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Sechsundvierzigstes Kapitel.

Die Herrichtung der Sommerquartiere.

 

Nach beendeter Mahlzeit halfen Vater Sebald und Juno den beiden Seefahrern die Zeltleinwand nebst den Zeltstangen, sowie die Pflöcke und auch die Schaufeln an den Strand hinunter tragen.

»Ich meine,« bemerkte Wilhelm hierbei, »es wäre gut, wenn wir unser Bettzeug mitnähmen; wir könnten heute abend eins der Zelte aufstellen und dort schlafen; morgen früh errichten wir das andere und haben dann ein gut Stück Arbeit hinter uns, wenn wir wieder zurückkommen.«

»Ein guter Gedanke, mein Junge,« antwortete Rüstig; »wir wollen sehen, was Juno uns an Proviant mitgeben kann und dann thun, wie du gesagt hast.«

Auch Vater Sebald billigte den Vorschlag seines Sohnes; Juno packte ein Stück Salzfleisch und einige Mehlkuchen ein, und nachdem man noch einige Flaschen Wasser und das nötige Handwerkszeug in das Boot geschafft hatte, machten die beiden sich auf die Reise.

Diese zweite Bootsfahrt war mühseliger als die erste, da sie eine nicht unbedeutende Ladung mit sich zu führen hatten; sie legten sich jedoch tüchtig in die Riemen und erreichten in angemessener Zeit ihr Ziel, wo sie die Sachen nicht nur an den Strand, sondern sogleich bis unter die nächste Baumgruppe, die Guaven, schafften.

»So,« sagte der alte Rüstig, als sie diese anstrengende Arbeit bewältigt hatten, »jetzt wollen wir uns nach einem guten Zeltplatz umsehen; derselbe darf nicht zu dicht am Walde liegen, da dort kein Wasser in der Nähe ist.«

»Wählen wir doch den Platz bei den Bananen,« schlug Wilhelm vor, »der liegt hoch genug, und zwischen den Bananen und den Yams befindet sich auch das Wasser.«

Rüstig war einverstanden; sie schritten dem Orte zu, wo die Bananen jetzt ihre schönen großen Blätter ausbreiteten und kamen überein, die Zelte an der nördlichen Seite derselben aufzuschlagen, wo dieselben der Bananengruppe wegen von der See aus nicht erspäht werden konnten, außerdem aber auch in der heißen Jahreszeit den notwendigen Schatten erhielten.

Sie machten sich ohne Zögern ans Werk und noch ehe der Abend niedersank, stand das Zelt fertig da. Ohne sich auszuruhen, griffen sie nun zu den Schaufeln und gruben in dem sumpfigen Wiesenland ein tiefes Wasserloch; schon ehe sie einige Fuß tief in den Boden eingedrungen waren, standen sie bis über die Knöchel in der schwärzlichen Flüssigkeit, die aus dem Erdreich quoll.

»An Wasser fehlt's hier nicht,« sagte Wilhelm, »es fragt sich nur, ob es auch trinkbar sein wird.«

»Deswegen habe ich keine Sorge,« entgegnete der Alte, »wenn das Wasser sich gesetzt hat, dann wird es klar werden, und in Bezug auf den Geschmack dürfen wir nicht allzu wählerisch sein; das Loch ist jetzt tief genug, damit ist für heute unser Tagewerk beendet.«

Sie kehrten zum Zelte zurück, sprachen dem gesalzenen Schweinefleisch und den Mehlkuchen tüchtig zu und streckten sich dann auf ihre Matratzen. Die Anstrengungen des Tages hatten sie erschöpft und so lagen sie bald in tiefem, wohlthätigem Schlaf.

Die frühe Sonne des nächsten Morgens fand unsere beiden Freunde bereits an dem Wasserloch; sie kosteten das Wasser und erklärten es für gut, obgleich es nicht so wohlschmeckend war wie das ihrer Quelle.

Sie wuschen sich, nahmen den Morgenimbiß ein und richteten das zweite Zelt auf, auf welches sie mehr Sorgfalt verwendeten, weil dasselbe für die Mutter und die Kinder bestimmt war. Zum Schluß entfernten sie das hohe Gras und das Gestrüpp in der Nähe der Zelte und ebneten den Boden nach Möglichkeit mit ihren Schaufeln.

»Jetzt, Wilhelm, mein Junge, bleibt uns noch eins zu thun,« sagte Rüstig; »wir müssen Steine vom Strande holen und einen Kochherd für Juno bauen. Wir nehmen ein Stück Segeltuch mit und packen es voll, so geht es am schnellsten.«

Nach einer Stunde stand der Herd fertig da, und Wilhelm und sein alter Freund betrachteten nun noch einmal prüfend ihr Werk.

»Ich meine, das giebt hier einen recht hübschen Sommeraufenthalt ab,« sagte Rüstig.

»Ja,« stimmte Wilhelm bei, »und ich bin fest überzeugt, daß er auch Mamas Beifall finden wird.«

»Nach einigen Wochen,« fuhr der Steuermann fort, »haben wir Bananen in Hülle und Fülle; schau nur, wie die Bäume schon in Blüte stehen. Jetzt aber müssen wir machen, daß wir heimkommen. Am Nachmittag sind wir wieder hier, und auch wohl die nächste Nacht.«

Zur Rückfahrt hatten sie wieder günstigen Wind und es war noch nicht zehn Uhr vormittags, als sie im Hause anlangten, wo die Arbeit sogleich von neuem begann.

Es mußten die Haus- und Küchengeräte ins Boot geschafft werden, dazu der größte Teil der Kleidungsstücke, wie auch Proviant für einige Tage; alles dieses war noch heute nach dem neuen Wohnplatz zu bringen; Rüstig und Wilhelm sollten daselbst übernachten, sich aber am Morgen frühzeitig hier einfinden, weil dann die ganze Karawane auf dem Landwege nach dem neuen Heim übersiedeln sollte.

Der kleine Albert lief jetzt schon ganz wacker und brauchte nur ab und zu noch getragen zu werden; Tommy und Karoline, Wilhelm, Juno und alle die andern hatten auf dem Zuge die Ziegen, Schafe und Lämmer zu treiben, wobei die Hunde nicht zurückbleiben würden. Die Hühner sollten in ihrem Stalle belassen werden, da es genügte, wenn Rüstig und Wilhelm gelegentlich nach ihnen sahen.


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