben, aber nichts mehr der Art schaffen, was nicht den nüchternsten Stempel der Nachahmung träge. Dampfmaschinen und Konstitutionen geraten dagegen jetzt besser, als überhaupt alle Kunst. Jedem Zeitalter das Seine. –
Da ich die Kontraste liebe, so begab ich mich heute abend, aus dem inhaltsschweren Tempel, unmittelbar auf den, in andrer Art ebenso wohlgefüllten und gleich stark illuminierten, Stadtmarkt – wo unter bedeckten Galerien alle Arten Viktualien verkauft werden. Alles ist hier einladend und elegant, der Gegenstand für tausend Meisterstücke flämischer Pinsel, und ein genußreicher Anblick für den Gastronomen, der hier seine Naturschönheiten bewundert. Enormere Stücke beef, saftrot in goldnem Fette zitternd, besser gemästetes, wie mit Eiderdaun gestopftes Geflügel, stolzeres Gemüse, schöngelbere Butter, saftigere Früchte und einladendere Fische sah mein erstauntes Auge nie! Alles war vom Glanze hundert bunter Lichter verherrlicht und mit Lorbeer und rotbeerigem Holly aufgeputzt. Statt eines Weihnachttisches, waren hundert aufgestellt, und die Karikaturen der verkaufenden Weiber glichen vortrefflich den Pfefferkuchenpuppen, wir Käufer aber den neugierigen und erstaunten Kindern. Schwerlich hätte die brillanteste Gesellschaft mich besser amüsieren können. Wenn ich einen gravitätischen Schöps ansah, der in jeder Pfote ein Inseltlicht hielt, und sich so selbst erleuchtete, oder eine hängende Poularde, der man einen roten Wachsstock auf die Kehrseite gepflanzt hatte, einen Kalbskopf mit einer Laterne zwischen den Zähnen, neben einem großen Gänserich, dem zwei Kirchenlichter vorleuchteten, oder einen Ochsenschwanz, durch den eine Gasröhre ging, die prätentiös im Flammenbüschel endigte – so machte ich mir die ergötzlichsten Vergleiche mit meiner assemblée in der Heimat, und fand die Ähnlichkeiten oft frappanter als die Portraits der berühmten Maler W... und S....
Man lebt hier weit wohlfeiler als in andern Städten Englands, besonders in den sogenannten boarding-houses, wo man für zwei oder drei Guineen wöchentlich, ganz vortrefflich bewirtet, und gut logiert wird, auch eine angenehme und ungenierende Gesellschaft findet. Equipage braucht man nicht, da portechaisen üblich sind.
Den 25sten
Achtundvierzig Stunden haben endlich den Himmel versöhnt, und der heutige Tag war, was man hier ›a glorious day‹ nennt, nämlich ein solcher, an dem zuweilen die Sonne hinter den Wolken hervortritt. Du ahnest ohne Zweifel, daß ich ihn nicht unbenutzt ließ. Ich erstieg einen Berg neben der Stadt, von dem man das ganze Weichbild derselben und fast jedes einzelne Haus übersehen kann. Die Abteikirche liegt, wie der Kern, in der Mitte; nach allen Seiten steigen die Straßen gleich Strahlen in die Höhe, und im tiefsten Grunde schlängelt sich das Silberband des Avon durch sie hin. Hierauf setzte ich meinen Weg, auf einer schönen Promenade, bis Prior Park fort, eine große und ehemals glänzende Besitzung, die ein stolzer Lord erbaut hat, jetzt aber ein demütiger Quäker inne hat, der das Schloß leer stehen läßt, und, der Konsequenz seiner Lehre getreu, im alten Stalle wohnt.
So ging der Vormittag hin; bei Dämmerung und Mondschein richtete ich einen zweiten Spaziergang nach der andern Seite der Stadt und fand dort den Anblick in der Stille der hellen Nacht noch prachtvoller. Der Himmel schimmerte in blaßgrüner Farbe, und an der rechten Hälfte derselben waren Massen schwarzer, tief ausgezackter Wolken gelagert. Die gegenüberliegenden Berge schnitten dagegen ihre sanft gerundeten Linien, unter dem Mondlicht, scharf gegen den klaren Himmel ab, während das ganze Tal ein blauer Nebel füllte, durch den man nur Tausende von Gaslampen flimmern sah, ohne die Häuser selbst zu erblicken. Es schien ein Dunstmeer, aus dem sich unzählige Sterne in verdoppeltem Feuer widerspiegelten.
Ich beschloß den Tag mit einem heißen Bade in der Haupt-Badeanstalt und fand die Einrichtung überall sehr bequem, reinlich und selbst wohlfeil, auch die Bedienung prompt und bescheiden.
Den 26sten
Die üble Angewohnheit, im Bett zu lesen, hat mir diese Nacht ein lächerliches Unglück zugezogen. Mein Haar nämlich fing unbemerkt Feuer, und ich mußte den Kopf in die Bettdecken wickeln, um es zu löschen. Schrecklich ist der angerichtete Schaden, denn die ganze eine Kopfhaarhälfte ist vernichtet, so daß ich mich über und über fast kahl habe scheren lassen müssen. Glücklicherweise besteht meine Stärke nicht in den Haaren.
Ein Brief von Dir tröstete mich beim Erwachen. Deine Fabel von der Nachtigall ist herrlich. Hätte L... das bedacht, und sich im zwanzigsten Jahre gesagt: Sei tot für die Welt bis zu Deinem fünfunddreißigsten, wie glänzend und glücklich könnte er jetzt (NB. nach dem Maßstabe der Welt) darin auftreten! Auch ich habe im Lauf dieser Zeit und noch jetzt oft die Welt und andere angeklagt, aber bei Licht besehenEs scheint, die Feuersbrunst direkt am Haupt, hat mich mehr als gewöhnlich erleuchtet. , ist dies doch ebenso töricht als ungerecht. Die Welt ist und bleibt einmal die Welt, und ihr alles Üble, das uns daraus entgegenkommt, zurechnen zu wollen, ist dem Kinde zu vergleichen, welches das Feuer bestrafen will, weil es sich die Finger daran verbrannt hat. L... soll also nichts bereuen, denn hätte er fünfzehn Jahre als Murmeltier vegetiert, so hätte er diese Zeit eben nicht gelebt, und folglich nicht erkannt. Es bleibt immer dabei: ›que tout est pour le mieux dans ce meilleur des mondes‹.
Indem ich Dir herzlich wünsche, dies gleichfalls immer einzusehen, empfehle ich mich Dir für diesmal zärtlichste und bin wie immer
Dein treuer L...