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Hundertundzwölfter Brief.
Usbek an ***.

Die Regierung des verstorbenen Königs war von so langer Dauer, daß man am Ende derselben den Anfang ganz vergessen hatte. Jetzt dagegen ist es Mode, sich ausschließlich mit den Ereignissen seiner Minderjährigkeit zu beschäftigen; man liest nur noch Memoiren über jene Zeit.

Folgende Rede wurde von einem von den Generälen der Stadt Paris Es soll hier Charles de Mouchi d'Hocquincourt gemeint sein, der im Jahre 1651 Marschall von Frankreich wurde. in einem Kriegsrat gehalten; ich muß jedoch bemerken, daß ich nichts davon verstehe.

»Meine Herren! Obgleich unsere Truppen mit Verlust zurückgeschlagen wurden, glaube ich doch, daß es uns leicht sein wird, diese Schlappe wieder gutzumachen. Ich habe ein druckfertiges Lied in sechs Strophen, das nach meiner Überzeugung alles wieder ins Gleichgewicht bringen muß. Ich habe mir einige sehr reine Stimmen ausgesucht, die, wenn sie aus der Tiefe gewisser kräftiger Kehlen ertönen, das Volk wundervoll hinreißen werden. Die Melodie hat bisher immer ausgezeichneten Erfolg gehabt.

Wenn das noch nicht genügen sollte, so lassen wir einen Kupferstich erscheinen, auf welchem Mazarin am Galgen hängt.

Zu unsrem Glücke spricht er kein gutes Französisch, sondern radebrecht es dermaßen, daß er sich unmöglich halten kann. Wir werden nicht verfehlen, das Volk auf seine lächerliche Aussprache recht aufmerksam zu machen. Erst vor einigen Tagen haben wir ihn bei einem so groben Verstoß gegen die Grammatik ertappt, daß man sich an allen Straßenecken darüber belustigte. (Anmerkung des Verfassers in der zweiten Ausgabe vom Jahre 1721, Köln, bei Pierre Marteau.)

Ich hoffe, noch ehe acht Tage verstreichen, wird das Volk den Namen Mazarin als einen Gattungsnamen für alle Last- und Zugtiere gebrauchen.

Seit unserer Niederlage hat ihn unsere Musik so wütend mit seiner Erbsünde geärgert, daß er, um nicht den Abfall der Hälfte seiner Partei zu erleben, alle seine Pagen hat entlassen müssen.

Ermannen Sie sich also; fassen Sie neuen Mut, und seien Sie gewiß, daß ihn unser Pfeifen über die Berge zurückjagen wird.«

Paris, am 4. des Mondes Chahban, 1718.



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