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In Paris herrscht Freiheit und Gleichheit. Weder Geburt noch Tugend, ja nicht einmal das Verdienst, das im Kriege erworben wurde, wie glänzend es auch sei, hebt einen Mann über die Menge, in der er sich verliert. Standesneid ist hier unbekannt. Wer die besten Pferde vor seinem Wagen hat, der gilt in Paris als der Erste.
Ein großer Herr ist ein Mann, der den König sieht, mit den Ministern verkehrt, Ahnen, Schulden und Pensionen hat. Wenn er außerdem noch seinen Müßiggang hinter einem Schein von Geschäftigkeit oder hinter einem angenommenen Hang zum Vergnügen verbergen kann, so hält er sich für den glücklichsten aller Menschen.
In Persien giebt es weiter keine Großen, als diejenigen, denen der Monarch einen Teil der Regierungspflichten überträgt. Hier dagegen giebt es Leute, welche durch ihre Herkunft groß sind und dennoch keinen Einfluß besitzen. Die Könige machen es wie die geschickten Handwerker, welche sich bei ihren Arbeiten immer der einfachsten Werkzeuge bedienen.
Die Gunst ist die große Gottheit der Franzosen. Der Minister ist der Hohepriester, welcher ihr gar manche Opfer bringt. Die, welche ihm zur Seite stehen, sind jedoch nicht weiß gekleidet; bald Opferer, bald Geopferte weihen sie sich selbst mit dem ganzen Volke ihrem Götzen.
Paris, am 9. des zweiten Mondes Gemmadi, 1715.