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Fünfzehnter Brief.
Der oberste Eunuch an den schwarzen Eunuchen Jaron zu Erzerum.

Ich flehe zum Himmel, daß er Dich hierher zurückführe und Dich in allen Gefahren behüte.

Obgleich ich kaum jemals jenen Bund, den man Freundschaft nennt, gekannt, sondern mich immer einsam in mich selbst zurückgezogen, habe ich doch unter Deinem Einflusse empfunden, daß ich noch ein Herz besitze; und während dies Herz gestählt war gegen alle jene Sklaven, die unter meinen Gesetzen lebten, beobachtete ich mit Freuden Deinen jugendlichen Entwicklungsgang.

Dann kam die Zeit, wo mein Gebieter seine Augen auf Dich warf. Noch hatte die Natur in Dir nicht gesprochen; als das Operationsmesser Dich für immer von ihr trennte. Ich will Dir nicht davon reden, ob ich Dich mehr beklagte oder mich freute, Dich zu mir erhoben zu sehen. Ich stillte Deine Thränen und Deine Wehklagen. Es war mir, als sähe ich Dich zum zweitenmale geboren werden und einer Knechtschaft, in der Du immer gehorchen mußtest, entrinnen, um in ein Verhältnis einzutreten, wo Du befehlen durftest. Ich nahm mich mit Sorgfalt Deiner Erziehung an. Die Strenge, des Unterrichts unzertrennliche Begleiterin, verbarg Dir lange meine Liebe zu Dir. Dennoch warst Du mir lieb; ja, ich darf sagen, daß ich Dich liebte wie ein Vater seinen Sohn, wenn sich die Namen Vater und Sohn auf unsern Zustand anwenden ließen.

Du stehst vor einer Reise in die Länder der Christen, welche niemals den Glauben gekannt haben. Mancherlei Befleckung wird dabei unvermeidlich sein; denn wie könnte der Prophet Dich inmitten so vieler Millionen seiner Feinde immer beschützen? Ich wünschte, mein Gebieter machte nach seiner Heimkehr eine Pilgerfahrt nach Mekka; im Lande der Engel Die Kaaba zu Mekka stand nach dem Glauben der Muhamedaner anfänglich im Himmel und wurde auf Muhameds Bitten auf die Erde versetzt. Sie ist beständig von Engeln bewohnt. würdet Ihr Alle wieder rein werden.

Im Serail zu Ispahan, am 10. des zweiten Mondes Gemmadi. 1711.