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Wenn Du hier wärest, großmächtiger Herr, so würde ich ganz bedeckt mit weißem Papier vor Dein Angesicht treten; und doch würde es noch nicht hinreichen, um allen Schimpf darauf zu schreiben, den Dein schwarzer Obereunuch, dieser boshafteste der Menschen, seit Deiner Abreise mir angethan hat.
Wegen einiger angeblicher Spottreden, die ich nach seiner Behauptung über seine unglückliche Lage geführt haben soll, ist mein Haupt den Angriffen seiner unerschöpflichen Rache ausgesetzt. Er hat den grausamen Aufseher Deiner Gärten gegen mich aufgereizt; seit Du fort bist, überbürdet mich dieser mit übermenschlichen Arbeiten, unter deren Druck ich tausendmal gemeint habe, sie würden mir das Leben kosten, ohne daß ich darum auch nur für einen Augenblick in meinem Diensteifer für Dich nachgelassen hätte. Wie oft habe ich zu mir gesagt: »Mein Herr ist von Güte erfüllt, und doch bin ich der unglücklichste Sklave auf der Erde!«
Ich gestehe Dir, großmächtiger Herr, ich hätte niemals geglaubt, daß ich noch zu größerem Elend bestimmt sei; aber dieser verruchte Eunuch wollte seiner Bosheit die Krone aufsetzen. Vor einigen Tagen bestimmte mich seine willkürliche Entscheidung zum Hüter Deiner erhabenen Gemahlinnen, d. h. zu einer Verstümmelung, die für mich tausendmal grausamer sein würde als der Tod. Wer schon bei seiner Geburt das Unglück gehabt, von seinen grausamen Eltern einer derartigen Operation unterzogen zu werden, tröstet sich vielleicht darüber, da er niemals einen andern Zustand kennen gelernt hat. Aber wenn man mich meiner Menschenwürde durch Entmannung gewaltsam beraubte, so würde der Schmerz mich töten, wenn ich nicht dieser barbarischen Mißhandlung erläge.
In tiefster Demut, erhabener Gebieter, küsse ich Dir die Füße. O, laß mich die Kraft Deiner allverehrten Tugend empfinden, damit es Dir nicht nachgesagt werde, daß durch Deinen Willen ein Unglücklicher mehr auf Erden weilt.
Fatmehs Gärten, am 7. des Mondes Maharram, 1713.